Waldkirchen/Breitenberg. Ein Besuch der Diskothek „Lobo“ ohne sie wäre wie das Volksfest ohne Bier: Die Schnitzelsemmel mit Spezialsoße, liebevoll zubereitet von „Krüml’s“ Imbissteam, das sich Wochenende für Wochenende mit seinem Verkaufswagen vor dem Waldkirchener Tanztempel positioniert und den hungrigen Feierwütigen die deftigen Schmankerl kredenzt hatte. „Hatte“ deshalb, weil nun – nach 22 Jahren – Schluss ist, wie Chefin Sabine Schauberger auf Hog’n-Nachfage bestätigt. Das neue Eigentümer-Trio der Diskothek, das seit 1. Juni die Geschäfte führt, habe sich kurzfristig für ein anderes Imbissteam entschieden, teilt sie mit.
„Schade ist es, ja. Denn wir sind davon ausgegangen, dass nach dem Eigentümerwechsel alles so bleibt, wie es ist“, erklärt Sabine Schauberger enttäuscht. Die Breitenbergerin hätte noch bei der Lobo-Abschiedsparty im Mai, bei der die scheidenden Inhaber Josef Ammerl, Günther Fuchs, Norbert Schmöller und Herbert Weber ihren Abgang feierten, mit den neuen Chefs auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit angestoßen. Sie sei guter Dinge gewesen, weshalb ein Anruf ein paar Wochen später für sie und ihre Imbiss-Crew umso überraschender ausfiel. „Jetzt können wir doch nix versprechen“, habe es von Seiten der neuen Geschäftsführer auf einmal geheißen.
„Sie hätte das Geschäft einmal übernehmen sollen“
Der Grund für die endgültige Absage zur weiteren Kooperation habe dann auch nicht lange auf sich warten lassen: Der Schwager von Neu-Mitinhaber Markus Haydn werde den Budenverkauf vor dem Lobo zukünftig übernehmen. „Diese Entscheidung kam für uns und unsere Kundschaft wie aus heiterem Himmel. Wir sind dagestanden wie die Deppen“, erinnert sich die 49-Jährige an die ersten Reaktionen.
Dazu befragt, teilt das neue Lobo-Dreigestirn dem Hog’n gegenüber mit: „Es gab mehrere Anfragen für den Imbisswagen. Nach langen Diskussionen unter uns Dreien haben wir uns dazu entschlossen den Imbiss neu zu vergeben, da eine Gruppe unter den Bewerbern war, zu denen uns auch ein freundschaftliches Verhältnis verbindet. Wir kennen die Drei schon lange und sind uns sicher, dass sie mit Herzblut dabei sind. Wir hatten auch schon eine Probeverkostung – und die neuen Schnitzelsemmeln sind erste Klasse.“ Die alte Imbissbude sei von den neuen Pächtern abgelöst worden und befinde sich derzeit in der Restaurationsphase – bis zur Ü-30 Party Mitte Juli im La Quinta (das zum Lobo gehörige Tanzlokal für fortgeschrittene Semester) soll der Wagen dann „in neuem Glanz erscheinen“, heißt es.
Rückblende: Gemeinsam mit ihrem Mann Christian hatte Sabine Schauberger im Winter 1996, als das Lobo in Waldkirchen-Mayersäge erstmals seine Pforten öffnete, mit dem Verkauf ihrer Spezialitäten begonnen. Sie und ihr Imbiss gehörten von Lobo-Stunde Null an quasi zum Inventar. „Vor allem meine Tochter Sophia, die mit dem Verkaufswagen vor der Disco aufgewachsen ist, hat der Entschluss schwer getroffen“, berichtet Sabine Schauberger. „Sie war gerade erst auf die Welt gekommen, als wir den Imbiss aufgemacht haben.“ Bei der heute 21-jährigen Auszubildenden sind der Mutter zufolge Tränen geflossen, als das Ende für „Krüml’s Imbiss“ feststand. „Der Wagen war ihr Herzblut. Sie hätte das Geschäft einmal übernehmen sollen.“
Die Reaktionen im Netzwerk Facebook fielen aus Familie Schaubergers Sicht ebenso wenig erbaulich aus, wie die Breitenbergerin berichtet: Sie reichten von „Zefix wo griage denn iaz meine Schnitzelsemmel her„ über „Waaaaaaas? Aber wer will denn da noch ins Lobo?“ bis hin zu „Damit machen die neuen Besitzer definitiv einen GROSSEN Fehler!“
„Ich könnte Bücher über diese Zeit schreiben“
Doch Sabine Schauberger will kein böses Blut, will keine schmutzige Wäsche waschen. „Da bin ich nicht der Typ dazu“, sagt sie gefasst. Auch deshalb nicht, weil sie sich mit den neuen Diskobetreibern darauf einigen konnte, dass Haydns Schwager ihr den Imbisswagen abkauft. Für sie selbst sei die Sache „nicht so dramatisch“, wie die 49-Jährige, die sich nun voll und ganz aus dem Imbissgewerbe zurückziehen und auf ihren Hauptberuf als Betreuerin in einer sozialen Einrichtung konzentrieren möchte, betont – für ihre enttäuschte Tochter hingegen schon.
Wenn sie auf die vergangenen 22 Jahre zurückblickt, kommt freilich auch etwas Wehmut auf. Da gibt es zahlreiche Momente und viele Geschichten, die sich vor der Disko am Imbisswagen zugetragen haben. „Ich könnte Bücher über diese Zeit schreiben“, sagt sie und lacht. Der Humor war ihr und ihren Mitarbeiterinnen – eine davon war ebenfalls von Anfang an mit dabei – stets sehr wichtig. Dieser durfte – trotz der manchmal recht arbeitsintensiven Tage – nie zu kurz kommen.
„Aber früher war’s irgendwie g’schickter, irgendwie familiärer“, stellt Sabine Schauberger fest. Die Jugendlichen seien etwas weniger „rauschig“ gewesen als heute, nennt sie als einen von mehreren Unterschieden. „Außerdem sind die Leute schon sehr viel eher in die Disko, um 21 Uhr. Heute kommen sie erst um Mitternacht.“ Alles sei damals noch etwas „normaler“ und „humaner“ abgelaufen, schildert sie. Auch das „Vorglühen“ zu Hause oder auf dem Lobo-Parkplatz habe es vor ein paar Jahren in der heutigen Form noch nicht gegeben.
Schnitzelsemmel – das Original gibt’s jetzt in Hauzenberg
Und wie geht’s nun weiter mit den „unvergleichlichen“ Schnitzelsemmeln, die sie gemeinsam mit ihrem Bruder Herbert Grimps, der ebenfalls über viele Jahre hinweg hinter der Theke stand, dereinst kreiert hatte – und die zum unverwechselbaren Markenzeichen der Imbiss-Crew wurden?
„Die neuen Betreiber werden sicherlich auch Schnitzelsemmeln anbieten“, sagt sie. Ob sie an das „tausendfach kopierte“ Krüml’sche Schnitzelsemmel mit Spezialsoße heranreichen werden, wird die Zeit zeigen. „Wer ganz und gar nicht darauf verzichten will – beim Schlemmer-Imbiss in Hauzenberg, den mein Bruder betreibt, gibt es weiterhin das Original.“
Stephan Hörhammer