Zwiesel. „Zwiesel ohne Maibaum, das geht gar nicht“, war am Dienstagnachmittag aus dem Rathaus der Glasstadt zu vernehmen. Bürgermeister Franz Xaver Steininger (FXS) ließ per Pressemeldung verkünden, dass er nun höchstpersönlich dafür Sorge tragen werde, „dass am 1. Mai doch noch eine der wichtigsten und schönsten Traditionsveranstaltungen Zwiesels stattfinden kann“. Somit will er sich offenbar nach großem öffentlichen Maibaum-Hickhack mit der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald (FNBW) um die Klärung der Frage, wer denn nun für die Finanzierung, Organisation bzw. Durchführung dieser Veranstaltung verantwortlich zeichne, als Kümmerer und Retter in letzter Sekunde gerieren. Ein Gebaren, das FNBW-Aufsichtsratzvorsitzender Herbert Schreiner mit dem Ausruf „Jetzt schlägt’s 13“ die Zornesröte ins Gesicht treibt. Eine kommentierte Pressemeldung.
Nach der „endültigen Absage“ und vielen gegenseitigen Schuldzuweisungen sollen die Zwieseler Bürger nun also doch noch ihren Maibaum bekommen. „Um 15.30 Uhr stellt der Bauhof den Baum auf, der Stadtplatz ist an diesem Tag für den Verkehr gesperrt“, heißt es von Seiten Steiningers. Doch von einem Burgfrieden kann deshalb noch lange nicht die Rede sein. Denn, es gebe zu den Festen vergangener Jahre einen Unterschied, den FXS hervorhebt: „Weil die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald nicht als Veranstalter auftreten will, die Stadtverwaltung nicht darf, sind Gastronomen und Vereine aufgefordert, das Fest in Eigenregie zu organisieren und durchzuführen“, informiert der Rathaus-Chef die Öffentlichkeit und wälzt damit die Verantwortung für das diesjährige Maibaumfest kurzerhand auf die Zwieseler Öffentlichkeit ab – ohne deren Reaktion auf diesen Vorschlag vorab zu kennen.
FXS: „Wir lassen uns das Maibaumaufstellen nicht verbieten“
In seiner Pressemitteilung erklärt er: „Ohne auf den Streit mit unserer touristischen Vermarktungsgesellschaft näher einzugehen, die Fakten sind ja hinlänglich bekannt, sage ich trotzdem: Wir lassen uns das Maibaumaufstellen nicht verbieten.“ Wer mit „Wir“ gemeint ist, lässt er dabei völlig offen. Auch die Frage, wer sich hinter demjenigen verbirgt, der das Maibaumaufstellen „verbieten lässt“, wird von seiner Seite nicht näher erläutert.
Er gebe sich „kämpferisch“, heißt es in der Meldung (etwas theatralisch) weiter. Und ergänzt: „Was mit der sensationellen Mainacht im vergangenen Jahr geklappt hat, sollte mit dem Termin am 1. Mai doch auch möglich sein. Ich zähle auf die Zwieseler Gastronomie, auf unsere Vereine und Verbände.“
Demnach möchte er die Zwieseler erneut bei der Ehre packen, indem er öffentlichkeitswirksam an ihren Gemeinsinn appelliert und – so könnten gewisse Zungen nun behaupten – sie für seine Zwecke instrumentalisiert. Nämlich dem Ziel, in der Bevölkerung weiter den Unmut gegenüber der FNBW zu schüren. Denn wenn das mit dem Maibaumaufstellen nun doch noch klappen sollte, bedeutet dies in Steininger’scher Denkweise nach außen transportierte wie verallgemeinerte Signal: Seht her, wir, die Zwiesler, können’s auch ohne „unsere touristische Vermarktungsgesellschaft“. Ob die Bürger da mitspielen?
Die Rahmenbedingungen für das Maibaumaufstellen seien jedenfalls bereitet, so Steininger. Der Bauhof werde den Baum, der dem Bürgermeister zufolge gerade vorbereitet wird, am 1. Mai um 15.30 Uhr aufstellen. Der Stadtplatz werde gesperrt, teilnehmende Vereine seien über die Stadt versichert. Auch Schankgenehmigungen sollen kurzfristig erteilt werden. „Ich bin der Überzeugung, dass das Fest dem Anlass absolut gerecht werden wird und freue mich auf ein paar gemütliche Stunden im Kreis von Bürgerinnen und Bürgern, aber auch über Gäste aus der Region und darüber hinaus“, so die Hoffnung des für sein eigenmächtiges Handeln immer wieder kritisierten Stadtoberhaupts.
Einen Tag später, am Mittwoch, sieht sich Steininger dazu veranlasst, einen Passus seiner Pressemitteilung via Facebook zu korrigieren. Ein Fehler habe sich eingeschlichen. „Die Kerninformation besteht darin, dass die kommunale Haftpflichtversicherung für Dritte hier nicht greift“, schreibt er – und schickt sogleich die neue Formulierung hinterher: „Vereine, Interessengruppen oder anderweitige Gewerbetreibende, die in Eigenregie etwas organisieren und durchführen, sind nicht über die Stadt versichert.“
Schreiner zeigt sich entrüstet, Schwendinger desillusioniert
„Jetzt schlägt’s 13“, zeigt sich FNBW-Aufsichtratsvorsitzender und Frauenaus Bürgermeister Herbert Schreiner, der gerade im Urlaub in Ägypten weilt, einmal mehr konsterniert über das Gebaren Steiningers.
„Dieses Maibaumaufstellen hätte er schon vor vier Wochen haben können. Er wollte nicht und hat uns keine Zusage von auch nur irgendwas gegeben. Jetzt geht es auf einmal mit Bauhof usw. Das Aufstellen eines Maibaumes hat er der FNBW verboten – und nicht wir der Stadt Zwiesel.“
Heinz Schwendinger, Geschäftsführer der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald, fühlt sich aufgrund der Vorkommnisse der vergangenen Tage offenbar nicht (mehr) dazu bemüßigt, die Aktion des Bürgermeisters weiter zu kommentieren. „Zu Steininger fällt uns einfach nix mehr ein“, heißt es auf Hog’n-Nachfrage kurz und trocken aus der Spiegelauer FNBW-Geschäftsstelle.
Kommentiert von: Stephan Hörhammer