Viechtach. Die Kehrtwende von der Kehrtwende von der Kehrtwende. Am Donnerstagvormittag sind die Bagger angerollt, schon bald dürfte das Semmlerhaus in der Viechtacher Linprunstraße, um dessen Erhalt es zuletzt heftige Diskussionen gab, endgültig Geschichte sein. Die Eigentümerfamilie Degen hat damit umgesetzt, was schon lange geplant war – auch wenn Stadtplaner Peter Haimerl mit Stefan Höglmaier einen potenziellen Investoren an Land ziehen konnte. „Es ist nie konkret geworden mit einem Kauf, es hat auch keinen Notartermin gegeben“, erklärt Bernhard Degen auf Hog’n-Nachfrage. Nach Ablauf einer von ihm gewährten Frist habe er nun eine Abrissfirma damit beauftragt, das „Stadttor-Haus“ zurückzubauen. Zunächst soll dort nun ein Parkplatz entstehen.
„Nachdem ich von keiner Seite von dem Abriss informiert worden bin, fühle ich mich hintergangen“, machte Stadtplaner Peter Haimerl gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n deutlich. Gemeinsam mit dem (mutmaßlichen) Investoren Stefan Höglmaier hätte der Architekt bereits einen „sehr guten Entwurf für schöne Heimatlofts“ im Semmlerhaus ausgearbeitet. Die Eigentümerfamilie Degen sei seinen Aussagen zufolge noch am Mittwoch (31.05.) „in guten Vertragsverhandlungen“ mit Höglmaier gestanden. „Der Deal ist nicht geplatzt“, erklärt Haimerl deshalb. Warum das „Stadttor-Haus“ nun dennoch abgerissen wird, entzieht sich jedoch seiner Kenntnis, weshalb er von einem „großen Täuschungsmanöver“ spricht. Fest steht für ihn allerdings: „Das Projekt Hefimatloft ist in Viechtach gescheitert.“
„Das Recht liegt auf Seiten der Eigentümer“
Über den überraschenden Rückbau des historischen Gebäudes wusste auch die Stadt Viechtach nicht Bescheid. Auf Hog’n-Nachfrage erklärt zweiter Bürgermeister Hans Greil in Vertretung von Franz Wittmann, dass er am Donnerstagmorgen vom Abriss erfahren hätte und dann auch gleich zum „Tatort“ geeilt sei. „Die Eigentümer standen davor. Ich fragte sie, ob die Verhandlungen gescheitert sind – sie nickten.“ Greil tue es als gebürtigen Viechtacher sehr leid, dass es das „Stadttor-Haus“ bald nicht mehr gibt. Jedoch könne die Stadtverwaltung den Abriss nicht verhindern, da man sich das Haus schlicht und einfach nicht leisten könne. „Das Recht liegt auf Seiten der Eigentümer“, bringt es der zweite Bürgermeister auf den Punkt.
„Eigentümer war für uns in der Sache nicht mehr erreichbar“
Und Bernhard Degen? Der ist zunächst einfach nur froh darüber, dass sich dieses Thema, „das nervt wie Sau“, vorbei zu sein scheint. „Wenn das Haus nach und nach zusammengefallen wäre, hätte es keinen interessiert. Ich bin erleichert, dass die Spielchen nun vorbei sind.“
Stellungnahme von Stefan Höglmaier, nachgereicht am Donnerstagabend:
„Bis heute Morgen (gemeint ist der 01.06. – Anm. d. Red.) gab es ein gemeinsames Verständnis mit dem Eigentümer, dass wir das Objekt kaufen wollen. Noch in einem Telefonat am Montagabend waren wir mit dem Verkäufer so verblieben, dass es nicht um Tage ginge, sondern wir in Ruhe unsere Objektprüfung machen könnten und zeitnah dem Eigentümer unsere Entscheidung mitteilen werden.
Parallel war bereits ein Münchner Notariat mit der Erstellung des Kaufvertragsentwurfes betraut. Das Gesetz schreibt eine 14- tägige Informationspflicht bis zur Beurkundung vor. Dem Versuch des Verkäufers diese zu umgehen hat das Notariat nicht stattgegeben und war letztendlich vom Verkäufer auch akzeptiert.
Am Samstag fand vor Ort zwischen mir als Bauherrn und dem Architekten Peter Haimerl ein offener Diskurs über das Projekt statt, der auch alle Problemkreise der Projektentwicklung zum Inhalt hatte. Da wir es gewohnt sind komplexe Aufgabenstellungen zum Erfolg zu führen, haben wir uns nicht abschrecken lassen. Es wurden verschiedene architektonische Ansätze gemeinsam entwickelt – eine fertige Lösung lag selbstredend noch nicht auf dem Tisch.
Am Montag fand ein weiterer Arbeitstermin mit Peter Haimerl statt, um die Problemstellungen architektonisch zu lösen und ein Unikat zu schaffen. Wir haben die Idee entwickelt, den bestehenden ‚Turm‘ nach oben zu öffnen und ein begrüntes, sonniges und ruhiges Patio zu schaffen. Am Mittwoch haben wir Erörterungen mit der zuständigen Förderstelle durchgeführt.
Mit großer Überraschung haben wir heute früh die Absage des Eigentümers per Mail erhalten und mussten über Dritte vom Abriss erfahren. Der Eigentümer war für uns in der Sache nicht mehr erreichbar.“
Helmut Weigerstorfer
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