Passau. Selbst die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ berichtete über diesen Fall: Der Mord an der Studentin Caroline Bernat im Jahr 2007 schlug deutschlandweit hohe Wellen. Letztlich konnten die beiden Täter – nach einer umfangreichen Fahndung – doch noch dingfest gemacht und verurteilt werden. In seinem Buch „Wie können Menschen nur so etwas tun?“ hat Autor Franz Hartl zahlreiche spektakuläre Kriminalfälle in und um Passau recherchiert und niedergeschrieben – darunter auch diesen Mord, der sich vor zehn Jahren in der Dreiflüssestadt ereignete. Teil 13 der Hog’n-Serie „Mord verjährt nie“.
„Das Motiv für den Mord an der hübschen Studentin Caroline Bernat in der Nacht zum 11. Februar 2007 war Habgier. Sie wurde drei Tage später tot in der Badewanne ihrer Haidenhofer Wohnung gefunden – umgebracht mit 27 Messerstichen. Kommilitonen hatten die junge Frau an der Uni Passau vermisst und die Polizei alarmiert. Nach Zeugenbefragungen gerieten schnell Jan Hertrampf und Andreas Stranninger als mutmaßliche Täter in Verdacht.
‚Die beiden mittellosen Männer kamen von Hannover nach Passau, um sich bei der jungen Frau Geld für eine spätere Weiterreise nach Spanien zu beschaffen. Wochen vor der Tat hatten sie sich in Carolines Wohnung einquartiert. Die 21-Jährige finanzierte ihnen Essen und exzessiven Alkoholkonsum. Hertrampf und Stranninger wussten, dass die Studentin vermögend war, weil sie von ihrer Mutter geerbt hatte‘, wie damals in der Tageszeitung zu lesen war.
Filmmusik von „Rocky“ lief während der Tat
Jan und Caroline waren ein Paar. Sie hatten sich Ende 2006 in einer Disko in Hannover kennengelernt. Er war arbeitslos, lebte noch bei seiner Mutter. Einen Job bei einem Telefon-Center lehnte er ab. Stattdessen fuhr er mit seinem Kumpel im Januar zu seiner Freundin nach Passau. Gemeinsam feierten sie am 5. Februar 2007 seinen 19. Geburtstag. Eine Woche später war Caroline tot.
Nach dem Mord an der wohlhabenden Unternehmerstochter legten die Täter eine erstaunliche Kaltschnäuzigkeit an den Tag: Sie kauften sich Bier an einer Tankstelle und sahen sich in einem Passauer Kino den James-Bond-Film ‚Casino Royale‘ an. In einem Schließfach am Passauer Bahnhof deponierten sie Diebesgut aus Carolines Wohnung: Computer, Videokamera, Mobiltelefon, Fotoapparat und eine Geldbörse. Außerdem heben sie 1.000 Euro vom Konto der Getöteten ab und mieten in der Nähe ein Hotelzimmer.
Zum Tathergang sagte Hertrampf aus, dass er sich an jenem Sonntagmorgen ein Küchenmesser genommen und die junge Frau im Badezimmer umbrachte. Warum er das tat, wusste der Täter angeblich selbst nicht, so Oberstaatsanwalt Helmut Walch. Fest steht hingegen, dass der Mörder mit ungeheuerlicher Wut zugestochen hatte. Einige Stiche waren 30 Zentimeter tief. Die Tat hatte er womöglich in einem Affektzustand begangen.
Makabres Detail: Bei der Ausführung der Bluttat soll Stranninger auf Wunsch Hertrampfs laute Musik aufgelegt haben, die hymnische Titelmelodie aus dem Film ‚Rocky‘, wohl um die Schreie des Opfers zu übertönen. Die Bluttat sei dann lauter ausgefallen, als die beiden erwarteten, sodass sie in Panik aus der Wohnung am Passauer Stadtrand flohen.
Die „Soko Caro“ wurde ins Leben gerufen
Ihre Flucht planten sie zunächst nach Osteuropa, doch dieses Vorhaben gaben sie bald auf. Stranninger hatte seinen Ausweis am Tatort vergessen, die Grenzüberquerung wäre zu riskant gewesen. So flüchteten sie nach Spanien. Die Polizei bildete die ‚Soko Caro‘ und leitete eine Großfahndung ein. Die Spur führte die Ermittler nach Frankreich. Die ZDF-Serie ‚Aktenzeichen XY‚ unterstützte in der Sendung vom 29. März 2007 die Polizei bei der Suche nach den beiden Männern.
Bereits am nächsten Tag stellte sich Andreas Stranninger in Bilbao/Spanien den Behörden. Zehn Tage später wird in San Sebastian Jan Hertrampf von der dortigen Polizei festgenommen. Ein spanischer Rentner erkennt den heruntergekommenen Deutschen, der von einer Parkbank aus Passanten anbettelt. Die von den Ermittlern versprochene Belohnung wurde ihm über das Landeskriminalamt ausgezahlt.
Passauer Polizeibeamte holen die beiden zur Vernehmung in die Dreiflüssestadt. Dabei belastet der Hauptverdächtige Hertrampf seinen Komplizen schwer. Demnach war der Mord an der wohlhabenden Unternehmerstochter von langer Hand geplant, um an deren Geld zu kommen. Jan Hertrampf ging noch weiter. Er behauptete, dass Andreas Stranninger ihn aufgefordert hatte, das Verbrechen zu verüben. Das war Anstiftung zum Mord. In diesem Fall musste Stranninger mit dem gleichen Strafmaß rechnen wie der Täter.
Neuneinhalb Jahre Gefängnis für Hertrampf
Vor dem Hauptrichter gestand Hertrampf schließlich, dass er seine Freundin nach einem Streit mit 27 Messerstichen getötet hatte. Caroline wollte beide aus ihrer Wohnung werfen. Mittäter Stranninger hat eine ganze Latte von Vorstrafen wegen Gewalt- und Drogendelikten. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, was in Bayern rund 18 Jahre bedeutet. Wegen gemeinschaftlich begangenen Mord lautet der Schuldspruch für Hertrampf nach dem Jugendstrafrecht neuneinhalb Jahre Gefängnis.“
Franz Hartl/ da Hog’n
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- Mord verjährt nie (1): Der dramatische Tod der Hildegard Baumann (18)
- Mord verjährt nie (2): Dreifacher Offiziersmord in der Koller-Villa
- Mord verjährt nie (3): Tödlicher Schuss an der Grenze
- Mord verjährt nie (4): Der Tod eines Schwarzhändlers
- Mord verjährt nie (5): Der Gattinnenmord von Hacklberg
- Mord verjährt nie (6): Bluttat in der Heiliggeistgasse
- Mord verjährt nie (7): Mysteriöser Raubmord in Tiefenbach
- Mord verjährt nie (8): Der brutale Mord an Maria Schmid
- Mord verjährt nie (9): „Neptun“ – das Mordopfer, das noch heute lebt
- Mord verjährt nie (10): Tödliche Schüsse im Schnellzug 222
- Mord verjährt nie (11): Messerattacke in der Passauer Donaupassage
- Mord verjährt nie (12): Uschi S. – das Zufallsopfer des Muttermörders