Röhrnbach. Ende September findet sie wieder statt: Die große Arbeits- und Ausbildungsbörse (kurz: AuA) des Landkreises Freyung-Grafenau. Sie soll allen, die einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz suchen, die Chance bieten, Firmen aus der Region aus erster Hand kennen zu lernen. Vor allem aber bietet die Messe den hiesigen Unternehmen die Möglichkeit, Arbeitskräfte zu akquirieren. Denn die Wirtschaft im Landkreis boomt – da ist jede verfügbare Arbeitskraft gefragt.
„Mittlerweile können wir nicht mehr von einem Fachkräftemangel sprechen, sondern allgemein von einem Kräftemangel“, sagt Hans Haugeneder. Der Geschäftsführer des Jobcenters Freyung-Grafenau weiß, dass die Firmen im Landkreis mittlerweile nicht nur gut qualifizierte Fachkräfte suchen, sondern Arbeitskräfte generell. Auf ein Rekordtief von 1,9 Prozent ist die Arbeitslosenquote in der Region Freyung-Grafenau im Mai 2018 gesunken. Seitens eines großen Betriebs habe er vor Kurzem gehört, dass man derzeit jeden gebrauchen könne, der einen Akkuschrauber bedienen kann. Die Unternehmen geben Haugeneder zufolge auch gesundheitlich-eingeschränkten oder schlechter-qualifizierten Personen mittlerweile Chancen – weil ihre Arbeitskraft dringend benötigt wird.
Haidl: „Wir dürfen nicht still auf unserem Stuhl sitzen“
„Du musst Kunststücke aufführen, damit du Leute kriegst“, bestätigt auch Florian Haidl, Junior-Chef des Fenster- und Türenbauers Haidl aus Röhrnbach. Im Atrium der Firma Haidl findet die Arbeits- und Ausbildungsmesse auch in diesem Jahr wieder statt. Am 29. September werden sich dann dort 50 Firmen aus dem Landkreis präsentieren. Die Firma Haidl ist selbst auch vertreten und will sich – wie schon bei den vorangegangen Arbeitsbörsen – wieder um einen attraktiven Auftritt bemühen. 2016 konnten die Besucher des Haidl-Messestands Fenster zertrümmern – um zu sehen, wie sie aufgebaut sind und aus wie vielen Einzelteilen sie hergestellt werden. So lockt man Leute an – und kann mit ihnen ins Gespräch kommen.
Im Produktionsbereich sucht der Fensterbauer dringend nach Personal. „Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist zweigeteilt“, erklärt Florian Haidl. „Für den Bürobereich hatten wir im vergangenen Jahr 50 Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Für den Produktionsbereich – null.“ Auch aus anderen Betrieben höre er immer wieder, dass keine mehr eine Ausbildung im Handwerk beginnen wolle, obwohl der Spruch „Handwerk hat goldenen Boden“ wieder an Bedeutung gewonnen habe.
„Wir dürfen nicht still auf unserem Stuhl sitzen und warten, dass es besser wird“, gibt sich Haidl junior kämpferisch. Deshalb macht der Fensterbauer bei der Arbeitsmesse mit. Dass sich die Firmen hier nicht nur angehenden Azubis präsentieren, sondern auch Arbeitssuchende aus der Region angesprochen werden – nicht nur Fachkräfte, sondern jeder, der einen Job sucht -, ist laut Landrat Sebastian Gruber das Besondere an der „AuA“. Die schwierige Situation, Arbeitskräfte zu finden, stehe auch bei seinen Gesprächen mit den Firmeninhabern des Landkreises stets im Mittelpunkt. Die Auftragslage dagegen sei gut – auch Themen wie Infrastruktur und Breitbandausbau gelten Gruber zufolge eher als zweitrangige Probleme hinter der Personalsuche.
Haugeneder: „Selber hingehen und mit den Betrieben reden“
Gemäß den Worten von Regionalmanager Stefan Schuster ist es vor allem für kleinere handwerkliche Betriebe nicht gerade einfach, sich die Zeit zu nehmen, um an der Messe teilzunehmen. Auch diesmal wollen aber wieder viele unter Beweis stellen, was ihr Betrieb zu bieten hat. Die Besucher der Arbeitsmesse können dann etwa wieder ausprobieren, wie Lackieren funktioniert oder selbst eine Fußbodenheizung verlegen. Diesmal sei auch die KfZ-Innung sowie die Metall-Innung am Start – stellvertretend für viele KfZ- und Metall-Betriebe im Landkreis. Neben handwerklichen Unternehmen präsentieren sich auch Industriebetriebe, Kliniken und pflegerische Einrichtungen, genauso Dienstleister und Behörden wie Polizei und Landratsamt.
Was am Ende an Zählbarem bei einer Messe wie der AuA für die Firmen tatsächlich herauskommen könne, ist laut Stefan Schuster nur schwer mess- bzw. vorhersehbar. Dem pflichtet auch Florian Haidl bei. Beide bestätigen jedoch, dass bei der Jobbörse erste Kontakte zwischen Unternehmen und Bewerbern geknüpft werden – und im Nachgang viele Schnupperpraktika daraus entstehen oder Besucher gar zu Bewerbungsgesprächen geladen werden.
„Selber hingehen und mit den Betrieben reden ist oft besser als eine schriftliche Bewerbung zu schicken“, bekräftigt auch Jobcenter-Chef Hans Haugeneder. Er empfiehlt jedem Arbeits- und Ausbildungssuchenden sich am Messesamstag Zeit zu nehmen. Er wisse von einem Schüler, der gemeinsam mit seiner Mutter die Messe 2016 besucht habe – am Ende ging dann die Mutter mit einem Jobangebot nach Hause, obwohl diese gar nicht aktiv auf der Suche gewesen sei. Landrat Gruber ergänzt, dass es in einem Fall sogar schon mal eine feste Zusage für einen Ausbildungsvertrag vor Ort gegeben habe.
Sabine Simon
Die Ausbildungs- und Arbeitsbörse des Regionalmanagements in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Freyung-Grafenau findet am 29.9. von 10 bis 16 Uhr im Haidl-Atrium in Röhrnbach statt.