Regensburg. Der heiße, trockene Sommer hat für die deutsche Landwirtschaft dramatische Folgen: Die Bauern rechnen mit Ernteausfällen im Wert von mehr als einer Milliarde Euro. Das müsste nicht so sein, wissen die Verantwortlichen der „Interessengemeinschaft Gesunder Boden“ mit Sitz in Regensburg. Dessen Vorsitzender Franz Rösl sagt: „Es wird immer wichtiger, gesunde und humusreiche Böden aufzubauen, weil diese viel mehr Wasser aufnehmen können und damit die Pflanzen viel besser gegen Trockenheit schützen.“
Die Fähigkeit, Feuchtigkeit besser zu speichern, ist nach seinen Worten nur eine der positiven Folgen, würden Deutschlands Äcker wieder humusreicher. Mehr Humus führe auch dazu, dass Böden mehr Nährstoffe speichern könnten, weniger gedüngt werden müssten. Rösl und seine Mitstreiter der ursprünglich regional aktiven Initiative verstehen sich als Botschafter für gesunden Boden – und erhalten mittlerweile Anfragen aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland.
Je mehr Humus im Boden, desto fruchtbarer ist er
Franz Rösl beschäftigt sich von Berufs wegen intensiv mit dem, was unter der Erdoberfläche stattfindet: Am Regensburger Stadtrand baut der mittelständische Unternehmer in einem Tagebau Kalksandstein, Ton, Lehm und Braunkohle ab und betreibt zwei Erdenwerke. Durch seinen Beruf entwickelte er ein besonderes Interesse für das faszinierende Thema Boden. „In einer Hand voll Boden befinden sich mehr Organismen als Menschen auf der Erde“, sagt er. Heimat des Lebens in der Erde ist der Humus. Humus, das sind im Wesentlichen zersetzte – mit Fachbegriff „humifizierte“ – pflanzliche und tierische Bestandteile.
Die komplexen Stoffwechselprozesse, die in der bis zu etwa 30 Zentimeter dicken ersten Schicht des Bodens stattfinden, lassen sich in einem Satz zusammenfassen: Je mehr Humus im Boden ist, desto fruchtbarer ist der Boden. „Verbraucher erwarteten in den vergangenen Jahrzehnten von den Bauern jedoch vor allem günstige Lebensmittel in großer Menge, die Böden standen nicht im Fokus“, sagt Rösl. Die Folge: Die Böden leiden, werden langfristig zu einer Art „Steppe“. Der Humusanteil sinkt beständig. Er liegt schon heute oft unter zwei Prozent. Ursache dafür sind unter anderem die intensive, unausgewogene Düngung, aber auch die intensive Bewirtschaftung, enge Fruchtfolgen ohne Zwischenkulturen, die dem Boden wieder helfen würden, sich zu regenerieren.
„Dazu beitragen, die Böden für die Zukunft zu verbessern“
Und weiter: „Wir wollen mit unserer Arbeit dazu beitragen, die Böden für die Zukunft zu verbessern“, sagt Rösl. Deshalb gehe es darum, in einem Netzwerk aus Wissenschaftlern und Praktikern den Landwirten Informationen an die Hand zu geben, wie sich Humus wieder aufbauen lässt – ohne erhobenen Zeigefinger. Dazu gehört zum Beispiel praktisches Wissen, wie sich unbewusster Humusabbau vermeiden lässt und was wichtig ist, damit dauerhafter Humusaufbau gelingt. Ein Weg ist beispielsweise der Anbau von Zwischenfrüchten, um dem Boden neue „Energie“ zu geben. Konkret kann das beispielsweise eine spezielle Mischung aus Gräsern, Kräutern oder Hülsenfrüchtlern (Leguminosen) sein.