Freyung/Pfaffenhofen. „Jetzt duast amoi nimma irgendwen da vorn hinstellen, sondern jetzt machst as selba.“ Worte, die zeigen, wie sehr seine Lebensgefährtin Andrea hinter ihm steht. Genauso wie viele andere, die den 41-jährigen Paffenhofener aufgrund seiner Authentizität, seiner Direktheit und Offenheit überaus schätzen. Markus Käser gehört einer immer seltener werdenden Art von Politikern an, die aus ihrem Herzen keine Mördergrube machen. Eine Eigenschaft, die nicht nur im Rahmen der erstmalig stattfindenden und noch bis 11. Mai laufenden Urwahl um den Posten des neuen Landesvorsitzenden der Bayern-SPD deutlich geworden ist, sondern auch im Gespräch mit dem Onlinemagazin da Hog’n immer wieder zu Tage tritt. Der gelernte Erzieher und Inhaber einer eigenen Werbeagentur arbeitet gerne und viel, wie er sagt. Ein Machertyp, kein Schreibtischtäter. Momentan beschäftigt er sich jede freie Minute damit, dass die alten Zöpfe der SPD im Freistaat abgeschnitten und durch neue ersetzt werden. Seine Überzeugung: Echter Neuanfang geht nur von unten.

Herr Käser: Die Bayern-SPD trudelt seit einer gefühlten Ewigkeit ziel- und kopflos vor sich hin. Wo steht die Bayern-SPD aus Ihrer Sicht derzeit? Und: Woran ist sie die letzten Jahre über gescheitert?
Ich würde nicht unbedingt sagen ziellos – sondern vielmehr kopflos. Denn die Themen, die die Bayern-SPD hat, sind grundsätzlich richtig. Bis auf ein paar Ausnahmen: Ich habe etwa über meinen Mitbewerber Florian von Brunn gelesen, er fordere eine bessere Kennzeichnung zur Herkunft von Ostereiern… (lacht, dann ironisch) Das sind natürlich Themen, die sehr wichtig sind… Wobei ich zunächst an einen Aprilscherz dachte…
Ein tatsächlich wichtiges Thema, das die SPD schon immer auf dem Schirm hat, betrifft die ungleichen Verhältnisse zwischen Stadt und Land oder auch zwischen bestimmten Regionen innerhalb Bayerns. Es mangelt der Bayern-SPD jedoch an entsprechenden Führungsqualitäten – an jemandem, der diese Dinge so vermitteln kann, dass sich ihnen der Bürger einmal etwas genauer widmet. Es geht ums Präsentieren.
„Eine SPD-Chefin Kohnen wäre der gleiche Zustand wie vorher“
Der Ausdruck ‚kopflos‘ passt deshalb ganz gut. Es gibt bei der SPD nicht einen großen Fehler, der gemacht wurde, sondern es gibt viele, die sich aus der Zeit heraus entwickelt haben. Bei der farblosen Präsentation von wichtigen Themen versucht man dann, eine Sprache zu wählen, die möglichst glatt ist. Die einerseits versucht, nicht zu pointieren, andererseits aber witzig sein will. Ich kann über mich sagen, dass ich kein Schauspieler bin und daher auch keine Sketche machen kann. Ich weiß, dass das eine hohe Kunst ist, wenn man’s gut macht – und wenn man’s schlecht macht, wirkt das Ganze eben noch lächerlicher. Das heißt: Wenn man mal einen raushaut, sollte man auch wissen, wie das geht…

Ein Mann wie Pronold hat die Partei an einen Punkt geführt, an dem man Insolvenz anmelden muss. Das ist die Wahrheit, wenn’s um die Landesorganisation der SPD geht. Pronold hat gemeinsam mit Natascha Kohnen die Partei in eine Sackgasse manövriert, auf die entweder die Insolvenz oder die Insolvenzverschleppung folgt. Verschleppung heißt: Eine SPD-Chefin Kohnen wäre für mich der gleiche Zustand wie vorher – nur mit einem andere Gesicht (Kohnen kandidiert neben Käser und vier weiteren Kandidaten um den Landesvorsitz – Anm. d. Red.). Die haben doch noch gar nicht kapiert, was es heißt, wenn eine große Partei, die im Freistaat so viele Mitglieder hat wie die Grünen auf Bundesebene, plöztlich mit nur 14 Prozent in Bayern dasteht. Ich finde es fast schon dreist von Natascha Kohnen, die sich nun nach acht Jahren in der Führungsriege und somit als Teil des Establishments hinstellt und sagt: Ich bin der Neuanfang!
