Passau. Der „Breast Cancer Awareness Month“ ist gerade erst vorbei, da folgt auch schon der nächste Aktionsmonat rund um die Krankheit Krebs. Seit 1985 finden weltweite Kampagnen statt, um auf das Thema Brustkrebs aufmerksam zu machen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht es dabei vor allem darum, Menschen darüber zu informieren und Frauen Hinweise in Sachen Vorsorge und Prävention zu geben. Der „Movember“ – auch bekannt als „No-Shave-November“ – richtet sich hingegen an die Gesundheit der Männer. Teil 1 unserer Hog’n-Serie „Krebs. Mehr als nur eine Diagnose“.
Vor genau 15 Jahren startete das Movember-Projekt in Australien. Die Gründer dieser Bewegung kommen aus Adelaide. Seither verzichten männliche Teilnehmer weltweit jeden November auf die Rasur des Oberlippenbartes, um ein Zeichen für die Männergesundheit zu setzen. Ähnlich wie im Brustkrebsmonat soll auch im „Movember“ das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass gesellschaftlich nach wie vor tabuisierte Erkrankungen wie Prostata- oder Hodenkrebs existieren – und jeden treffen können. Laut WHO sind rund 20 Prozent aller Todesfälle in Europa auf ein Krebsleiden zurück zu führen.
Wenn sich der „Feind“ in die Körperzelle einnistet
Krebs entsteht in den eigenen Körperzellen. Deshalb wird Krebs oft fälschlicherweise als Autoimmunerkrankung bezeichnet. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass der Körper bei einer Autoimmunerkrankung die körpereigenen Zellen angreift und diese als „Feind“ wahrnimmt. Bei einer Krebserkrankung hingegen entsteht der „Feind“ zwar in den Zellen, jedoch liegt das Problem nicht darin begründet, dass das Immunsystem die eigenen Zellen angreift. Mediziner sprechen daher – vereinfacht gesagt – von einem unkontrollierten Wachstum bösartiger Geschwülste auf der Zellebene des Körpers.
Krebs kann in allen Regionen des Körpers auftreten. Während es bei manchen Krebsarten bestimmte Risikofaktoren gibt, ist sich die Medizin bei anderen Ausprägungen noch nicht sicher, welche Auslöser dafür zugrunde liegen. Vermeidbare Risiken sind beispielsweise übermäßiges Sonnenbaden, das Experten zufolge Hautkrebs erregend sein kann. Auch das Rauchen von Zigaretten kann zu Krebs (vor allem zu Lungenkrebs) führen.
Aufgrund medizinischer Fortschritte und die voranschreitende Forschung gibt es von Jahr zu Jahr mehr Aktionen, die der Aufklärung und der damit einhergehenden Krebsvorsorge dienen. Erfreulicherweise scheint ein Großteil der Bevölkerung die Präventiv-Informationen ernst zu nehmen, denn: Immer mehr Menschen nehmen etwa an Projekten wie „Movember“ teil. Dennoch werden gewisse Ausprägungen der Krankheit, die vor allem den Intimbereich oder die Sexualorgane betreffen, häufig noch tabuisiert. Gerade Prostata- und Hodenkrebs gelten weitum als Problemstellungen, über die man(n) noch viel zu wenig spricht.
Weg vom Tabu – mit dem ersten Passauer Movember Run
„Prostata- oder Hodenkrebs sind sehr ernst zu nehmen“, erklärt Finn Kugelmann, Veranstalter des ersten Passauer Movember Runs gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n. Der 26-Jährige hat an der Uni Passau studiert und war bereits während seines Studiums als DJ und Veranstalter aktiv. Aufgrund seiner Tätigkeit in der Musikbranche erzielte er in den vergangenen Jahren eine hohe Reichweite in den sozialen Medien – und beschloss, diese für einen guten Zweck einzusetzen.
Durch die Musik knüpfte Finn Kugelmann viele Bekanntschaften – so lernte er unter anderem das Event Trio der „Villa TuNichtGut“ kennen – und holte es kurzerhand ins Movember-Organisationsteam. Auch sein Finnster & Maex–Kollege Max Naundorf ist mit von der Partie. Denn der Passauer weiß: „Je mehr Leute mit dabei sind, desto besser. Der Movember Run soll so viele wie möglich erreichen. Und wenn die Veranstaltung durch gute Musik und Spaß zu einem noch größeren Event wird – umso besser!“
Am Sonntag, 18. November (14 Uhr), findet der gemeinschaftliche Lauf durch die Passauer Innstadt statt. Bei dem sportlichen Event gehe es jedoch nicht ums Gewinnen, sondern vielmehr um einen „gemeinschaftlichen MO-ve“, wie Organisator Finn Kugelmann es nennt. „Alle, die Lust haben, sich sportlich zu betätigen, sind dazu eingeladen die sechs Kilomenter lange Innrunde mit zu laufen. Doch auch weniger Lauffreudige sind willkommen, die Runner anzufeuern und einen kurzweiligen Nachmittag bei guter Musik und mit Getränken aus dem Kaffeewerks zu verbringen.“ Die Startplätze sind kostenlos, jeder Läufer erhält vor dem Start ein Los für die anschließende Tombola. „Zudem wird es einen Stand mit T-Shirts und weiteren Artikeln geben, die das Movember-Schnäuzer-Logo tragen“, berichtet Kugelmann. Alle Einnahmen gehen dabei zu 100 Prozent an die Movember Foundation.
„Gemeinsam sind wir stark – niemand muss allein sein“
Neben dem Aufklärungsgedanken ist es den Movember-Run-Machern genauso wichtig, allen Betroffenen und deren Angehörigen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Das internationale Zeichen des Movembers – der Schnauzer – hält Finn Kugelmann für äußerst wirkungsvoll: „Mittlerweile gilt der Schnurrbart ja nicht nur im Gesicht als hip. Seit ein paar Jahren findet man etwa Beutel, Schmuck oder T-Shirts mit dem Motiv in etlichen Läden.“
Der 26-Jährige weiß, wovon er spricht. „Als ich das erste Mal vom Movember und somit von der Bedeutung des Schnurrbarts erfahren habe, war das ein reiner Zufall“, erinnert er sich. „Vor etwa sechs Jahren war ich in der Stadt unterwegs und sah einen Mann, der etwa in meinem Alter war. Er trug einen Schnurrbart, was damals noch recht selten bei jüngeren Männern vorkam. Also sprach ich ihn direkt an, da ich den Style cool fand.“ Die Antwort überraschte ihn, denn: Anders als erwartet, trug sein Gegenüber den Schnurrbart nicht aus modischen Gründen, sondern im Zuge des No-Shave-Movembers.
Davon inspiriert, beschloss der damals 20-Jährige sich mehr über Prostata- und Hodenkrebs zu informieren. Er nahm sich vor das Thema aus der Tabuzone zu holen. „Informationsbedarf ist definitiv noch da“, erklärt Finn Kugelmann. Deshalb sei er froh über alle, die seine Aktion unterstützen. Getreu dem Motto: „Gemeinsam sind wir stark – und niemand muss allein sein.“
Malin Schmidt-Ott
Die Partner des Movember Runs 2018: KaffeeWerk, INN RUN, MuK Aktiv e.V., Studio Weichselbaumer, Villa TuNichtGut, Penninger, Drang nach Klang und Sportlerparty Passau.