Perlesreut/Passau. Flach, flacher – Flachwitz. Während der Duden bisher noch keine Definition für jene bestimmte Art von Witzen bietet, findet der Nutzer eines Online-Forums folgende, recht passende Umschreibung: „Flachwitze sind Witze, deren Humorniveau die Höhe einer Teppichkante hat.“ Häufig geht’s dabei um Wortspiele, die – wie es der Name verrät – als besonders flach und somit etwas geistlos daherkommen. In einigen Fällen entstehen die Gags auch durch einfache Versprecher – oder aber durch die Autokorrektur des Handys…
Ob es nun die Autokorrektur war oder doch ein beabsichtigter, gewollter Wortwitz, kann Florian Bauer nicht (mehr genau) sagen. Wohl aber, dass ihm die Idee der Verbildlichung von Flachwitzen am 30.06.2017 kam: „An diesem Tag wurde das Gesetz der Ehe für Alle verabschiedet“, erinnert sich der heute 23-Jährige.
„Zeichnen und malen kann ich wann und wo ich will“
Der aus Hirtreut in der Gemeinde Perlesreut stammende Bauer nutzt seit dem Studium die Handy-App Jodel – eine Plattform, auf der Nutzer anonyme Posts teilen können. „Als das Gesetz verabschiedet wurde, war Jodel voll mit Ehe-für-Alle-Sprüchen“, erzählt er weiter. „Ich weiß es natürlich nicht genau, jedoch vermute ich mal, dass es sich bei diesem einen Text nicht um einen versehentlichen Tippfehler handelte“, meint er und lacht. Der Satz, auf den er anspielt, lautete: „Heirat für Aale.“ Belustigt durch diesen Post begann er damals sogleich damit, sein erstes Flachwitze-Bild zu illustrieren.
Der Maschinenbauer hatte schon immer ein Faible fürs Malen: „Seit ich mich erinnern kann, hab ich gerne gezeichnet“, sagt er. Spaßbilder zählten dabei immer schon zu seinen Vorlieben – im Laufe der Jahre gesellten sich weitere hinzu: „Das Tolle an meinem Hobby ist, dass ich zeitlich flexibel bin. Ich arbeite heute als Entwicklungsingenieur und bin viel unterwegs. Zeichnen und malen kann ich wann und wo ich will – das ist schon praktisch.“
Nach dem Heirat-für-Aale-Einstieg geriet Bauers Fantasie dann so richtig in Wallung – er hatte Blut geleckt und begann damit, eine erste Serie von Bildern zu kreieren. Einfach so, aus Spaß an der Freude. Druck, etwas neues zu schaffen, gab es von Anfang an nicht. Alles konnte, nichts musste. „In Anlehnung an den Aal-Spruch habe ich einfach mal drauflos gezeichnet. Da ich die Idee witzig fand, habe ich das Aal-Bild dann bei Jodel eingestellt.“
„Irgendwann ist mir die Idee mit den Spenden gekommen“
„Die Reaktionen der anderen Nutzer haben mich wirklich überrascht“, erinnert sich Florian Bauer. Denn die Zeichnung kam gut an beim Jodel-Publikum: Innerhalb kürzester Zeit erhielt sie derart viele positive Rückmeldungen, dass sie es am Ende in die sog. Top-Jodel-Liste (ein Verzeichnis der am besten bewerteten Posts) schaffte. Zahlreiche Kommentare drehten sich dabei um die Frage, ob es denn noch mehr Zeichnungen dieser Art gebe – viele Nutzer schlugen gar weitere Wortspiele vor. „Und weil ich Spaß daran hatte, habe ich weitergemacht und noch andere Bilder erstellt und veröffentlicht“, berichtet der junge Perlesreuter.
Nach und nach fertigte der 23-Jährige immer mehr Zeichnungen an, gab ihnen den Titel des ihnen zugrunde liegenden Wortspiels und postete sie in der anonymen Jodel-App. Außerdem führte er seinen eigenen Hashtag ein. Wenn jemand im Netz nach dem Begriff #illustrierteFlachwitze sucht, wird er direkt zu Florian Bauers Werken weitergeleitet.
„Mir wäre nie in den Sinn gekommen, meine Zeichnungen zum Verkauf anzubieten“, so der Hobby-Künstler. Doch dessen Arbeiten entpuppten sich bereits nach kurzer Zeit als gefragte Kunstobjekte. „Ich habe die Bilder nie für so gut gehalten, dass man Geld dafür verlangen könnte“, betont er. „Da es aber schade gewesen wäre, sie in einer Schublade vergammeln zu lassen, während sich Leute da draußen ernsthaft für sie interessieren, ist mir irgendwann die Idee mit den Spenden gekommen.“ So könne man dem Ganzen auch etwas Sinnvolles verleihen, erklärt der Zeichner.
Spaßbilder über Wortspiele, die einem guten Zweck dienen
Florian Bauers Bilder haben keinen Festpreis, der Käufer darf selbst entscheiden, wie hoch der Spendenbetrag ausfallen soll. „Das so eingenommene Geld geht direkt an die DKKS, die Deutsche Kinderkrebsstiftung.“ Auf die Frage hin, wieso er sich für genau diese Einrichtung entschieden habe, meint er: „Das ist schwer in Worte zu fassen. Das tückische an der Krankheit ist, dass niemand davor sicher sein kann. Es kann jeden Menschen treffen, sei es der Nachbarsjunge oder die kleine Schwester. Für die Betroffenen und deren Angehörigen ist die Krankheit ein gewaltiger Schicksalsschlag. Hier kommt die DKKS ins Spiel.“ Die Mitarbeiter der Deutschen Kinderkrebsstiftung begleiten die kleinen Patienten auf deren schweren Weg, stehen Eltern und Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite und versuchen so alle Beteiligten bestmöglich zu unterstützen.
Spaßbilder über Wortspiele, die einem guten Zweck dienen – mit dem Einsatz und der Umsetzung seiner Ideen ist Florian Bauer ein gutes Beispiel dafür, wie Soziale Netzwerke und Apps positiv genutzt werden können. Mit seinem Schaffen bringt der 23-jährige Hobbyzeichner die Menschen zum Schmunzeln, nimmt die ein oder andere Redewendung aufs Korn und trägt mittels Spendengeldern dazu bei, die DKKS zu unterstützen. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus: „Ich bin vielleicht ein Land-Ei, aber nicht unbedingt einfältig“, sagt er – und ergänzt: „Apropos Land-Ei – da kommt mir doch glatt die Idee für das nächste Bild…“
Malin Schmidt-Ott