Bad Füssing. Im Kurort Bad Füssing gibt es einerseites Eigentümergesellschaften, in dessen Besitz sich ein Beherbergungsbetrieb befindet. Größere Investitionen müssen dabei von einem Beirat abgesegnet werden, mehrere Leute haben Anteile am großen Ganzen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch die Familienbetriebe: Zahlreiche Hotels wurden über mehrere Generationen hinweg aufgebaut. Wichtige Entscheidungen werden dabei innerhalb des engsten Kreises abgesprochen – so wie im Parkhotel. 1962 gegründet, hat sich die Anlage nahe des Füssinger Kurparks im Laufe der Jahre stetig weiterentwickelt. Mit Alexander Stopp übernimmt in absehbarer Zeit die dritte Generation das Zepter. Im Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n spricht der 26-jährige Juniorchef, der übrigens selber im Parkhotel wohnt, u.a. über die Vor- und Nachteile eines Familienbetriebs – und über die zunehmende Bedeutung des Wellnessaspekts.
Herr Stopp: Beschreiben Sie bitte unseren Lesern kurz Ihren Betrieb, das Parkhotel Bad Füssing?
Das Parkhotel ist eine Vier-Sterne-Unterkunft im Herzen von Bad Füssing. Unsere hauseigenen Hallen- und Freibäder werden direkt mit Thermalwasser von der Therme 1, der Ursprungsquelle des Kurortes, versorgt. Unsere Anlage wurde bereits 1962 gegründet, das heißt, in den Anfangsjahren von Bad Füssing. Wir sind also seit jeher eng mit dem Ort verbunden. In den vergangenen Jahren hat sich aber rund um das Parkhotel einiges getan – wir haben das Gebäude mehrmals um- und ausgebaut. Inzwischen können wir deshalb über 100 Betten anbieten. Rund 50 Mitarbeiter sorgen dafür, dass sich der Gast bei uns wohl fühlt.
„Großunternehmen haben mehr Geld für Marketing“
Unser Augenmerk liegt nicht nur auf der heilenden Wirkung des Füssinger Wassers, sondern auch auf dem Wellnessaspekt. Wir haben zwei Innenbecken – ein Schwimmerbecken und einen Whirlpool – sowie im Außenbereich ein Freibad. Hinzu kommt eine Saunalandschaft mit verschiedenen, schweißtreibenden Attraktionen sowie Ruheräume, in denen man die Seele baumeln lassen kann. Aktive Erholung ist dank unserer Massage- und Physiotherapie-Praxis möglich. Auch Kosmetik, Maniküre und Pediküre sind dort im Angebot. Und auch was die Zimmer betrifft ist bei uns für jeden etwas dabei – von Standard über Komfort bis hin zu Toskana, unserer Highclass-Kategorie.
Ihre Großeltern haben das Parkhotel gegründet, Sie werden den Betrieb also in dritter Generation führen. Ist es ein Vor- oder Nachteil, einem Familienbetrieb anzugehören?
Ein zweischneidiges Schwert. Grundsätzlich ist in einem Familienbetrieb alles herzlicher. Der Gast schätzt es, wenn er sieht, dass eine ganze Familie immer vor Ort ist und in den verschiedensten Bereichen mitarbeitet – meine Tante leitet zum Beispiel die Rezeption, meine Großmutter ist für die Buchhaltung verantwortlich. Stammgäste, die seit Jahren zu uns kommen, werden natürlich persönlich begrüßt. Man kennt sich.
Auf der anderen Seite können natürlich Hotelketten gewisse Bonusprogramme anbieten. Auch haben diese Großunternehmen einen viel größeren Topf für Marketing, ihr Vertrieb ist zudem weit größer aufgestellt.
„Stetige Investitionen sind das A und O“
In Europas größtem Kurort Bad Füssing gibt es eine Vielzahl an Übernachtungsmöglichkeiten. Warum jedoch soll der Gast ausgerechnet im Parkhotel seinen Urlaub verbringen? Welche Alleinstellungsmerkmale hat Ihre Anlage?
Einer unserer größten Vorteile ist, dass wir das Thermalwasser direkt im Haus haben – nur wenige Hotels in Bad Füssing können das bieten. Bei Regen, Wind und Wetter muss unser Gast also nicht in die öffentlichen Thermen, sondern kann bequem vor Ort die heilende Wirkung unserer Wassers erfahren – ein exklusiverer Genuss. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist unsere Lage. Wir liegen zwar zentral, aber dennoch in einer Nebenstraße, also in einer ruhigen Ecke.
Wie schafft man es generell, im Kampf um die Gäste zu bestehen?
