Viechtach. Große Verwirrung rund um das Semmlerhaus in der Linprunstraße, dessen möglicher Abbruch in den vergangenen Tagen rund um Viechtach heiß diskutiert worden ist. Stadtplaner Peter Haimerl, der bei einem Abriss mit Rücktritt gedroht hatte, konnte mit Stefan Höglmaier von der Euroboden GmbH aus München einen Last-Minute-Investoren an Land ziehen, der bereit ist, für das „Stadttor-Haus“ 200.000 Euro zu bezahlen und eine Million Euro in den Umbau zu investieren. „Herr Degen hat abgelehnt, mit der Begründung dass es eine geschäftliche Verbindung zwischen mir und der Firma Euroboden besteht“, teilt Haimerl per Mail zunächst mit. Dann folgte die Kehrtwende. Bereits nächste Woche soll es nun einen Notartermin geben, in dessen Rahmen die Kaufdetails geklärt werden sollen. Somit ist das Semmlerhaus allem Anschein nach vorerst gerettet. Doch: 100 prozentig fix ist der Deal laut Haimerl erst, wenn die Unterschriften geleistet worden sind.
Gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n erklärt Investor Stefan Höglmaier, dass er durch Stadtplaner Haimerl auf das historische Gebäude im Ortskern von Viechtach aufmerksam geworden ist. Durch den Kauf möchte er „Stadtreparatur“ betreiben, das Ortsbild aufwerten und ein Beispielprojekt initiieren. Gesichert werden solle die Wirtschaftlichkeit über Förderprogramme und Vermietung – Flüchtlinge wolle der Käufer nach Sanierung und Erweiterung im Semmlerhaus zunächst unterbringen. 200.000 Euro für ein altes Gebäude, weitere eine Million Euro für den Umbau – angesprochen auf die doch recht beachtlichen Investition, erklärt Höglmaier: „Wir entwickeln derzeit Immobilien im dreistelligen Millionenbereich und verfügen über ausreichend liquide Mittel, um weitere Ankäufe zu tätigen.“
„Ausgehend von dieser Schande Viechtach nach vorne bringen“
Wird der Münchener neuer Eigentümer des Viechtacher Streitobjekts, dürfte Peter Haimerl ein Stein vom Herzen fallen, hatte sich der Stadtplaner doch vehement für den Erhalt eingesetzt. Verbunden damit war ein Wechselbad der Gefühle. Noch am Dienstagabend erreichte die Hog’n-Redaktion eine Mail, in der sich Haimerl sehr enttäuscht zeigte und davon ausging, dass das Semmlerhaus einem Parkplatz weichen werde. „Eines der städtebaulich wichtigsten Gebäude der Stadt wird abgerissen, weil Herr Degen sich von mir beleidigt fühlt! Viechtach kann mit Stolz behaupten, die Stadt mit der größten Kulturzerstörung im Bayerischen Wald zu sein.“ Trotz anderslautender Aussagen zu Beginn der „Causa Semmlerhaus“ schloss der Architekt bereits zu diesem Zeitpunkt einen Rücktritt aus. „Ich werde Stadtplaner bleiben, um ausgehend von dieser Schande Viechtach nach vorne zu bringen.“
Davon, dass seine Familie in den vergangenen Tagen regelrecht von Mails überfallen worden ist, berichtet Bernd Degen, dessen Sohn Bernhard Eigentümer des Semmlerhauses ist, auf Hog’n-Nachfrage. Erstmals am späten Dienstagbend hätte sich Investor Höglmaier bei ihm gemeldet, Mittwochfrüh seien dann weitere Details – auch mithilfe von Bürgermeister Wittmann – geklärt worden. „Nun liegt es an Herrn Höglmaier. Organisiert er einen Notartermin, werden wir verkaufen“, macht Degen senior deutlich. „Wir hatten bereits eine Firma beauftragt, die am Mittwochmorgen um 7.30 Uhr mit dem Abriss begonnen hätte.“ Das ständige Hin und Her, der ausufernde Schriftverkehr, die hitzigen Diskussionen – dass der mögliche Rückbau des Semmlerhauses derart hohe Wellen schlägt, hätte Bernd Degen nicht für möglich gehalten. „Gott sei Dank ist dieses Thema bald vom Tisch.“
Helmut Weigerstorfer
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