„Corrosion Of Conformity“ sind echte Urgesteine, was den schweren Southern Rock mit Hardcore-, Sludge- und Stoner-Einflüssen angeht. Gegründet wurde die Band schon 1982. Allerdings durchlebte C.O.C. mehrere Metamorphosen – und eine echte Hochzeit, als 1989
Gitarrist und Sänger Pepper Keenan einstieg. Vor allem die 90er-Jahre-Alben „Deliverance“ (1994) und „Wiseblood“ (1996) genießen in der Szene Kultstatus. Keenan strich 2006 die Segel – kein Wunder, hatte er doch mit den New-Orleans-Ikonen „Down“ ein weiteres, ungleich lukrativeres Eisen im Feuer.
Mit „Down“, bei denen Ex-„Pantera-Rüpel Phil Anselmo am Mikro Gift und Galle spuckte, legte Keenan einige richtig erfolgreiche Alben vor und tourte rund um den Globus. Jetzt liegt mit „No Cross No Crown“ das erste C.O.C.-Album mit Keenan seit etwa einem Jahrzehnt vor: „Schlagzeuger Reed Mullin rief mich an und fragte mich, ob wir vielleicht ein paar Shows spielen könnten“, berichtet Keenan. Die waren richtig erfolgreich – und so war es nach dem Deal-Angebot des Donzdorfer Erfolgslabels Nuclear Blast nur eine Frage der Zeit, ehe Keenan, Mullin, Gitarrist Woody Weatherman und Bassist Mike Dean wieder zusammen ins Studio gehen würden.
Man spürt schon, wie die Faust sich ballt…
Herausgekomen ist dabei ein knapp einstündiges Werk mit 14 Songs, von denen allerdings vier eher in die Kategorie Intro oder Zwischenspiel fallen. Macht aber nichts, denn die restlichen Stücke walzen einen mit der Gewalt eines Südstaaten-Bataillons schon beim ersten Hören nieder und lassen einen beseelt und glücklich im Stuhl zusammensinken – ein kraftlos gemurmeltes „Hell yeah!“ auf den Lippen.
„The Luddit“ oder „Cast The First Stone“ schaffen es nach dem Intro „Novus Deus“, einen problemlos auf Betriebstemperatur zu bringen. „Wolf Named Crow“ kommt ein wenig bekifft daher, wobei die schweren Riffs eine sehr deutliche Black-Sabbath-Sprache sprechen, allerdings mit mehr Flanger-Effekten im Sound. Auch „Little Man“ ist als Riff-Rohheit in Schwermetall gegossener Wahnsinn – man spürt schon, wie die Faust sich ballt und ertappt sich dabei, sie in die Luft zu recken. Zerbrechlicher könnte es da im Anschluss mit dem Akustikgitarrenblues-Intermezzo „Matre’s Diem“ kaum zugehen – schon schön, diese Art der Dynamik…
Ein bisschen flotter geht es dann mit „Forgive Me“ zu – zwar ist man weit davon entfernt, in Hardcore-artige Duracell-Häschen- Geschwindigkeit vorzudringen – allerdings tut es gut, wenn die „richtigen“ Songs auch mal ein paar BPM schneller sind. Man merkt Keenans „Down“-Vergangenheit durchaus im Sound, der eine oder andere Song könnte auch vom New-Orleans-Fünfer stammen, wie etwa die Halb-Ballade „Nothing Left To Say“. Auch wenn Keenan ein kraftvoller Sänger ist, wird er wohl nie die rohe Gewalt eines Wahnsinnigen wie Anselmo erreichen. Doch in seiner Sparte, der des schweren Southern-Rocks, ist Keenan wunderbar aufgehoben und glaubwürdig.
„Wir schreiben die Songs eben auf eine gewisse Art und Weise“
„Old Disaster“ und „E.L.M.“ hätten hingegen – wie auch einige andere Songs auf „No Cross No Crown“ – durchaus auch auf den beiden Kultalben „Deliverance“ und „Wiseblood“ stehen können. Was auch Keenan nicht leugnet: „Wir haben nicht versucht, es wie irgendwelche anderen Alben klingen zu lassen, aber wir schreiben die Songs eben auf eine gewisse Art und Weise.“ Auf eine ganz besondere, gute und absolut hörenswerte Weise, möchte man an dieser Stelle abschließend anmerken.
Wolfgang Weitzdörfer
- VÖ: 12. Januar 2018
- Label: Nuclear Blast Records
- Songs: 14
- Spielzeit: 53:54 Minuten
- Preis: ca. 17 Euro