Black Label Society heißt die Truppe, in der sich Zakk Wylde, Ozzy Osbournes Ziehsohn an der Gitarre, seit fast 20 Jahren neben seiner On-Off-Tätigkeit bei Ozzys Soloband austoben kann. Der Gitarrist mit den wieselflinken Fingern und dem Faible für Rauschebärte und Lederklamotten legt mit dem einfach nur cool betitelten „Grimmest Hits“ – nicht wenige hielten es im Vorfeld fälschlicherweise für eine Greatest-Hits-Compilation – das zehnte Album seiner Southern-Rock-Truppe vor.
Das sehr schmuck daherkommende Werk – mit einem „Schnitter-Cover“ auf Type-O-Negative-olivgrünem-Hintergrund – überzeugt von der ersten bis zur letzten Sekunde mit eingängigen Riffs, die dampfwalzenschwer über den Hörer hinwegrollen, mit melodisch-mehrstimmigem Gesang und kann mit „Room Of Nightmares“ sogar einen veritablen Hit vorweisen, den man sich durchaus im Radio vorstellen könnte. Sofern das Radio einen Hang zu guter Musik hätte, möchte man lästernderweise hinzufügen…
Rocker tragen eben auch eine weiche Seele in sich…
Das Album hat zwar schon ein paar Tage auf dem Buckel, ist es aber dennoch wert, an dieser Stelle ausführlicher vorgestellt zu werden.
Denn Zakk Wylde – der ja eigentlich Jeffrey Phillip Wielandt heißt, was sich aber beileibe nicht so gut verkaufen lassen würde wie sein Hairspray-Metal-Pseudonym – schüttelt sich nicht nur in schöner Regelmäßigkeit Klasse-Riffs wie in „Trampled Down Below“, „Seasons Of Falter“, dem garstigen „Illusions Of Peace“ oder „The Betrayal“ aus dem Ärmel, sondern kann auch mit wunderschönen Southern-Rock-Balladen wie „The Only Word“ punkten. Dabei legt er auch in der Stimme eine raue Zerbrechlichkeit an den Tag, die einmal mehr deutlich macht, dass Rocker eben auch eine weiche Seele in sich tragen.
Abgesehen davon kann er seine Gibson-Gitarre einfach verdammt gut spielen! Butterweiche Leads mit dem typischen Wylde-Vibrato (etwa in dem Alice-In-Chains-artigen Slow-Rocker „All That Once Shined“) wechseln sich mit wieselflinken und immer eher im Blues als im Metal verorteten Soli wie in „A Love Unreal“ oder „Disbelief“ ab. Genauso beherrscht Wylde aber auch das Power-Riffing – etwa im großen Hit des Albums „Room Of Nightmares“ oder in „Bury Your Sorrow“.
Rock-Welt wäre ohne die Wylde-Songs ärmer dran
Der Mann mit dem Rauschebart, der seinerzeit in der YouTube-Reihe „Kids interview Bands“ mit der kleinen Piper ein einfach nur herrliches und absolut witziges Interview führte, hat zudem ein grandioses Händchen für eingängige Songs. „The Day That Heaven Had Gone Away“ ist so ein Beispiel für einen zeitlos guten Song mit Langzeitwirkung, warmen Hammond-Klängen und verspielten Gitarrenlicks.
Es ist viel Zeit seit Zakks erstem Solo-Werk „Pride & Glory“ (1994) vergangen. Aber schon damals hat sich abgezeichnet, was heute überdeutlich ist: Die Rock-Welt wäre ohne die Songs von Zakk Wylde ärmer dran – ob sie nun mit Ozzy aufgenommen werden, mit Pride & Glory, denen seinerzeit ja nur ein Album beschieden war, ganz solistisch wie auf den beiden zerbrechlichen „Book-Of-Shadows“-Alben (1996 und 2016) oder eben mit seiner satt rockenden Black Label Society.
Wolfgang Weitzdörfer
- VÖ: Januar 2018
- Label: Spinefarm Records
- Songs: 12
- Spielzeit: 56:56 Minuten
- Preis: ca. 12 Euro