Trautmannsdorf. Ja, sie ist schon wieder a Stückerl reifer geworden seit ihrem letzten Album, die Karin Rabhansl, Singer-Songwriterin aus Trautmannsdorf in der Gemeinde Saldenburg. Auch die Haare sind anders, der Look, das Auftreten. Und doch ist sie noch dieselbe junge Musikerin, die nach wie vor mit ihren Songs die Herzen der Zuhörer zu erreichen versucht. Der Titel ihrer neue Scheibe, die die 31-Jährige hinsichtlich ihrer musikalischen Gangart als „Bavarian-Alternative mit einer leichten Grunge-Kante“ bezeichnet. lautet „Tod & Teufel“. Wir haben uns mit Karin Rabhansl über ihr aktuelles Werk unterhalten, über Sheryl Crow, Goethes Faust und den Verkauf ihrer Seele…

„Ich musste aber tatsächlich erst 30 werden, um mich zu trauen mit meiner eigenen Musik in solche Gefilde abzutauchen“, sagt Singer-Songwriterin Karin Rabhansl im Hog’n-Interview über ihr neues Album „Tod & Teufel“. Foto: Katja Ruge
Neues Album, neuer Look: Wie geht’s Dir momentan?
Mir geht’s super. Im Moment warte ich nur noch sehnlichst darauf, dass die Schallplatte rechtzeitig aus dem Presswerk kommt – mein erstes Vinyl! Ausserdem freue ich mich schon riesig auf die Album-Release-Party am 11. Oktober in meiner Wahlheimat Nürnberg – am nächsten Tag, am Freitag, 12. Oktober, geht’s gleich in Passau im Zauberberg weiter. Die Band und ich proben schon fleißig und jetzt haben wir auch noch Zuwachs bekommen: In Zukunft begleitet uns Julia Fischer, eine phantastische Keyboarderin und Sängerin, auf Tour. Wir sind jetzt quasi zu fünft auf der Bühne – mit fettem Orgel-Sound.
Manchmal ist’s g’scheid finster in so einer menschlichen Seele
„Ein düsteres Rockalbum mit krummen Taktarten und allerlei Geschrei. Eine Dämonenplatte“ ist im Beschreibungstext zur neuen Scheibe zu lesen. Klingt irgendwie nach Death-Metal. Erzähl uns mehr darüber: Hast Du eine 180-Grad-Wende hingelegt und Dich musikalisch nochmal komplett neu orientiert?
Haha, kein Death-Metal – wobei ich natürlich eine gewisse Zuneigung zu diesem Genre nicht leugnen kann. Dennoch ist meine Musik meilenweit vom Death-Metal entfernt. Ich würde das Album eher als Bavarian-Alternative mit einer leichten Grunge-Kante einordnen. Es gibt aber natürlich auch ziemlich klassische Karin-Rabhansl-Nummern wie „Wind“, „Erwachsen“ und „Hoam“ auf der Platte.

„Ich höre privat eher düsterere, melancholische Musik – es muss mich einfach berühren.“ Foto: Katja Ruge
Auf dem letzten Album „Anna“ habe ich ja schon angefangen etwas herum zu experimentieren. Mit „Tod & Teufel“ gehe ich den Weg konsequent weiter. Etwa mit extrovertierteren Stücken wie „Haut“, „Sie“ und „Liachtal“ – diese gehen bewusst an die Grenze, aber so soll das sein. Ich hab mir im Studio tatsächlich die Seele aus dem Leib gesungen bzw. geschrien, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Bei „Wenn I doad bin“ hat während meiner Gesangsaufnahme der Blitz eingeschlagen – und plötzlich war’s stockmauer-finster im Studio. Das war schon fast ein wenig gruselig.
Es heißt, Du bist mit dem neuen Album „abgetaucht in die Abgründe und Untiefen der menschlichen Seele“ – was hast Du dort alles gesehen und wahrgenommen?
Manchmal ist’s schon g’scheid finster in so einer menschlichen Seele – aber das hat natürlich auch seinen Reiz, vor allem künstlerisch. Ich höre privat eher düsterere, melancholische Musik – es muss mich einfach berühren. Wenn’s zu seicht ist, langweilt’s mich. Ich musste aber tatsächlich erst 30 werden, um mich zu trauen mit meiner eigenen Musik in solche Gefilde abzutauchen, weil ich es immer allen recht machen wollte. Ich habe gerade das Gefühl: Je älter ich werde, umso mehr ist’s mir wurscht, was andere denken. Weil ich selber weiß, was ich will – und das fühlt sich verdammt gut an.
„If it makes you happy“: Scheiße, was ist das für ein genialer Text!
Wie ist es zu dieser Erkenntnis gekommen?
Das lernt man schnell, vor allem in diesem Musikbusiness-Haifischbecken, mit den ganzen super-wichtigen Menschen, die Dir erzählen wie’s läuft. Wenn Du jung und naiv bist, lässt Du Dich noch leicht von dem ganzen schönen Bling-Bling-Schmarn blenden, aber irgendwann entwickelt man ein feines Näschen für Menschen, die es gut mit einem meinen. Denen muss man es auch nicht recht machen, weil die einen mögen wie man ist – und nicht versuchen einen zu ändern, oder in irgendeine Form zu pressen.

