Musiker Martin Kälberer fordert die Gesellschaft in jenen unruhigen wie wirren Zeiten dazu auf, Haltung zu bewahren und Haltung zu zeigen.

Bad Endorf. Mit einer Nachricht an alle, die er kennt, die ihn kennen „und hoffentlich viele mehr“ hat sich der aus Oberbayern stammende Musiker Martin Kälberer nun an seine Fans gewandt. Ein Statement, mit dem er, wie er sagt, eine Welle erzeugen möchte, „die etwas auslöst, bei allen, die wie ich beinnahe in Schockstarre verfolgen, wie uns in den letzten Jahren, Monaten und Wochen die Grundfeste unserer Gesellschaft, unsere Haltung, unsere Werte, unsere Vorstellung von Menschlichkeit und Koexistenz kaputt geredet wird“. Eine eindringliche Gesellschaftskritik, die wachrütteln soll.

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Kälberer habe die Worte des „bayerischen Peinlichkeitsministers“ (Horst Seehofer) noch in den Ohren, der mit dem Ausdruck „ja, wo sind wir denn?“ Bundeskanzlerin Angela Merkel jüngst vor seiner Entlassung gewarnt hatte. Und recht habe er, so Kälberer, der sich fast schon entrüstet fragt: „WO SIND WIR DENN?? Dass es keinen kollektiven Aufschrei zur Folge hat, wenn machtbesessene Selbstdarsteller die politische Bühne ungeniert für ihre überkommenen Ritualkämpfe benutzen können, kann nur den Grund haben, dass die Fassungslosigkeit darüber in schiere Hilflosigkeit übergegangen ist“.

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Das Statement von Martin Kälberer in Gänze – er fordert:

„Aber das DARF nicht so bleiben!!

Den Lautschreiern, Angstbefeuerern, Zündelbrüdern und Berufszynikern darf nicht das Feld überlassen werden, nur weil wir anderen zu höflich, zu hilflos oder schlicht zu passiv sind! Wir sind nicht machtlos, wir haben es (noch) in der Hand, ob wir das Abdriften in eine neid- und angstgesteuerte, zunehmend von Kraftmeierei und Stammesdenken geprägte Gesellschaft gestatten wollen oder nicht!

Um die Stimmung, die – gezielt inszeniert und vermutlich unfreiwillig medial unterstützt – nach einigen anderen europäischen Ländern immer mehr auch in unserem Land vergiftet wird, wieder zu drehen, braucht es JEDEN EINZELNEN!! JEDEN TAG.
Denn jeder, der so altmodische Tugenden pflegt, wie z.B.

„WER ist hier naiv?“ Foto: Ralf Dombrowski

Zuhören,
Nachfragen,
Differenzieren,
Vertrauen,

dazu etwas Hilfsbereitschaft,
Entgegenkommen,
Höflichkeit & Demut im täglichen Umgang miteinander, kann ein paar Tropfen in den See geben, der dann vielleicht ein Meer wird.

„… Mann, ist der naiv …“

Ich sage: WER ist hier naiv?
WER glaubt an scheinbar grenzenloses Wachstum?
WER ist der Meinung, wir hätten uns unseren bequemen Wohlstand sauer und vor allem selbst erarbeitet?
WER glaubt, wir hätten da sogar ein Recht darauf?
WER glaubt, dass sich unser Lebensprinzip (das wir von unseren Banken und Wirtschaftsunternehmen übernommen haben) „Gewinne behalten, Probleme outsourcen“ noch lange wird aufrecht erhalten lassen?
WER glaubt, man könne die hungrige Mehrheit auf Dauer einfach aussperren?
Und WER glaubt, dass wo Einfalt und Zwietracht gesät werden, am Ende Gemeinsinn und Solidarität geerntet werden können?

Unser Problem sind Leute, die gern wiedergewählt werden möchten

Wir haben einen HAUFEN Probleme, vor allem welche, die VIEL GRÖSSER sind, als uns Leute, die gern wiedergewählt werden möchten, glauben machen wollen. Aber unser Problem sind NICHT ein paar, oder ein paar hundert, oder auch ein paar tausend Verzweifelte, die bei uns irgendwas zwischen nacktem Überleben und einer goldenen Zukunft suchen, wie uns Leute, die gern (wieder)gewählt werden möchten, glauben machen wollen.

„Wichtiger ist meiner Meinung nach unsere eigene Haltung. Jeden Tag.“ Foto: Hog’n-Archiv

Unser Problem sind Leute, die gern wiedergewählt werden möchten und deshalb keine unpopulären Wahrheiten verkünden, sondern versuchen, mit Angst- und Stammtischparolen, mit Vereinfachungen, Pauschalisierungen und manchmal schlicht mit Lügen die allgemeine Stimmung zum eigenen Vorteil zu manipulieren, dabei sehenden Auges in Kauf nehmend, dass unser gesellschaftlisches Fundament erodiert, unser Zusammenleben jetzt schon spürbar verroht und irreparablen Schaden zu nehmen droht. Eine Entwicklung, die schon das ein oder andere Mal zu Barbarei, Totalitarismus und Untergang geführt hat.

Was tun? Wir können Aktionen organisieren, aufklären, motivieren, ein neues Gefühl von Gemeinsamkeit initiieren. Gut. Wichtig. Aber wichtiger ist meiner Meinung nach unsere eigene HALTUNG. JEDEN TAG.

Er wolle nur verhindern, dass diese Welt IHN verändere

Ein Zitat, das ich neulich im Radio gehört habe, hat mich sehr bewegt. Auf die Frage eines Journalisten, ob er glaube, die Welt verändern zu können, antwortete ein Demonstrant, der wochenlang allein vor dem Weißen Haus in Washington gegen den Vietnamkrieg demonstrierte: Nein, er wolle nur verhindern, dass diese Welt IHN verändere.“

da Hog’n

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