Stocking. Simona Seibold ist verzweifelt. Sturm „Kolle“ hat im August 2017 den liebevoll gestalteten Garten ihres Wellnessbetriebes in Stocking (Stadtgebiet Waldkirchen) verwüstet. Aus dem einstigen Idyll ist ein heilloses Durcheinander aus Bäumen, Ästen und Schlamm geworden. Die letztjährige Saison war nicht mehr zu retten, viele Gäste blieben aus – und somit auch Einnahmen. Und auch acht Monate nach dem verherrenden Unwetter ist keine Besserung in Sicht. Nach langwierigen, letztlich doch positiven Verhandlungen mit der Bank hinsichtlich eines Kredites, zieht sich nun das Baugenehmigungsverfahren nach Meinung von Simona Seibold allzu sehr in die Länge. Eine weitere Saison droht somit ins Wasser zu fallen, weshalb die 41-Jährige verdeutlicht: „Meine Existenz ist weiterhin in Gefahr.“

Innerhalb von etwa 20 Minuten verwandelte Sturm „Kolle“ den idyllischen Garten von Simona Seibold in ein heilloses Durcheinander. Eigentlich nutzen die Grünfläche jährlich rund 500 Gäste ihres Wellnessbetriebs. Foto: Seibold

Nur rund 20 Minuten wütete Sturmtief „Kolle“ am 18. August 2017 über dem Bayerischen Wald – vor allem das Gebiet um Waldkirchen und Hauzenberg bekam die volle Breitseite dieser Naturgewalt zu spüren. Jener Tag im Sommer vergangenen Jahres – ein Datum, das Simona Seibold am liebsten aus ihrem Gedächtnis streichen möchte. Die Schäden rund um ihr Haus, in dem sich auch die Räume ihres Wellnessbetriebes befinden, erinnern die 41-Jährige jedoch täglich daran. Doppelt bitter, dass nun auch die Aufräum- bzw. Sanierungsarbeiten länger als gewünscht andauern.

Die Versicherungen übernahmen den Sturmschaden nicht

Da das Haus auf ihren Mann versichert ist, der Betrieb und somit auch das Inventar, zu dem der Garten gehört, jedoch Simona Seibold gehört, weigerten sich die Versicherungen bis heute, die rund 30.000 Euro Schäden zu übernehmen. „Ob es unser Fehler ist – keine Ahnung.“ In der Folge musste die Waldkirchenerin mit ihrer Bank verhandeln, um einen Kredit zu bekommen und damit den Garten wieder instandsetzen zu können. „Viele Gäste kommen nur wegen unserer schönen Grünanlage“, betont Simona Seibold. „Deshalb ist der Garten existenziell wichtig für unseren Betrieb.“ Rund 100.000 Euro möchte sie deshalb investieren, um wieder attraktiv für neue Kunden zu werden und somit die Verluste des vergangenen Jahres zu egalisieren.

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Wellness-Unternehmerin Simona Seibold fürchtet um ihre Existenz.

Die Kreditbeschaffung – ein Punkt, den die 41-Jährige inzwischen abarbeiten konnte. Da viele Dinge im Garten jedoch nun fix betoniert werden sollen und als Ersatz für die dem Sturm zum Opfer gefallenen Bäume ein Sichtschutz errichtet werden soll, ist für die Sanierungsarbeiten eine Baugenehmigung erforderlich. „Bürgermeister Pollak und Landrat Gruber haben mir da sehr geholfen“, betont Simona Seibold. „Doch auch ihnen sind aufgrund zahlreicher Vorgaben die Hände gebunden. Ich warte weiterhin auf meine Genehmigung.“ Indes naht die Sommersaison, es drohen weitere Ausfälle, die der kleine Betrieb nur schwer verkraften kann. Zudem hängen die Mitarbeiter aufgrund der Verzögerungen praktisch in der Luft. Simona Seibold fürchtet, dass ihr Personal von größeren Hotels abgeworben wird.

„Meine Geduld neigt sich dem Ende zu“

„Ich weiß, ich weiß: Geduld ist da sehr wichtig. Aber meine Geduld neigt sich langsam dem Ende zu.“ Während größere Hotelanlagen ihr zufolge generell bei allen möglichen Investitionen von staatlicher Seite gefördert werden, würden kleinere Unternehmen einfach links liegen gelassen. Eine „Tatsache“, die sie schon länger verärgere, nun aber – in der Notsituation – an Brisanz gewonnen habe. „Hoffentlich geht sich das alles gut aus“, bangt die Waldkirchenerin.

Karl Matschiner, Pressesprecher am Landratsamt des Landkreises Freyung-Grafenau.

Auf Hog’n-Nachfrage, wie weit denn das Baugenehmigungsverfahren von Simona Seibold vorangeschritten sei, erklärt Landkreis-Sprecher Karl Matschiner, dass ein entsprechender Bauantrag von Simona Seibold am 21. März dieses Jahres im Landratsamt eingegangen sei. „Mit Schreiben vom 27. März 2018 wurden die noch fehlenden Antragsunterlagen angefordert. Die erforderliche Fachstelle, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, wurde auf Grund der waldnahen Bebauung mit Schreiben vom 28. März um Stellungnahme gebeten. Die fehlenden Antragsunterlagen wurde am 3. April vollständig vorgelegt. Die technische Prüfung der Bauantragsunterlagen wurde am 4. April ohne Beanstandung durchgeführt. Erst sobald uns die geforderte Fachstellungnahme vorliegt, kann abschließend über die Genehmigungsfähigkeit entschieden werden.“

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Heißt: Von Seiten des Landratsamtes wäre demnach soweit alles geklärt, nur die Stellungnahme des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist noch ausständig. Diese fließt in die Entscheidungsfindung mit ein, bevor ein endgültiger Bescheid erlassen werden kann. Für Simona Seibold heißt es demnach: Weiter abwarten – und Geduld haben.

Helmut Weigerstorfer

Update (Sonntag, 15.4.): Das Landratsamt in Person von Judith Wunder teilt mit: „Aufgrund der Dringlichkeit des Vorhabens wurde die hausinternen Stellungnahmen alle  vorgezogen. Sie liegen bereits vor. Die (externen) Fachstellen haben im Baugenehmigungsverfahren nach der Bayerischen Bauordnung einen Monat Zeit ihre Stellungnahme zu dem Bauvorhaben abzugeben. Wenn die Stellungnahme des AELF positiv ausfällt, wird die Baugenehmigung umgehend fertiggestellt, da die hausinternen Stellungnahmen alle schon vorliegen. Sollten die Stellungnahme des AELF noch zusätzlichen Bearbeitungsaufwand nach sich ziehen, kann derzeit keine Aussage zum zeitlichen Ablauf getroffen werden, da der Umfang der evtl. erforderlichen Nacharbeiten  uns nicht bekannt ist.“


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