Ganderkesee. Als „reine Vorsichtsmaßnahme“ ließ Aldi jüngst deutschlandweit sämtliche unter Gift-Verdacht stehenden Eier aus dem Verkauf nehmen. Von einer gesundheitlichen Beeinträchtigung durch die in den Niederlanden kontaminierten Eier könne dem Lebensmittel-Discounter zufolge bislang nicht ausgegangen werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Zudem müssten ab sofort alle neu angelieferten Eier auf das Insektizid Fipronil getestet werden. Anlässlich des neuesten Lebensmittelskandals hat der niedersäschsiche Software-Entwickler „Abelsoft“ schnellen Handlungsbedarf gesehen – und innerhalb einiger Stunden eine App namens „Faules Ei“ ins Leben gerufen. Mit der kostenlosen Eier-App erfahren die Verbraucher in Windeseile, ob ihr Produkt betroffen ist oder nicht.
„Die App ist jetzt gerade fertig geworden und in die Stores geladen – wir warten jetzt nur noch auf Freigabe“, erkärt Sven Abels im Gespräch mit der Oldenburger Onlinezeitung, einem Partnermedium des Onlinemagazins da Hog’n. Er und seine Mitstreiter möchten mit der App den Verbrauchern Hilfestellung geben, um auf möglichst unkomplizierte Weise herauszufinden, ob die Eier im heimischen Kühlschrank vorbelastet sind. „Sicherlich könnte man sich auch die Liste mit den betroffenen Nummern ausdrucken und diese händisch abgleichen“, so Abels. Die App könne dies jedoch viel schneller. „Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Tagen vielleicht auch einige Produkte auftauchen, in denen die Eier verarbeitet wurden, dann können wir diese auch in der App aufnehmen, das haben wir schon vorbereitet.“
Pflanzliches Desinfektionsmittel mit Fipronil „gepanscht“
Mehr als zehn Millionen belastete niederländische Eier seien in Deutschland in den Verkauf geraten, wie Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer (Grüne) jüngst mitteilte.
Der Höhepunkt dieses Gifteier-Skandals sei noch nicht erreicht. Wie Bundesminister Christian Schmidt (CSU) informierte, sind inzwischen zwölf Bundesländer – also alle bis auf Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und das Saarland – vom Gifteier-Skandal betroffen.
Der Ursprung des Skandals liegt eines SZ-Berichts zufolge in Belgien, wo offenbar ein rein pflanzliches Desinfektionsmittel mit dem für die Nutztierhaltung verbotenen Insektizid Fipronil „gepanscht“ worden ist. Das verunreinigte Mittel sei auch nach Deutschland geliefert worden.
Die Zahl der nach Bayern gelieferten, mit Insektizid belasteten Eier habe sich weiter erhöht. „Inzwischen listet das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 20 Erzeuger-Codes auf“, wie der BR mitteilt.
Stempelnummer eingeben – App prüft dann alle Nummern
Fipronil ist ein Nervengift, das vor allem in der Tiermedizin gegen Flöhe, Läuse und Zecken eingesetzt werde. In der EU sei der Einsatz bei Nutztieren wie Hühnern verboten. Beim Menschen könne das Mittel in höheren Dosen Übelkeit und Erbrechen auslösen.
Bei dem höchsten in Belgien gemessenen Wert von Fipronil in Eiern sei eine gesundheitliche Gefahr für Kinder möglich, hieß es von Seiten des Bundesinstituts für Risikobewertung – hierzulande sei jedoch eine akute gesundheitliche Gefährdung derzeit praktisch ausgeschlossen, da alle bisher festgestellten Werte niedrig genug lägen.
Wie funktioniert nun die App der Niedersachsen genau? „Man nimmt das Ei und gibt die Stempelnummer ein“, berichtet Abels. „Die App prüft dann alle Nummern ab und meldet entweder Entwarnung – oder einen Warnhinweis, dass das Ei betroffen ist.“ Die App werde weiterhin gepflegt, neu hinzukommende Nummern werden integriert. „Wir haben’s mit etwa sechs Leuten innerhalb kurzer Zeit geschafft, eine App fertig zu entwickeln – das hat man nicht oft“, sagt Abels stolz.
da Hog’n
Die Links zu den Stores:
Hier für die Menschen, sich ihre Informationen nicht mittels Apps verschaffen können, ein Link zur Fibronil-Eier-Liste der Behörden aus den Niederlanden in drei Kategorien:
Liste 1: „nicht essen“; Liste 2: „Kinder… nicht essen lassen“ und Liste 3: „Fibronil nachgewiesen“.
https://www.nvwa.nl/onderwerpen/biociden/fipronil-in-eieren/eicodelijst