Von Spiritualität, Wahrsagern und dem Blick in die Zukunft ist die Menschheit seit jeher fasziniert. Egal, ob es die Vorhersagen von Nostradamus oder von der bulgarischen Seherin Baba Wanga sind: Noch heute werden deren Prophezeiungen im Kontext aktueller Weltgeschehen von Fans auf der ganzen Welt interpretiert. Auch der Bayerische Wald hat seinen eigenen Mythos um einen angeblichen Weissager: den Waldpropheten Mühlhiasl. Bei einer Erkundungstour durch seine Heimat Hunderdorf in der Planungsregion Donau-Wald kann man auf seinen Spuren wandeln.
Das Leben von Mühlhiasl
Wer der Mühlhiasl wirklich war, konnte bis jetzt nicht durch eindeutige Quellen erschlossen werden. Fest steht zumindest, dass er Ende des 18. Jahrhunderts gelebt hat und im Bayerischen Wald beheimatet war. Heimatforscher gehen davon aus, dass der Mühlhiasl mit bürgerlichem Namen Matthäus Lang hieß und mit seiner Ehefrau acht Kinder gezeugt haben soll. Die Familie zog von Ort zu Ort und sicherte ihr Überleben durch die Instandhaltung von Mühlen für das Kloster Windberg. Nach einem Streit mit den Mönchen verschwand er im Wald. Weil er dort angeblich die Jahre bis zu seinem Tod verbrachte, wird er auch der Waldprophet genannt.
Obwohl der Mühlhiasl seine Vorhersagen schon vor rund 200 Jahren machte, wurden diese erst 1923 zum ersten Mal veröffentlicht. Laut Überlieferungen äußerte der Mühlhiasl seine Prophezeiungen in der damaligen Zeit ungefragt und beendete sie immer mit den Worten: „Kein Mensch will’s glauben.“ Grundsätzlich sind seine Visionen düster und werden heutzutage von Forschern in Bezug auf aktuelle Geschehnisse wie Naturkatastrophen oder Kriege interpretiert. So soll sich etwa seine Prophezeiung „Wenn man Sommer und Winter nicht mehr unterscheiden kann…“ auf den Klimawandel beziehen.
Die Heimat des Waldpropheten
Auch wenn sich nicht jeder Mensch für Spiritualität begeistern kann und beispielsweise bei Viversum Beratungsangebote zum Hellsehen wahrnimmt: Ein Rundgang durch den Ort, an dem der Mühlhiasl angeblich gewirkt hat, ist dennoch ein interessantes Erlebnis. Einen Besuch abstatten sollte man deshalb der niederbayerischen Gemeinde Hunderdorf, denn in Apoig bei Hunderdorf soll der Mühlhiasl laut Heimatforschern mit seiner Familie einige Jahre in der Mühle gelebt haben. Das dafür nötige Müllerhandwerk erlernte er auf der unteren Klostermühle in Dambach, bevor er dann die Mühle für das Kloster Windberg pflegte.
Der Mühlhiaslweg führt heute zur Mühle, die mittlerweile im Besitz von Dieter Schneider ist. Dieser kennt den Mythos um den Waldpropheten Mühlhiasl, auch wenn er die Weissagungen für sehr zweideutig und vielfältig interpretierbar hält. Viel erinnert in dem alten Gemäuer zwar nicht mehr an den Mühlhiasl, doch als Figur ist er immer noch identitätsstiftend für die Leute im Bayerischen Wald. So steht am Ortseingang von Hunderdorf ein Schild, welches sagt, dass hier die Heimat des Mühlhiasl ist. Das zeigt Touristen und Einheimischen, wie verbunden der Ort mit der Figur des Mühlhiasl ist.