Und was hat Pronold zuvor gemacht? Er hatte zunächst angekündigt, dass er nochmals für den Landesvorsitz kandidieren wolle, hat sich sein Leben mit dem ersten Platz auf der Landesliste absichern lassen, um dann vor der Landesvorstandssitzung zu verlautbaren: Hey, ich trete zurück, ich mach’s jetzt doch nicht – und im Übrigen hab ich mir das schon seit zwei Jahren so überlegt… Und daraufhin hatte immer noch keiner den Mut, ihn mit dem Scheißbesen aus dem Haus zu jagen. Sie haben vielmehr gesagt: Danke Florian, dass Du jetzt auch gleich noch gesagt hast, wer unsere neue Spitzenkandidatin (Natascha Kohnen – Anm. d. Red.) werden soll. Gott sei Dank war dann aber doch der Reflex im Landesvorstand vorhanden, zu sagen: So geht’s nicht – das sollen jetzt die Mitglieder entscheiden.
„Ein Schmierentheater, in dem ich selber mitspiele“
Was ist das nur für eine Lüge, wenn Natascha Kohnen behauptet, dass ihr die Idee zu einem Basis-Votum beim Abendessen mit Freunden eingefallen sei. Ich erlebe da momentan eine einzige Seifenoper, ein Schmierentheater, in dem ich selber mitspielen muss. Bei Podiumsrunden mit allen sechs Kandidaten darf man sich selbst vorstellen, Fragen aus dem Publikum beantworten, jedoch nicht auf die anderen Mitbewerber eingehen. Das, was Du im Video gesehen hast, war einer von drei Momenten, bei denen ich mal eine Frage missbraucht habe. Ich musste dazu einfach etwas sagen. Wir sollen über uns reden, aber gleichzeitig darf ich niemanden angreifen. Ich kenne politische Auseinandersetzungen jedoch so, dass man da auch mal austeilen darf – und auch mal Eine einstecken muss.
„Wenn Du wirklich Veränderung willst, dann musst Du’s selbst machen“:
Was Pronold gemacht hat, ist Zeichen genug: Da ist kein Respekt vor der Situation, kein Respekt vor seinem eigenen Amt. Sich jetzt hinzustellen und zu sagen: Ich hab das Amt damals übernommen, weil’s keiner machen wollte – das ist für mich fatal. Das zeigt, wo wir eigentlich stehen. Auch die Mitgliederschaft muss sich Fragen stellen: Warum hat man das alles so lange zugelassen? Warum hat man nicht gesehen, dass da eine Wand auf uns zukommt? Was soll danach denn noch kommen? Es geht um den Umgang mit gewissen Situationen. Die leben da in ihrer München- und Mandatsträgerblase – die bekommen doch gar nicht mehr mit, was da draußen an der Basis diskutiert wird.
„Das, was uns immer gestört hat, war diese Landespartei“
Da ist sehr viel Frust und Wut herauszuhören. Offensichtlich hat sich da einiges bei Ihnen angestaut. Nachdem Sie nun gegen Pronold, Kohnen & Co. in der Öffentlichkeit schießen – was machen Sie eigentlich, wenn Sie nun tatsächlich die Urwahl für sich entscheiden können? Brauchen Sie diese Leute dann nicht mehr? Oder tauschen Sie die komplette Mannschaft aus?
Es gäbe keinen Anlass zu einer Kandidatur, wenn man nicht auch die andere Seite kennen würde. Ich komme aus einer ganz anderen Ecke, habe in meinem unmittelbaren Umfeld noch nie eine SPD erlebt, wie sie sich auf Landesebene darstellt. Wir haben bei uns im Kommunalen eine erfolgreiche SPD – mit viel Spaß und Freude. Das einzige, was uns immer gestört hat, war diese Landespartei. Irgendwann kommt dann einmal der Moment, bei dem Du sagst: Es langt!

Es gibt zwei Möglichkeiten: Du kannst entweder in die innere Emigration gehen und Dich aus allem komplett raushalten. Oder Du änderst etwas. 2015, als Walter Adam aus Abensberg für den Landesvorsitz kandidiert hatte, hab ich ihn aus reinem Protest heraus gewählt. Nur aus dem Grund, weil ich diesen Pronold nicht mehr sehen möchte. Und wenn von allen Delegierten – und das sind eh schon diejenigen, die sich jeden Morgen mit der Sozi-Kernseife waschen – ein Drittel sagt: Pronold, Du nicht! Dann muss dieser eigentlich fünf Minuten später reagieren. Doch er hat wieder nicht reagiert. Und ich bin nach Hause gefahren und hab mir gedacht: Jetzt wird schon irgendwas passieren. Aber es ist nichts passiert.
