Waldkirchen. Eigentlich ist das Aus für das Waldkirchener Krankenhaus bereits seit Ende 2015 beschlossene Sache – mit 39 zu 14 Stimmen hatte sich der Kreistag damals für die Beendigung der akutstationären Versorgung in der größten Stadt des Landkreises Freyung-Grafenau entschieden. Umgesetzt werden soll diese politische Absichtserklärung in den kommenden Wochen und Monaten bzw. Anfang 2019. Das Akutkrankenhaus Waldkirchen ist demnach zum Jahreswechsel Geschichte – und wird einem ambulanten Versorgungsangebot weichen. Diejenigen zwei Männer, die sich damit (noch) nicht abfinden wollen, heißen Andreas Tausch (44) und Karl-Heinz Krenn (75) aus Waldkirchen. Sie kämpfen weiterhin mit all ihrer Energie für den Erhalt des medizinischen Standortes Waldkirchen. Und sie haben neue Hoffnung geschöpft…

Ende 2018 bzw. Anfang 2019 soll das Akutkrankenhaus in Waldkirchen einer ambulanten Versorgung weichen. Fotos: Hog’n-Archiv

Am 22. Juni hatte Tausch (bekannt durch seine Online-Petition „Freies Waldkirchen – Wechsel in den Landkreis Passau“ im Jahr 2016) die erste Niederbayern-Sprechstunde des neuen Ministerpräsidenten Markus Söder dazu genutzt, um diesen auf sein Vorhaben, die Akutversorgung Waldkirchen irgendwie doch noch retten zu können, aufmerksam zu machen. Und scheinbar hat der bayerische Regierungsschef Tauschs Wunsch erhört – zumindest lässt ein Kabinettsbeschluss vom 24. Juli 2018, den der 44-jährige Waldkirchener dem Onlinemagazin da Hog’n mit der Bitte um Berichterstattung per E-Mail zuschickte, diesen Rückschluss zu.

„Die falsche Entscheidung nochmal überdenken“

„Staatsregierung beschließt Meilensteine für bestmögliche medizinische Versorgung“ heißt es von Seiten der Staatsoberen. Diese etwas plakativ anmutende Aussage wird in der entsprechenden Pressemitteilung wiefolgt ausgeführt: Mit diesem Programm will Bayern „die medizinische Versorgung der Menschen im ländlichen Raum“ sicherstellen. „Der Freistaat greift den betroffenen Landkreisen unter die Arme und übernimmt während der Umsetzung eines Umstrukturierungskonzepts künftig 85 Prozent der Summe, mit der ein Landkreis die Betriebskostendefizite betroffener Krankenhäuser für die Jahre 2019, 2020 und/oder 2021 ausgleicht. Die Förderung ist auf 1 Mio. Euro pro Jahr bzw. 2 Mio. Euro pro Jahr bei trägerübergreifender Kooperation gedeckelt. Diese finanzielle Unterstützung hilft dem Träger, die erforderlichen strukturellen Anpassungen zur Schaffung einer künftig tragfähigen Krankenhausstruktur vorzunehmen.“

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39 zu 14 – mit diesem Ergebnis stimmte der Kreistag am 26. Oktober 2015 für das Ende der Akutversorgung in Waldkirchen.

Andreas Tausch und Karl-Heinz Krenn interpretieren diesen Beschluss auf die Art, dass für die Akutversorgung Waldkirchen noch Hoffnung besteht. „Ich möchte die Landkreispolitik nochmal auf das Thema hinlenken, die falsche Entscheidung von vor drei Jahren nochmal zu überdenken. Noch ist es nicht zu spät. Es gibt jetzt sogar Hilfe aus München. Auch müssen sich die Stadträte aus Waldkirchen auf die Hinterfüße stellen“, fordert Tausch in einem Schreiben, das auch dem Hog’n vorliegt. Und auch Mitstreiter Krenn schlägt in dieselbe Kerbe: „Im Landratsamt scheint das Angebot der Staatsregierung, Waldkirchen durch finanzielle Hilfen zu erhalten, noch nicht durchgedrungen zu sein. Denn obwohl die Zeit drängt, hat man dazu bisher noch kein Wort gehört.“

