Grafenau. Die United Nations (UN) haben schon 1992 im Rahmen der Rio-Konferenz eine Biodiversitätskonvention abgesegnet, um etwa den Folgen des Klimawandels entgegenzutreten. Denn es sei die Pflicht aller Länder dieser Welt, die natürliche Artenvielfalt zu achten. Seitdem fokussiere sich das UN-Umweltprogramm noch mehr auf den Erhalt von Arten, von genetischer Vielfalt und von Ökosystemen. In der globalen wissenschaftlichen Debatte darüber spielt nun auch der Nationalpark Bayerischer Wald eine Rolle, wie einer Medienmitteilung der NP-Verwaltung zu entnehmen ist.
Gerade erst hat das Sekretariat der Biodiversitätskonvention mit Sitz im kanadischen Montreal neue Beiträge der Wissenschaft zur Politik für nachhaltige Entwicklung veröffentlicht. Durch diese Schriftreihe werden Entscheider der Umweltpolitik auf dem ganzen Globus regelmäßig über aktuelle Forschungsergebnisse informiert. Diesmal berichtet darin Nationalparkforscher Claus Bässler über die Auswirkungen des Klimawandels im Bayerischen Wald.
Klimaveränderung: Artengemeinschaften organisieren sich neu
„Wir durften unser Monitoring auf einer UN-Klimakonferenz als Best-Practice-Beispiel vorstellen“, erklärt Bässler. „Um den Klimawandel zu verstehen, benötigen wir nämlich gute lokale Studien, wie wir sie betreiben.“ Der Nationalpark Bayerischer Wald gilt aufgrund seiner Philosophie „Natur Natur sein lassen“ sowie der jahrzehntelangen Erfahrung mit international anerkannten Forschungsprojekten als ausgezeichneter Lernort für den Waldnaturschutz und für Waldentwicklungsprozesse. So wird etwa die Artenvielfalt penibel dokumentiert. „Dank unserer Daten können wir sehr genau erkennen, wie Tiere, Pflanzen und Pilze in den verschiedenen Höhenlagen auf den Klimawandel reagieren.“
Die Auswertungen des Nationalparks zeigen, dass sich die Artengemeinschaften aufgrund der sich verändernden Klimabedingungen neu organisieren. Mit besonders negativen Folgen müssen hochmontane oder alpine Arten wie Bergglasschnecke, Siebenstern oder Ringdrossel rechnen. Deren Lebensraum befindet sich schon jetzt nur noch in den Gipfelbereichen des Mittelgebirges. Eine weitere Erwärmung könnte zum Verschwinden dieser und weiterer montaner Arten führen. Dafür profitieren wärmeliebende Arten, die verstärkt von tieferen Höhenlagen in den Bayerwald einwandern. „Diese Phänomene sind nicht nur bei uns, sondern auch in vergleichbaren Gegenden der Erde festzustellen, wenn man mit ausgereiften Monitoring-Maßnahmen danach sucht“, erklärt der Klimatologe.
Eine weitere Erkenntnis: „Große Schutzgebiete wie Nationalparks können die Effekte des Klimawandels abfedern“, sagt Bässler. Da sich die Natur im Nationalpark nach ihren ureigenen Regeln entfalten darf, ist beispielsweise der Anteil von Totholz um ein Vielfaches höher als in Wirtschaftswäldern. „Und es gibt viele Arten, vor allem bei den Pilzen, die von einem reichlichen Totholzvorrat so stark profitieren, dass sie dadurch einen gewissen Temperaturanstieg kompensieren können.“
„Ergebnisse beweisen, wie wichtig Großschutzgebiete sind“
„Die Bekämpfung des Klimawandels und der Schutz der biologischen Vielfalt sind zentrale Herausforderungen für die Menschheit im 21. Jahrhundert“, stellt David Cooper, stellvertretender Generalsekretär der Biodiversitätskonvention, im Vorwort der neuen UN-Publikation fest.
Deswegen müsse man der Politik zu diesen Themen gute wissenschaftliche Daten an die Hand geben. „Dass wir als Nationalpark mit unseren Forschungsergebnissen hierzu einen kleinen Beitrag liefern, macht uns natürlich ein Stück weit stolz“, sagt Nationalparkleiter Franz Leibl. „Außerdem beweisen unsere Ergebnisse zum wiederholten Mal, wie wichtig Großschutzgebiete wie unseres für den dauerhaften und nachhaltigen Erhalt der biologischen Vielfalt sind.“
da Hog’n