Neudorf. Dass Florian Götz irgendwann einmal den Bauernhof der Großeltern übernehmen wird, war für den 28-Jährigen keine Frage, sondern eine Feststellung. Schon von Kindesbeinen an begeisterte sich der Neudorfer für Tiere und Traktoren. Genauso selbstverständlich war es für den Bundeswehr-Soldaten, dass er eine Viehhaltung fern der traditionellen Landwirtschaft auf dem Hof seiner Familie etablieren möchte. Nach der Übernahme im Jahr 2015 hat sich der Hobby-Bauer deshalb dazu entschlossen, auf Mutterkuhhaltung mit ausgedehnten Weideflächen umzustellen. Rund um Neudorf grasen seitdem nicht irgendwelche Kühe, sondern internationale Rassetiere: 22 sogenannte Wagyū-Rinder aus Japan sowie zwei Angus mit schottischen Wurzeln.
„Ich habe immer gewusst, dass ich das Ganze etwas anderes aufziehen möchte“, erinnert sich Florian Götz an seine Anfänge als Landwirt. Zum damaligen Zeitpunkt war er beruflich viel in Norddeutschland unterwegs. Dort hat er so einige landwirtschaftliche Betriebe begutachtet, deren Arbeitsweisen verinnerlicht – und auf seine Möglichkeiten zuhause im Bayerischen Wald heruntergebrochen. Eine wichtige Rolle bei jener nebenberuflichen Selbstfindungsphase spielte dabei Ludwig „Lucki“ Maurer aus Rattenberg, Koch und bekannter Züchter von Wagyū-Rindern. All diese Einflüsse ließ Florian Götz in den Umbau des großelterlichen Hofes am Ortseingang von Neudorf (Stadtgebiet Grafenau) mit einfließen. Entstanden ist dabei am Ende der Bayerwald-Rinderhof.
Eine Leidenschaft, die zum Beruf werden könnte…
Im Laufe der kommenden Jahre will Götz den „Bayerwald-Rinderhof“ als Marke für eine biologisch-nachhaltige Landwirtschaft etablieren. „Stand jetzt scheide ich 2029 aus der Bundeswehr aus – bis dahin brauche ich eine berufliche Alternative.“ Und diese sieht Florian Götz vorrangig im modernisierten Familienbetrieb, der sich derzeit allerdings noch im Aufbau befindet und nur wenig Geld abwirft. Vielmehr waren zunächst größere Investitionen erforderlich. Der einstige Stall mit Anbindehaltung wurde umgebaut, sodass die Kühe nun – je nach Lust und Laune – ins freie auf die Weide gehen können. Bauliche Maßnahmen, die über kurz oder lang vorgeschrieben werden. Maßnahmen, die aber auch zu Florian Götz‘ Selbstverständnis von einem artgerechten Dasein seiner Vierbeiner gehören.
Viel wichtiger als die Behausungen der Tiere ist der Aufbau des Herdenbestandes. Und hier hat sich der 28-Jährige ganz bewusst für die beiden Rassen aus Fernost bzw. Großbritannien entschieden. Zum einen, weil diese Tiere als sehr brav und ruhig gelten. Zum anderen, weil das Fleisch der Wagyū und Angus als Luxuslebensmittel gilt – und er sich deshalb eine große Gewinnspanne erhofft. „Diese Tiere haben sehr viel intramuskuläres Fett und somit mehr weißes als rotes Fleisch. Deshalb sind sie so wertvoll“, erklärt Götz. So musste der Jungbauer Summen im vierstelligen Bereich hinblättern, um ein Rassevieh samt Nachweis seiner Abstammung zu bekommen. Erst nach und nach kann er seine Herde auf natürliche Art und Weise erweitern. Eine langfristige Angelegenheit, die Geduld erfordert.
Wertvoller als Geld: Die Zeit mit den Tieren
Und auch die Betreuung ist intensiv – vor allem in zeitlicher Hinsicht. Täglich nach Feierabend sowie an den Wochenenden ist er mit seinen Tieren beschäftigt, tatkräftig unterstützt von seiner Frau Maria. Weil Florian Götz Bio-Bauer ist, muss er darüber hinaus das Futter für seine Rinder – Heu und Gras – selber produzieren. Die Zugabe von Kraftfutter lehnt er kategorisch ab, weshalb er mit den gesetzlichen Vorhaben auch erst gar nicht in Konflikt gerät. „Wenn man etwas gerne macht, ist es egal, wie zeitintensiv es ist“, betont der Neudorfer. Wichtige Arbeitsschritte veröffentlicht der Landwirt bei Facebook – mit dem Ziel, für Transparenz in einer immer undurchsichtigeren Landwirtschaft zu sorgen.
Vorgaben, Zertifikate, Nachhaltigkeit, Tierschutz – in gewissen Momenten werden diese Dinge selbst für Florian Götz zur Nebensache. Nämlich dann, wenn er inmitten seiner Rinder auf der Weide steht und die Kuh Kuh sein lässt. Dann tätschelt er Rosalie Hüfte oder beobachtet Nesthäkchen Maria, wie es gerade genüsslich vor sich hingrast – und erinnert sich zurück an die Zeit, als noch seine Großeltern hier gearbeitet haben. Andere Zeiten…
Helmut Weigerstorfer