Waldkirchen. Die zweifache Mutter Janine Pangratz ist seit jeher leidenschaftliche Flohmarkt-Besucherin. Vordergründig nicht, weil ihr das nötige Geld fehlt, um für ihre Kinder neue Kleidungsstücke und neues Spielzeug zu kaufen. Sondern vielmehr, weil sie die Stimmung auf den Flohmärkten mag – und weil sie „gerne gruschd“, wie sie es nennt. Eine wichtige Rolle spielt auch der Nachhaltigkeitsgedanke, denn nicht selten passen Babys und Kindern die Strampler, T-Shirts oder Hosen nur einen sehr überschaubaren Zeitraum – und nicht selten ist das zunächst brandaktuelle, ferngesteuerte Auto schnell wieder langweilig. All diese Faktoren spielten eine Rolle, als Janine Pangratz 2011 in Sickling die Kinderstube Waldkirchen eröffnete.
Dieser Laden war zunächst nur wenige Quadratmeter groß und in den heimischen Räumlichkeiten untergebracht. „Nachdem ich meine alte Stelle nicht mehr Vollzeit antreten konnte, habe ich einfach mein Hobby zum Beruf gemacht“, blickt Janine Pangratz auf die Anfänge zurück. Und ihre Idee kam an. Das Geschäft florierte – und der Platz wurde irgendwann zu klein für all die Kindersachen. 2014 zog die Kinderstube deshalb ins Waldkirchener Gewerbegebiet um und ließ sich in unmittelbarer Nähe zu einem großen Elektrofachmarkt und einem bekannten Schuhgeschäft nieder. „Das war schon ein riesengroßer Schritt. Aber letztlich wurden wir für unseren Mut belohnt.“
Gebrauchte Ware wird auf Kommission verkauft
Der Second-Hand-Bereich funktioniert dabei nach dem etwas abgewandelten Prinzip eines Pfandhauses: Spielzeug und Kleidung kann von jedermann dort abgegeben und auf Kommission feilgeboten werden. Erst nachdem die entsprechende Ware im Laden verkauft werden konnte, erhält der ursprüngliche Eigentümer – der natürlich auch selbst wieder als Käufer auftreten kann (Pfandhaus) – sein Geld. „Die Ware bleibt auch nur für gewisse Zeit in unserem Sortiment. Werden Markenprodukte dann nicht verkauft, gehen sie zurück an den Besitzer. No-Name-Artikel spenden wir – zum Beispiel an die Kleiderkammer.“
Steigende Kosten, Gehälter für die insgesamt vier Mitarbeiter und das eigene wirtschaftliche Fortkommen – um die Preise für Second-Hand-Artikel gleichbleibend gestalten zu können, hat sich die 39-Jährige vor vier Jahren dazu entschlossen, auch Neuware ins Sortiment mitaufzunehmen. „Wir haben eigentlich alles fürs Baby, Kleinkind und Kind“, verdeutlicht Janine Pangratz. „Und haben somit ein Alleinstellungsmerkmal rund um Waldkirchen.“
Viele Familien, die nachhaltig denken, zählen zu den Kunden
Genauso vielschichtig wie das Sortiment ist auch ihre Kundschaft. Denn nicht nur diejenigen, die sich keine neuen Sachen leisten können, kaufen bei ihr ein – sondern auch viele Familien, die nachhaltig denken und gegen das Wegwerfen gebrauchter Spielsachen oder Kleidung sind. Genauso wie Janine Pangratz, die mit der Kinderstube nicht nur Geschäftssinn, sondern vor allem Weitblick bewiesen hat.
da Hog’n