Vornbach am Inn. Keine musikalischen Grenzen im Reich des Schalls: „No Limits“ lautet das Motto der Passauer Kombo „Sonic Empire“ . Ihre Wurzeln liegen zwar im Progressive Metal, doch der Sound der vier erfahrenen Vollblutmusiker ist immer wieder für eine Überraschung gut. Die Texte gehen in die Tiefe – man scheut sich nicht, dabei auch schwierige und unbequeme Themen anzugehen. Wer oder was die Bandmitglieder inspiriert, was für sie Heimat bedeutet und wie sie ihre Fans bei Laune halten, könnt ihr im zweiten Teil unserer neuen Hog’n-Serie „Musik im Blut“ nachlesen.

Sonic Empire, das sind (v.l.) Rainer „MM“ Böddeker, Florian „Floyd“ Habel, Heinz „SEB“ Winkler und Mario „The Duke“ Hauschild. Foto: Facebook-Seite Sonic Empire/Keks Fotografie
Legt mal los, Jungs! Wer seid ihr? Woher kommt euer Bandname – und was bedeutet er?
Wir sind Sonic Empire – was so viel heißt wie „Reich des Schalls“ – und stehen für kraftvollen, erhabenen Sound. Idealerweise soll der geneigte Zuhörer das Gefühl haben, sich mittels unserer Musik auf die Reise in ein neues, unbekanntes und spannendes Land zu begeben.
„Grundsätzlich bevorzugen wir die härtere Gangart“
Das Hauptquartier von Sonic Empire liegt im dünn besiedelten Rothof bei Vornbach am Inn. Das ist praktisch, weil nicht gleich irgendwelche Nachbarn die Polizei rufen, wenn wir wieder einmal etwas lauter oder länger proben. Rainer „MM“ Böddeker (47) ist Leadsänger und spielt Keyboards. Mario „The Duke“ Hauschild (39) bedient die Gitarre und unterstützt mit Backing-Vocals. Florian „Floyd“ Habel (30) steuert Drums und zusätzliche Backing-Vocals bei. Heinz „SEB“ Winkler (45) malträtiert seinen Bass und kümmert sich um Recording und Mixes. Alle vier Musiker beteiligen sich am Songwriting, wobei die Kreativzentrale sicher bei MM und Duke liegt.
Von wem wurdet ihr gegründet – und wann?
Das Schallreich gibt es seit September 2006, drei Viertel der Gründungsmitglieder sind nach wie vor mit Feuereifer bei der Sache. Nur an der Gitarre gab es vor sechs Jahren einen Wechsel, der familiär und beruflich bedingt war. Ziemlich stabile Verhältnisse also.
Woher kennt ihr euch?
Auch wenn wir mittlerweile schon ein gesetzteres Alter vorweisen: Die Wurzeln von Sonic Empire gehen tatsächlich auf Schul- und Studienfreundschaften zurück, die über die Jahre hinweg Bestand hatten – und immer noch haben.
Welche Art von Musik macht ihr?
Grundsätzlich bevorzugen wir die härtere Gangart, wir betrachten unsere Musik als Progressive Metal. Unser Motto lautet seit jeher: No Limits! Es gibt keine ausgewiesenen Vorbilder und die Einflüsse sind sehr vielfältig, teilweise genre-untypisch. Im Mittelpunkt stehen stets abwechslungsreiches Songwriting sowie Arrangements mit Blick für das überraschende Detail. Extreme und dennoch alltägliche Erfahrungen bilden die Basis, auf der Musik und Lyrics aufbauen: Kompromisslose Thrash-Parts mischen sich mit melancholischen Soli, Melodic-Death trifft auf 80er Prog, wütende Shouts folgen filigranen Harmony-Vocals. Alles, was Spaß macht – so muss es im Soundimperium sein.
Sarkastische Kommentare zu gesellschaftlichen Entwicklungen
Was macht ihr, wenn ihr nicht Musik macht?
Wir sind alle in recht fordernden Berufen tätig, was bekanntermaßen die Freizeit fast bis ins Unerträgliche einschränkt. Unsere Jobs sind so verschieden, wie unsere Musik variabel ist. Ein Jurist, ein Anlagenplaner für Elektrotechnik, ein Pädagoge und ein Banker. In unserer Freizeit gehen wir gerne auf Live-Konzerte bzw. hören sehr gerne Musik. Dazu kommen sportliche Aktivitäten wie Fußball oder Wandern.
Habt ihr bereits Veröffentlichungen?
Schon eineinhalb Jahre nach der Gründung hatten wir unser erstes Album „Far beyond reason“ am Start, das sich im Freundeskreis und auf Konzerten recht gut verkauft hat. 2011 konnten wir mit „For something remains“ nochmal nachlegen. Aktuell arbeiten wir – mittlerweile im eigenen Projektstudio – an den nächsten Releases. Seit dem Besetzungswechsel an der Gitarre haben wir Songs für mindestens zwei Alben geschrieben. Wenn alles gut läuft, sollte Album Nummer drei 2018 erhältlich sein. Um bis dahin unsere kleine, aber feine Fan-Gemeinde bei Laune zu halten, veröffentlichen wir auf unserer Homepage immer wieder mal den Rough-Mix eines neuen Songs.
Welche Themen behandelt ihr in euren Liedern? Und warum?
