Zwiesel. Auf großes Interesse ist die Eröffnung der Wanderausstellung „Verschwundene Glashütten im Bayerischen Wald und im Böhmerwald – Glashüttenstandorte aus acht Jahrhunderten“ getroffen, die jüngst im Zwieseler Waldmuseum eröffnet wurde. „Das Projekt wurde von der EUREGIO gefördert, weil gerade das Thema Glas die Gemeinsamkeit zwischen dem Bayerischen Wald und dem Böhmerwald unterstreicht. Es ist ein bedeutender Beitrag zur Völkerverständigung, ein Beitrag um sich austauschen zu können“, betonte Daniel Schachtner von der EUREGIO Bayerischer Wald-Böhmerwald-Unterer Inn.

Museumsleiterin Elisabeth Vogl ließ die permanente Objektausstellung im Waldmuseum zum Thema Glas zunächst noch einmal Revue passieren: „Schon bei der Erstaufstellung der von Zwieseler Bürgern gesammelten Exponate im Jahr 1905 im städtischen Museum waren Glasfachleute federführend – darunter Hans Sebastian Schmid, der erste Direktor der Glasfachschule Zwiesel und sein Nachfolger Bruno Mauder. Der Künstler Heinz Waltjen, Heimatpfleger von Rabenstein und Kurator des Museums, begann dann Mitte der 1960er Jahre mit wissenschaftlichen Forschungen zu den alten Glashüttenstandorten. Es war aber vor allem die Heimatforscherin und Autorin Ingeborg Seyfert, die für die Stadt Zwiesel und das Waldmuseum jahrzehntelang zu den Glashütten und ihren Standorten forschte. Auch Fachlehrer Friedrich Holl, Museumsleiter Erwin Steckbauer, Fritz und Sven Bauer und aktuell Alice von Schnurbein trieben die Erkenntnisse voran.“
Viele Glücksfälle auf dem Weg zur Wanderausstellung
Vogl weiter: „Aus all diesen Bestrebungen konnte von mir eine alte Karte aus dem Waldmuseum mit 174 ermittelten Glashüttenstandorten überarbeitet werden. Grundlage der heute zu eröffnenden Wanderausstellung sind aber auch die jahrelangen Bild- und Textrecherchen von Marita Haller, Hans Schopf, Růžena Váchová und PhDr. Ladislav Čepička vom Kulturverein Šumavský spolek in Winterberg.“
Hans Schopf vom Ohetaler Verlag Grafenau und Vorsitzender des Heimatvereins d’Ohetaler Riedlhütte gab Erläuterungen zur Entstehung des neuen grenzüberschreitenden Projektes: „Der Heimatverein d’Ohetaler Riedlhütte e.V. und der Kulturverein Šumavský spolek in Winterberg haben gemeinsam die Ausstellung konzipiert. Diese besteht aus 22 großformatigen Roll-ups und zeigt Glashüttenstandorte aus acht Jahrhunderten beidseits der bayerisch-böhmischen Grenze. Die an den früheren Hüttenstandorten gefundenen Glasscherben geben Auskunft über die jeweils produzierten Glaswaren. Die Glashütten haben zur Gründung vieler Dörfer geführt. Sie haben den Wald erschlossen und den Menschen das tägliche Brot gegeben. Es war ein Glücksfall, dass die Heimatforscherin Marita Haller das Projekt mit Bild- und Textmaterial unterstützen konnte.“
„Ein weiterer Glücksfall ist, dass die Leiterin des Waldmuseums, Elisabeth Vogl, eine umfangreiche Textsammlung über die alten Glashütten zur Verfügung gestellt hat. Auch Willi Steger, Hermann Beiler und Helmut Weigerstorfer vom Onlinemagazin da Hogn haben mich beraten und mit Material versorgt. Auf tschechischer Seite war es der Kulturverein Šumavský spolek in Winterberg, der an dem Projekt mitgearbeitet hat. Diese Wanderausstellung hat Ausstrahlung in den gesamten Bayerischen Wald und auch auf den Böhmerwald.“
Verleger Hans Schopf kündigt Glashütten-Buch an
Hans Schopf verwies auf den begleitenden Katalog, der beim Verlag und auch im Waldmuseum zu haben ist, sowie auf den neuen Jahreskalender für 2018 über verschwundene Glashütten beidseits der Grenze. Neugierig machte der Verleger auf ein geplantes, reich bebildertes Buch, das er noch vor Weihnachten herausgeben möchte, in dem erstmals alle etwa 200 verschwundenen Glashütten beidseits der Grenze aufgeführt sein werden. Perfekt übersetzt wurden die Wortbeiträge von Dana Kubíčková.
Marita Haller
Die Sonderschau „Verschwundene Glashütten im Bayerischen Wald und im Böhmerwald – Glashüttenstandorte aus acht Jahrhunderten“ ist bis 6. Januar 2018 (von Mittwoch bis Montag, 10 bis 16 Uhr) im Waldmuseum in Zwiesel zu besichtigen (Dienstag ist Ruhetag).