Waldkirchen/Passau. Es gibt nichts Schlechtes, was nicht auch sein Gutes hat. Mitte August dieses Jahres sorgte insbesondere in den Waldgebieten der Gemeinden Waldkirchen, Neureichenau und Jandelsbrunn ein Unwetter für große Zerstörungen, zahlreiche Bäume wurden entwurzelt oder umgeknickt. Das Sturmholz konnte inzwischen größtenteils aufgearbeitet werden und steht nun zum Abtransport bereit. Um das regionale Straßennetz – allen voran die B12 – zu entlasten, haben sich die Holztransport-Unternehmer dazu entschlossen, die Trasse der Ilztalbahn von Waldkirchen nach Passau zu nutzen. Am Montag sind deshalb erste Waggons beladen und mit einer eigens dafür organisierten Diesellok der Staudenbahn in die Dreiflüssestadt gezogen worden.
„Dieser Vorgang hat einen enormen Stellenwert für unsere Initiative“, erklärt Hermann Schoyerer von der Ilztalbahn GmbH, die seit Jahren für eine Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Freyung, Waldkirchen und Passau kämpft. Schoyerer spricht gar von einem „echten Meilenstein“, den der Holztransport in diesem Zusammenhang darstellt. Sowohl das Signal nach außen, dass auf der Ilztalbahn wieder Güter transportiert werden, als auch der bestandende Belastungstest für die Schienen seien von unschätzbarem Wert. „Es beweist, dass wir eine intakte, gut erhaltene Infrastruktur vorweisen können. Glücklicherweise wurde unsere Trasse nie entwidmet und kann nun ohne Probleme benutzt werden.“
Wöchentlich sollen zwei „Ganzzüge“ nach Passau rollen
Zuletzt wurden im Jahr 2001 auf der Bahnlinie zwischen Freyung und Passau Güter transportiert – damals waren es Panzer der Freyunger Bundeswehr, die auf den Truppenübungsplatz nach Grafenwöhr verlagert wurden. Nun, 16 Jahre später, sind es Fichten, Buchen und Tannen, die am Waldkirchener Bahnhof verladen und abtransportiert werden. Laut Hermann Schoyerer sollen wöchentlich zwei Ganzzüge nach Passau rollen. „Darunter versteht man eine Lok mit 20 Waggons“, erklärt der ITB’ler. Aufgrund der abschüssigen Strecke würden pro Fahrt jedoch nur zehn Wagen an die Triebmaschine gehängt. „Das Gefälle ist herausfordernd. Wir wollen sichergehen, dass da nichts passiert.“
Gesamtverantwortlich für die Aktion zeichnet nicht die Ilztalbahn GmbH selbst, sondern regionale Holzunternehmen. „Wir stellen die Strecke lediglich zur Verfügung – und bekommen dafür natürlich Trassengebühren.“ Gelder, die die Initiative gut gebrauchen kann, um seinen Forderungen einer kompletten Reaktivierung der Bahnstrecke Nachdruck zu verleihen. Zumindest in nächster Zeit ist ein regelmäßiger Transport-Betrieb sichergestellt. „Die genaue Holzmenge, die auf Schienen transportiert wird, steht noch nicht fest. Deshalb gibt es auch keinen genauen Zeitplan. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Holzzüge mindestens noch bis März unterwegs sind.“
Helmut Weigerstorfer