Zumeist spielen alltägliche, aber dennoch extreme Erfahrungen die Hauptrolle. Die Lyrics sollen die Möglichkeit geben, eigene Erlebnisse mit der Musik in Verbindung zu bringen. Den meisten Texten liegt deshalb zwar eine bestimmte Situation, ein bestimmtes Gefühl oder Erlebnis zu Grunde. Das meiste soll aber unscharf bleiben, denn jeder erlebt extrem positive oder negative Situationen anders. Vielleicht spielt ja einmal ein Song von Sonic Empire eine Rolle im Leben eines Hörers – das wäre eine große Bestätigung für uns alle.

„Zumeist spielen alltägliche, aber dennoch extreme Erfahrungen die Hauptrolle.“ Foto: Benjamin Strobel
Zudem gibt es Texte mit geschichtlichem Hintergrund, wie „One against them all“, das den Hitler-Attentäter Georg Elser würdigt. Oder „Pharsalus“, welches Ideen zum römischen Bürgerkrieg um 48 v. Chr. im Spiegel der heutigen Verhältnisse verarbeitet: Wir haben seitdem nämlich nur wenig gelernt. Manchmal gibt es auch einen sarkastischen Kommentar zu gesellschaftlichen Entwicklungen, wie in „Mobile Zombies“ zum Umgang mit Smartphones & Co. – oder, wie in „Restructuring the Principle Directorate“, zu allen Arten überflüssiger und teurer Unternehmensberatung.
Release-Party in Passau mit enthusiastischen Metalheads
Warum singt ihr auf Englisch?
Unsere Texte sind auf Englisch verfasst, weil dies nun einmal die Universalsprache von Rock und Metal ist. Zudem sind englische Songtexte zugänglicher als deutsche, da Worte und Ausdrücke meistens kürzer sind und sich häufig angenehmer im Gesang artikulieren lassen.
Von wem oder was werdet ihr inspiriert?
Die Inspirationsquellen sind völlig verschieden. Vermutlich beginnt jeder deshalb in einer Rockband Musik zu machen, da er einem bestimmten Vorbild nacheifern möchte – und wird so im Grundsatz geprägt. Man hört aber immer wieder neue, interessante Sachen und fragt sich: Wie würden wir das machen? Deswegen heißt es bei uns ja auch „No Limits“, da grundsätzlich in alle Richtungen gedacht werden kann.
Themen finden sich überall: Im eigenen Alltag, in den Nachrichten, in Filmen und Büchern. Manchmal steht eine textliche Idee oder nur ein Songtitel am Anfang, der eine bestimmte musikalische Richtung vorgibt. In anderen Fällen gibt es eine musikalische Idee, ein Gitarrenriff, eine Melodie oder einen Rhythmus, der zu einem Song ausgearbeitet wird. Daraus ergibt sich dann eine Stimmung oder ein Bild im Kopf, das das Thema der Lyrics vorgibt.
Wo seht ihr euch in einem Jahr?
Wie schon gesagt: Wir möchten 2018 unsere dritte CD herausbringen. Dann freuen wir uns auf eine Release-Party in Passau mit vielen, vielen enthusiastischen Fans, Freunden und Metalheads. Schön wäre es auch, wieder einmal auf einem regionalen Festival mit anderen Bands aufzutreten.
Anspruch, unser Ding so professionell wie möglich aufzuziehen
Und in fünf Jahren? Welche Ziele und Visionen habt ihr?
In fünf Jahren möchten wir immer noch miteinander Musik schreiben, aufnehmen und live präsentieren. Das ist das schönste Hobby der Welt. Wir sind keine Berufsmusiker, die von ihrer Musik leben können und wollen. Aber wir haben den Anspruch, unser Ding so professionell wie möglich aufzuziehen. Beim Recording bietet der technische Fortschritt inzwischen Möglichkeiten, die vor zehn Jahren allein den Profis vorbehalten waren.
Was bedeutet für euch „Heimat“? Wo ist eure Heimat?
Heimat ist zuerst einmal da, wo man geboren worden und aufgewachsen ist. Im Laufe des Lebens kann man aber natürlich auch zu anderen Orten, an denen man einen wichtigen Teil seines Lebens verbracht hat, intensive Bindungen entwickeln. Diese Orte können dann zur zweiten – oder dritten – Heimat werden. Das sieht man sehr gut bei Sonic Empire: Drei von uns sind seit jeher in Passau und Umgebung daheim. Unser Sänger kommt hingegen aus Ostwestfalen, war viele Jahre in Passau und wohnt nun in München. Daheim ist er an allen drei Orten.
Was liebt ihr an Niederbayern – was findet ihr nicht ganz so prickelnd?
Niederbayern ist direkt, ehrlich und bodenständig. In einer Welt, die immer mehr auf Äußerlichkeiten, Schnelligkeit und Oberflächlichkeit setzt, bleibt man hier ziemlich gut geerdet. Im Gegensatz etwa zum Münchener Raum mit all seinem großstädtischen Gehabe und dem rasanten Wachstum kann man hier Heimat noch stärker fühlen.
Schade ist, dass der Sog der Ballungsräume immer mehr Menschen aus den ländlichen Regionen in die Städte lockt. Es wäre so wichtig hier gegenzusteuern.
Wir werden den Teufel tun, alle zu vergrätzen…
Zuletzt: Euer Tipp? Welche andere regionale Band außer euch muss man unbedingt gehört haben?
Haha, da gibt es eine ganze Menge! Wir werden aber den Teufel tun, alle zu vergrätzen, die wir an dieser Stelle nicht nennen können…
Gute Antwort. Wir wünschen Euch weiterhin viel Spaß und viel Erfolg.
Interview: Claudia Wunder
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