„Aber irgendwann entwickelt man ein feines Näschen für Menschen, die es gut mit einem meinen.“ Foto: Katja Ruge
Die Platte startet mit „Wenn’s Dir a Freid mocht“, einer Mundart-Version von Sheryl Crows „If it makes you happy“. Warum genau diese Nummer von Sheryl Crow?
Mit 16 war ich riesiger Fan von Sheryl Crow, hab sie dann aber über die Jahre ein wenig aus den Augen verloren. 2016 war ich im Urlaub in Schottland und hab in einem Plattenladen ihr Debut-Album „Tuesday Night Music Club“ von 1993 für ein Pfund mitgenommen. Daraufhin habe ich mich wieder etwas mehr mit ihr beschäftigt – und da ist mir wieder aufgefallen was für eine unfassbar großartige Frau sie ist: Backgroundsängerin von Michael Jackson, alleine in dieser Musiker-Männerdomäne und das schon Anfang der 90er, spielt mehrere Instrumente, schreibt ihrer Songs und die Musik selber usw.
So bin ich irgendwann wieder auf „If it makes you happy“ gestoßen und dachte mir: Scheiße, was ist das für ein genialer Text – der spricht mir grad total aus der Seele. 1996, als das Lied zu einem ihrer größten Hits wurde, war sie in meinem Alter – und irgendwie hat der Song auch perfekt in meine derzeitige Lebenssituation gepasst. Also hab ich den Text ins Bairische übersetzt. Netterweise hat Sheryl Crow den Titel freigegeben, was mich unfassbar gefreut hat – und jetzt ist er auf der neuen Platte. Ein riesiger Glücksfall!
Meine Seele ist schon ein ziemlich seltenes Exemplar…
„Wenn i doad bin“ lautet der Titel Deiner ersten Single-Auskopplung. Darin will der Teufel Dir Deine Seele abkaufen. Ein bekanntes Motiv aus Goethes Faust. Hast du Faust je gelesen?
Ich habe Faust in der Schule durchgenommen und in Auszügen gelesen. Jetzt habe ich tatsächlich noch überlegt, bevor die ersten Interviews fürs Album losgehen, Faust zu lesen, weil ich genau so eine Frage befürchtet habe – hab’s aber bisher leider noch nicht geschafft. Hast mich erwischt! Zumindest habe ich im Internet die Böhmermann-Zusammenfassung geschaut. Wobei ich bei „Wenn I doad bin“ eher an Robert Johnson gedacht habe, der in Clarksdale-Mississippi seine Seele an den Teufel verkauft hat, um der beste Gitarrist der Welt zu werden. Faust kommt aber in „Wind“ vor, wo ich das Zitat: „…was die Welt im Innersten zusammen hält…“ etwas entfremdet habe.
Was müsste man Dir bieten, damit Du Deine Seele verkaufst?
Leider musste ich mich zum absoluten Stillschweigen verpflichten, das stand im Seelenvertrag. Deshalb, duad ma leid: TOP SECRET.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Da ich ja meine Seele an den Teufel verkauft habe, bin ich wunschlos glücklich und freue mich auf alles, was kommt. Meine Seele ist schon ein ziemlich seltenes Exemplar, also dürfte das schon so einiges sein…
Klingt spannend. Wir wünschen Dir weiterhin viel Freude mit der Musik.
Die Fragen stellte: Stephan Hörhammer