Waldkirchen. Seit eineinhalb Jahren weiß der Betreiber des Waldkirchner Minigolf-Platzes, Marco Baier, dass die Anlage nach 51 Jahren nicht mehr so bleiben kann, wie sie ist. Ein Teil muss weg, weil die Kirche ihm die Pacht für das Grundstück gekündigt hat, auf dem die Caritas nun bauen will.
Seit gut einem Jahr verwendet Baier sehr viel Zeit dafür, sehr viele Leute davon zu überzeugen, dass die Anlage toll für das Gemeinwohl ist: Hier trifft Jung auf Alt, hier werden auch Behinderte nicht ausgeschlossen, Vereine, Schüler – alle haben hier ihren Spaß. So eine Anlage darf nicht sterben. Das verbreitet er über Facebook – mit markigen Worten wie „KEIN KINDERLACHEN MEHR“ oder „CARITAS-BAGGER ROLLT IN FAMILIENPARADIES“. Damit erregt er die Gemüter – sowohl die seiner Unterstützer, als auch die seiner „Gegner“.
Während so mancher die Aktionen übertrieben findet, erreicht er mit seinen Hilferufen zahlreiche andere: 30.000 Leute waren es auf Facebook. 3.000 Unterschriften hat er vor Ort am Minigolfplatz gesammelt für den Erhalt des Platzes. Mit Fotos hat er dokumentiert, wie viele Kinder hier lachen. Kurz bevor er einen Teil des Platzes räumen musste, weil der Bagger anrückte, hat er einen Hilferuf an den Bischof geschickt und sämtliche Medien der Region darüber informiert. Er wollte Aufmerksamkeit – und hat sie bekommen.
Heinz Pollak bringt die Baugenehmigung nicht persönlich vorbei
Aber wozu nutzt ihm dieser ganze Aufwand?
Am liebsten wäre es Marco Baier wohl gewesen, wenn er an Ort und Stelle weitermachen hätte dürfen. Wenn die Caritas gesagt hätte: Minigolf spielen auch alte Leute gern mal – passt doch zu unserem Seniorenheim, integrieren wir den Platz doch in unser Bauvorhaben. Die soziale Verantwortung der Caritas reicht aber nicht so weit, dass sie ein privates Unternehmen erhalten muss – auch wenn es so vielen Kindern ein Lachen ins Gesicht zaubert.
Baiers Forderung, die Bagger hätten nicht unbedingt zwei Wochen vor Ende der Hauptsaison anrücken müssen, ist aus seiner Sicht völlig plausibel. Dass ein großer Baustellenbetrieb aber darauf keine Rücksicht mehr nimmt, nachdem der Minigolf bereits acht Monate nach der ordentlichen Kündigung weiterlaufen durfte, ohne dass Pacht verlangt wurde, ist ebenso plausibel.
Spätestens jetzt, da der Bagger angerückt ist, ist definitiv klar, dass der Minigolf umziehen muss. Denn das übrig bleibende Gelände ist zu klein. Nun pocht Baier darauf, endlich das benachbarte Grundstück nutzen zu dürfen. Sein Privatgrundstück, für das er keine Pacht zahlen müsste. Dieser Umzug ist aber mit viel Bürokratie – Anträgen, Genehmigungsverfahren – verbunden. Mag sein, dass viele Unterstützer auf Facebook und Unterschriftenlisten Vorteile bringen, wenn es um eine Entscheidung im Bauausschuss geht. Sie bewirken aber definitiv nicht, dass Heinz Pollak dem Minigolfbetreiber seine Baugenehmigung umgehend persönlich vorbei bringen wird…
Marco Baier wird das nicht unkommentiert lassen
Marco Baier gibt offen zu: Er hat keinerlei Kapital, das er in einen neuen Platz investieren könnte. Daher seien auch alle Alternativgrundstücke von vornherein durchgefallen – denn hier hätte er baulich viel verändern müssen. Auch dieses Problem werden weder Unterschriftenlisten, noch die geplante Bobby-Car-Demo vor dem Rathaus lösen.
Wenn er allerdings seine 30.000 Unterstützer auf Facebook noch einmal mobilisieren würde und sie überzeugen könnte, nicht nur „Gefällt mir“ zu klicken, sondern je einen Euro für den Minigolfplatz zu spenden – dann wäre Grundkapital da, um neu anzufangen. Neu anzufangen an einer anderen Stelle, wo eine Baugenehmigung leichter zu bekommen wäre, wo er auch nach 18 Uhr Gäste bewirten darf, wo Parkplätze vorhanden sind und wo er einen großen Spielplatz zusätzlich zum neuen Minigolf bauen darf.
Und ich ahne voraus: Marco Baier wird den letzten Satz nicht unkommentiert lassen und einwenden, dass er auch auf seinem Grundstück am Karoli genügend Parkplätze hätte und dass der Minigolf-Betrieb nach 18 Uhr so leise ist, dass er auch die benachbarten Senioren nicht stören würde. Er wird nicht aufgeben, seine Argumente vorzubringen. Ob es ihn weiterbringt? Oder ob dadurch nur viele Leute dazu verleitet werden, via Facebook-Kommentaren auf die Caritas und die Stadt Waldkirchen zu schimpfen, weil sie nicht genug dafür tun, den Minigolf zu retten? Vielleicht wäre es an der Zeit, Kompromisse einzugehen.
Kommentar: Sabine Simon