„Die Umstrukturierung wird durch den Freistaat unterstützt“

Diese Aussagen sind nur ein kleiner Auszug dessen, was die beiden Krankenhaus-Befürworter in letzter Zeit an Argumenten, Zahlen und Daten zusammengetragen haben. Während Karl-Heinz Krenn dabei mehrmals betont, dass die Waldkirchener Akutversorgung schwarze Zahlen schreibe und deshalb wirtschaftliche Argumente für die Schließung alles andere als stichhaltig seien, mobilisiert Andreas Tausch mit einem von ihm als „Manifest“ bezeichneten Offenen Brief noch einmal die Bevölkerung, um sich weiter für den Erhalt der Einrichtung zu engagieren. Bei einem Treffen am 8. September sollen dann alle Unterstützer jener öffentlichen Erklärung zusammenkommen und gemeinsam unterschreiben, so das Ziel des 44-Jährigen.

„Zum Jahreswechsel wird die akutstationäre Versorgung am Standort Waldkirchen beendet, erhalten bleibt ein ambulantes Angebot“, betont Landkreis-Sprecherin Judith Wunder.

Feststeht: Auch drei Jahre nach per Kreistagsbeschluss eingeleiteten Ende des Waldkirchener Krankenhauses wird in Teilen der FRG-Bevölkerung, insbesondere in der Heimatstadt von Tausch und Krenn, weiter hitzig diskutiert. Immer noch wollen viele Bürger die mehrheitlich beschlossene Entscheidung des Gremiums nicht akzeptieren – und kämpfen weiter verstärkt dagegen an.

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Auf die politische Legitimierung durch die Abstimmung im Oktober 2015 beruft sich auch Judith Wunder, als sie die Hog’n-Nachfrage, ob der angesprochene Kabinettsbeschluss vom Juli 2018 noch Einfluss auf das Ende der Waldkirchener Akutversorgung hätte, beantwortet. „Zum Jahreswechsel wird die akutstationäre Versorgung am Standort Waldkirchen beendet, erhalten bleibt ein ambulantes Angebot“, betont die Landkreis-Sprecherin dabei noch einmal. Und ergänzt: „Diese Umstrukturierung wurde durch den Freistaat Bayern unterstützt, der Landkreis erhält investive Zuschüsse.“

Ehrenwertes Engagement, aber wohl vergebens…

Generell ist es laut Wunder erfreulich, dass der Freistaat sich nun des zentralen Problems der Krankenhäuser annehme. Die Staatsregierung hätte somit endlich erkannt, dass die laufenden Betriebskosten – allen voran in kleinen Strukturen – kaum noch durch die Einnahmen gedeckt werden könnten. „Freilich stellt der Kabinettsbeschluss auch heraus, dass die finanzielle Unterstützung für die ländlichen Krankenhäuser dem Träger helfen soll, die erforderlichen strukturellen Anpassungen zur Schaffung einer künftig tragfähigen Krankenhausstruktur vorzunehmen. Genau das passiert jetzt im Landkreis Freyung-Grafenau“, macht die Landkreis-Sprecherin deutlich. „Zum Inhalt der angekündigten Förderrichtlinie ist bisher noch nichts bekannt, insbesondere auch nicht dazu, wie genau eine ‚künftig tragfähige Krankenhausstruktur‘ definiert werden soll und welche Maßstäbe dafür gelten werden.“

Bürgersprechstunde bei Ministerpräsident Markus Söder (von links): Andreas Tausch und Bürgerbeauftragter Klaus Holetschek. Foto: Tausch

Fazit: Der Kabinettsbeschluss kommt für Waldkirchen wohl zu spät, sofern die bis dato nicht veröffentlichten Richtlinien überhaupt für diesen Standort noch infrage kommen würden. Das Ende der Akutversorgung ist bereits seit mehr als drei Jahren beschlossene Sache – eine Entscheidung, bei der es sich um einen demokratischen Mehrheitsbeschluss der Freyung-Grafenauer Kreisräte handelt – und die wohl auch nicht mehr zurückgenommen wird. Insofern ist das Engagement von Andreas Tausch und Karl-Heinz Krenn ehrenwert, aber wohl vergebens…

Waldkirchens Bürgermeister Heinz Pollak, der sich ebenfalls lange Zeit für den Erhalt der Einrichtung einsetzte, war trotz mehrmaliger Anfrage nicht für eine Stellungnahme gegenüber diesem Onlinemagazin bereit.

Helmut Weigerstorfer


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