Freyung/Vimperk. Leoš Russ ist kein Unbekannter im Landkreis Freyung-Grafenau – sowohl auf der neu geschaffenen Schneelbuslinie von Grafenau über Freyung und Waldkirchen nach Passau dürfte ihm der ein oder andere bereits begegnet sein, als auch in der virtuellen Facebook-Welt. Denn dort macht der Busfahrer aus dem tschechischen Winterberg (Vimperk), der seit zwei Jahren für ein Freyunger Busunternehmen arbeitet, immer wieder mit beeindruckenden Perspektiven auf jene Bayerwaldstädte, die auf seiner Route liegen, auf sich aufmerksam. Seine große Leidenschaft gilt der Fotografie.

Leoš Russ in seinem Element: In den Busfahrer-Pausen sowie vor und nach Feierabend macht er sich mit seiner Digitalkamera auf die Suche nach fotografierenswerten Motiven, insbesondere in den Bayerwald-Städten Freyung, Grafenau und Waldkirchen.

„Tschechien ist schön“, sagt der 42-Jährige – und fügt sogleich in gebrochenem, aber gut verständlichem Deutsch hinzu: „Aber Bayern ist noch schöner“. Vor allem die Landstriche im Bayerische Wald haben es ihm angetan, seitdem er beruflich hier Fuß gefasst hat. Seiner Ansicht nach sind Freyung, Waldkirchen oder Passau „einfach fotogener“ als vergleichbare Orte in seiner Heimat. Als Busfahrer hält er dabei stets Ausschau nach interessanten Motiven, die er dann in seinen Pausen, an Haltestellen sowie vor und nach Feierabend mit seiner Digitalkamera ablichtet.

Wenn er fotografiert, vergisst er für den Moment den Stress

Vor etwa vier Jahren hat er die Fotografie für sich entdeckt. Zu seinen Lieblingsmotiven zählen vor allem Panorama-Aufnahmen von Städten sowie Bilder von markanten Bauwerken. Auch den Mond nimmt er gerne mal in den Fokus – oder er macht Zoom-Bilder von Flugzeugen, die am Himmel ihre Kondensstreifen hinterlassen. „Dabei muss ich immer die Luft anhalten, damit ich nicht zu zittern beginne und das Foto nicht verwackelt“, sagt Leoš Russ und schmunzelt.

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Leoš Russ macht auch gerne Aufnahmen in Schwarzweiß, so wie hier von der Brücke über die B533 bei Ahornöd.

Immer dann, wenn er Bilder macht, könne er gut Stress abbauen. Dann vergisst er für ein paar Augenblicke seine Sorgen. Etwa die um seine achtjährige Tochter, die autistisch ist und täglich von seiner Frau in eine „Spezialschule“ nach Strakonice (Strakonitz) gebracht wird. Die Fahrtstrecke: Viermal 30 Kilometer am Tag – zweimal hin, zweimal zurück. 120 Kilometer insgesamt. Die Benzinkosten sind enorm. Seine Frau, die sich um die Betreuung der Tochter kümmert, erhält von staatlicher Seite nur wenig Unterstützung. 240 Euro im Monat. Dabei steigen auch in Tschechien die Lebenshaltungskosten stetig an, wie Leoš Russ berichtet. „Ich muss arbeiten, hier Geld verdienen, damit es reicht.“

Besonders schön findet der 42-Jährige den Bayerwald zur Winterszeit. Wenn er etwa früh morgens oder abends, vor bzw. nach seiner Schicht, nahezu alleine in den Straßen Freyungs unterwegs ist und er die schneebedeckte Stadt im Schein der Straßenlaternen fotografieren kann. Dann fühlt er sich wohl und in seinem Element. „Das ist super“, sagt Leoš Russ, der sich selbst als einfachen Hobby-Fotografen bezeichnet, der gerne mit seiner Kamera etwas Neues ausprobiert.

Die Ergebnisse seines Hobbys stellt er dann bei Facebook ein, etwa in der Gruppe „Du kommst aus Freyung-Grafenau, wenn…“  So lässt er auch andere an seinem Blickwinkel auf die Welt des Bayerischen Waldes teilhaben – an der Perspektive eines Böhmerwäldlers, der den Woid jeden Tag aufs Neue entdeckt…

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da Hog’n


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