Vor allem durch eine sehr hohe Servicequalität. Es ist wunderbar, eine schöne Anlage auf dem neuesten Stand zu haben. Das Wichtigste ist aber nach wie vor die Arbeit am und mit dem Gast – unsere Mitarbeiter sind die Seele des Parkhotels. Das Team muss funktionieren, die Moral stimmen. Um das zu erreichen, muss man als Familie präsent sein und überall mithelfen, wo man gebraucht wird. Natürlich ist es auch richtungsweisend, dem Gast immer wieder Neuerungen zu bieten – Trends müssen aufgegriffen werden, Umbauten regelmäßig stattfinden. Stetige Investitionen sind das A und O.
Welche Maßnahmen wurden im Parkhotel zuletzt umgesetzt?
Vergangenen Winter haben wir unsere Saunalandschaft umgestaltet und einige Zimmer saniert. Außerdem haben wir eine neue Massagepraxis gebaut. Der Standard und die Qualität müssen erhalten bleiben – das ist unsere größte Aufgabe.
„Die Bedeutung des Wellnessaspektes nimmt immer mehr zu“
Urlaub dahoam ist wieder „in“. Können auch Sie diese Entwicklung bestätigen? Und: Wo sehen Sie die Gründe hierfür?
Ja, auch wir können das bestätigen. Meiner Meinung nach liegt diese Entwicklung vor allem an den politischen Entwicklungen – beispielsweise in der Türkei. Vor allem die ältere Generation legt großen Wert auf Sicherheit. Doch auch die Jüngeren finden vermehrt den Weg nach Bad Füssing. Diesem Altersbereich fehlt immer mehr die Zeit, größere Reisen in Angriff zu nehmen. Deshalb entschließen sie sich zu einem Kurzurlaub in unmittelbarer Nähe. Und da bietet sich Bad Füssing natürlich an.
Apropos: Jüngere Generation. Bad Füssing gilt als Urlaubsort für eher ältere Menschen, oder?
Nicht unbedingt. Viele Jüngere nutzen zum Beispiel unser Hotel für eine kurze Auszeit oder einen Wellnessurlaub. Eine Entwicklung, die wir nicht versäumen dürfen. Neben dem Fokus auf das Heilwasser nimmt auch die Bedeutung des Wellnessaspektes immer mehr zu.
Die Gesundheitsreform 2002 sorgte für einen Einbruch der Übernachtungszahlen in Bad Füssing, von dem man sich nur langsam wieder erholt. Ist das Tief bereits überwunden – oder hat man nach wie vor mit den Nachwehen zu kämpfen?
Die Kurzahlen sind weiterhin sehr niedrig im Vergleich zur Zeit vor 2002. Der Trend geht aber immer mehr in Richtung Gesundheitsurlauber, der präventiv zu uns kommt. Diese Kosten werden teilweise von den Krankenkassen übernommen, gleichzeitig steigen aber auch die Selbstzahler immer mehr. Alles in allem haben wir uns von der Gesundheitsreform gut erholt.
„Wir akquirieren überregional – auch in Tschechien und Ungarn“
Großes Thema im Bäderdreieck ist auch die Suche nach Personal. Wie stellt sich die aktuelle Situation bei Ihnen im Betrieb dar?
Wir sind recht gut aufgestellt. Das liegt vor allem daran, dass wir viele Mitarbeiter haben, die bereits seit Jahren bei uns angestellt sind. Darüber sind wir glücklich und froh. Generell stellt sich die Personalsituation aber sehr schwierig dar. Es ist alles andere als einfach, qualitativ hochwertiges Personal zu finden. Deshalb akquirieren wir nicht mehr nur im unmittelbaren Umkreis, sondern überregional – dazu gehören auch Tschechien und Ungarn.
Was entgegen Sie denjenigen, die behaupten, in der Gastronomie/im Hotelbereich ließe sich kein Geld verdienen?
Jeder ist seines Glückes Schmied. Gute Servicekräfte, die mit den Gästen umgehen können, bekommen Trinkgeld. Und dann kann man in der Gastronomie gutes Geld verdienen. Deshalb ist die Aussage, man verdiene nur sehr wenig, nicht richtig.
Gibt es genügend Bewerber auf die zur Verfügung stehenden Ausbildungsstellen?
Die Bewerbungen sind relativ deutlich zurückgegangen – es werden von Jahr zu Jahr weniger. Man hat das Gefühl, das junge Leute nur noch studieren wollen.
Blick in die Zukunft: Wie muss sich das Parkhotel und der Kurort Bad Füssing aufstellen, um weiterhin bestehen zu können?
Wir müssen den Fokus mehr auf die individuellen Selbstzahler legen, das heißt, mehr Werbemittel müssen für die Wellnessgäste und Kurzurlauber ausgegeben werden. Das soll aber nicht heißen, dass man den Gesundheitssektor vernachlässigen darf – nach wie vor ein super Markt, der Bad Füssing zu dem gemacht hat, was es heute ist.
Vielen Dank für das Interview – wir wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute.
Interview: Helmut Weigerstorfer