Viechtach. Das Semmlerhaus in Viechtach soll abgerissen werden – verschwindet das historische Gebäude, will Stadtplaner Peter Haimerl zurücktreten. Die Hog’n-Berichterstattung „Streitobjekt Semmlerhaus: ‚Die Nerven liegen bei allen Beteiligten blank'“ und die darin enthaltenen Aussagen des Architekten sorgen für weiteren Gesprächsstoff über ein Thema, das derzeit hitzig diskutiert wird. Nun meldet sich mit Bernhard Degen auch der Eigentümer des Stadttor-Hauses zu Wort: „Ich möchte Sie auf diesem Weg darüber informieren, dass die Abrissarbeiten am sogenannten Semmlerhaus am Mittwoch, 24. Mai 2017, beginnen.“
Die Stellungnahme von Bernhard Degen im Wortlaut:
„Die Diskussion um diesen Abriss hat Dimensionen angenommen, gegen die ich mich entschieden verwehren muss. Herr Haimerl führt gegen mich und meine Familie inzwischen eine Fehde, die unerträgliche Ausmaße angenommen hat. Alleine die Drohung, sein weiteres Engagement in Viechtach von meiner Entscheidung für den Abriss abhängig zu machen, zeugt eindeutig davon, dass Herr Haimerl die Zukunft des Semmlerhauses zu seiner persönlichen Mission gemacht hat.
Inwieweit dieses Verhalten sowie der Versuch die Viechtacher Bevölkerung gegen mich aufzubringen, eigentlich mit seinem Auftrag in der Stadt vereinbar ist, sollen bitte seine Auftraggeber im Stadtrat beurteilen.
Wiederholt wurden in den letzten Wochen Unwahrheiten über diverse Kanäle in die Welt gesetzt, gegen die ich mich – notfalls auch rechtlich – schützen muss. So entspricht es bspw. nicht der Wahrheit, dass jemals Kaufinteressenten (Privatpersonen oder Firmen) auf mich zugekommen wären oder versucht hätten, mich zu kontaktieren. Ich habe der Stadt und Bürgermeister Wittmann schon vor Wochen ein Kaufangebot gemacht und damit meinen guten Willen zur Kooperation gezeigt.
Im Übrigen ein Kaufpreis, der von einem führenden Immobilienmakler als „eigentlich zu gering“ bezeichnet wurde. Dieser Kaufpreis wurde nach der Stadtratssitzung abgelehnt. Es gab kein Gegenangebot durch die Stadt oder Dritte.
„Fördergelder wurden nie zugesagt. Hier hat Haimerl versagt“
Zu keiner der Veranstaltungen, die Herr Haimerl und die selbsternannten „Freunde des Semmlerhauses“ unternommen haben, wurde ich jemals eingeladen – immerhin der Eigentümer des Streitobjekts! Nur bei hartnäckiger Nachfrage kam noch eine verspätete Einladung. Fördergelder wurden nie zugesagt. Hier hat Herr Haimerl völlig versagt. Ich bin überzeugt, dass die allermeisten Viechtacher bis vor ein paar Wochen gar nicht wussten, was oder wo das „Semmlerhaus“ sein soll. Ein Haus, das niemand als besonders schützenswert erachtete…
Seit Mitte der 1960er Jahre ist das Gebäude unbewohnt und verfällt. Von Denkmalschutz oder erhaltenswerter Bausubstanz kann keine Rede sein. Dazu möchte ich ein paar Fakten aufzählen, auf die Herr Haimerl nie einging:
- Die Raumhöhen im Haus betragen ca. zwischen 1,80 und 2,10 m: für eine zeitgemäße Nutzung völlig unbrauchbar und mitunter der Grund, warum das Haus seit rund 50 Jahren ungenutzt ist.
- Es wird immer von dem „Semmlerhaus“ gesprochen. Dabei sind Teile des Hauses erst in den 1930er Jahren angebaut worden und keinesfalls schützenswert.
- Der heute bestehende ältere Teil hat mehrere Veränderungen durch Verlagerung zweier Eingangstüren ertragen müssen, darunter litt die Originalität.
- Der wichtigste Eingriff wurde ca. 1969/70 durch den Anbau des „Turmes“ vollzogen. Der gesamte hintere (Friedhofstrasse) Teil des Hauses wurde abgerissen, dabei auch die Hälfte des Satteldaches. Würde der Turm entfernt, wären Teile des alten Hauses ohne Rückwand.
- Die Außenwände im Obergeschoss des alten Teiles haben eine Stärke von gerade einmal zwölf Zentimetern und bestehen aus Holz, Stroh und Lehm, sind also weder stabil noch zeigen sie eine wirksame Dämmung, sind also als Außenwand für ein Wohn- oder Geschäftshaus nicht nutzbar.
Innenaufnahmen des heutigen Semmlerhauses (Fotos: Bernhard Degen)
Ein Wohnhaus oder sonstige Nutzung ist nur mit erheblichem finanziellen Aufwand zu bewerkstelligen, der wirtschaftlich völlig unrentabel wäre. Auch der gute Wille und die angekündigte Unterstützung eines Architekten Haimerl ändern daran wenig. Anders als in den Medien dargestellt bin ich kein „Investor“, sondern eine Privatperson. Das angrenzende Arbeitsamtgebäude ist meine einzige gewerbliche Immobilie.
„Parkplatz ist eine vorübergehende Zwischenlösung“
Da die Arbeitsagentur voraussichtlich ab 2018 Viechtach verlassen wird, muss ich einen neuen Mieter finden. Dies ist nur durch das Angebot von ausreichend Parkplätzen möglich, die nach dem Abriss geschaffen werden.
Der Stadt Viechtach sollte stark daran gelegen sein – insbesondere nach dem Wegzug der Arbeitsagentur nach mehr als 90 Jahren – dass wieder ein guter, mittelständischer Arbeitgeber gefunden wird, der so zentrumsnah Arbeitsplätze schafft und langfristig hält. Außerdem ist es nicht richtig, sich immer auf einen Parkplatz zu beziehen, denn dies ist eine vorübergehende Zwischenlösung.
Auch wehre ich mich gegen die immer wieder aufkommenden Vergleiche mit dem Karl-Areal am Stadtplatz. Dieses ist mehr als 20 Mal so groß wie mein Grundstück in der Linprunstraße und wahrhaft ein Loch im Herzen der Stadt. Und anders als Herr Karl habe ich nicht vor, das Grundstück nach dem Abriss brach liegen zu lassen. Ich verspreche gerne allen Viechtachern, den geplanten Parkplatz sehr zeitnah (möglichst noch 2017) fertig zu stellen. Dieser wird modern gestaltet – eventuell sogar unter Einbeziehung der antiken Christophorus-Statue. Obendrein wird er die Linprunstraße öffnen und eine Straßenkreuzung, die nicht gerade zu den erinnernswertesten Fleckchen der Stadt Viechtach gehört, beleben und verschönern.“
da Hog’n
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