Dann sagt der Pronold: Ich mag nicht mehr, die Natascha Kohnen soll’s machen. Es wird ein Urwahl-Verfahren angestoßen. In diesem Moment dachte ich: Wenn bei einer Urwahl am Ende wieder die gleichen Gesichter hinten rauskommen, dann bringt das Ganze ja auch wieder nichts… Nur weil man ein neues Verfahren hat, heißt das nicht, dass dabei etwas Besseres rauskommt. Dann galt es abzuwarten, wer bei der Urwahl antritt. Und ich bin auch vor dem Hintergrund angetreten, weil ich gesehen habe: Bei denen, die kandidieren, ist von dem Kaliber, wie wir uns das vorstellen, keiner dabei.
„Machen oder nicht machen – das war hier die Frage“
Mir sind schon immer diejenigen Politiker am liebsten gewesen, die eine Geschichte haben. Die etwa sagen: Ich habe mich aufgeregt über die Umgehungsstraße, deswegen bin ich in die Politik gegangen. Auch ich bin im Prinzip genauso vor der Wahl gestanden: Machen wir jetzt nichts, weil Walter Adam nicht mehr weitermachen wird bzw. kann – oder werfe ich selbst meinen Hut in den Ring? Machen oder nicht machen – das war hier die Frage.
Die Basis-Initiative „Zeit für die Mutigen“ ist auch Markus Käsers Basis:
Frust bzw. Wut ist auch ein Teil meiner Motivation. Im Politischen kenne ich das gar nichts anders. Ich bin nicht in die Kommunalpolitik gegangen, weil in Pfaffenhofen schon alles so gut war – oder weil mich dort nichts aufgeregt hat. Wenn zu mir einer sagt, er geht in die Politik, damit er beim Jagdessen dabei sein darf oder weil er den Applaus der Leute so schätzt, dann…
Ich habe natürlich Wut. Und ich sehe es auch nicht mehr ein, Mitglied einer Organisation zu sein, bei der die Inhalte, die Hintergründe und die generelle Ausrichtung stimmt, bei der aber die Führung alles andere als stimmig ist. Die SPD ist meine politische Heimat. Aber ich will mich nicht auf der Straße belächeln lassen wegen denen, die da vorne auf der Bühne stehen.
„Muss schauen, dass fürs Gemeinwesen etwas übrig bleibt“
Und wie wollen Sie Pronold und Co. nach Ihrer evtl. erfolgreichen Wahl zum Landesvorsitzenden weiterhin gegenübertreten?
Ich schaue erst einmal ganz woanders hin. Im Moment ist es so, dass ich eine klare Trennung zwischen Mandatsträgern und Basis mache. Basis heißt: Leute, die kein politisches Mandat in einem Parlament anstreben. Wenn Du von den 60.000 Mitlgiedern in Bayern die 60 Leute aus dem Bundes- und Landtag abziehst, ebenso die rund 600 Bürgermeister subtrahierst, dann bleibt die Basis übrig.

Ich weiß, dass viele in der Basis aus Überzeugung dabei sind – und nicht, weil sie etwas werden wollen in der Partei. Ich sehe mich der Basis gegenüber in der Pflicht. Ihnen und all den Veränderern, den Erneuerern, möchte Ich den Rücken stärken. Denjenigen, die sagen, ich möchte etwas fürs Gemeinwohl machen. Das große Thema der SPD ist nicht allein der Mindestlohn – das ist nur ein Effekt aus der Agenda 2020. Es gibt Kapitalinteressen und es gibt Gemeinwohlinteressen. Als SPD muss ich schauen, dass das Tauschmittel Geld generiert wird. Aber ich muss auch schauen, dass fürs Gemeinwesen etwas übrig bleibt – nicht nur ein Bisschen, sondern so viel, dass das Gemeinwohl bei jeder wirtschaftlichen Aktivität auch etwas davon hat. Was wir aktuell machen, das grenzt jedoch an inhaltlichen Verrat.
Stichwort: Privatisierung. Ein Reicher, der kann sich seinen Swimming-Pool selbst bauen. Doch wenn den Kommunen letzten Endes jede Gemeinschaftsaufgabe aufgedrückt wird, dann wird zum Schluss das Hallenbad zugesperrt, weil sie’s nicht mehr finanzieren können. Das Hallenbad ist aber etwas, das jedem zugute kommen soll. Im Großen geht’s mir darum: Einerseits denen zu helfen, die erkennen, dass das Gemeinwohl für öffentliche oder gemeinschaftliche Aufgaben eine große Rolle spielt – und auf der anderen Seite denjenigen nicht zu helfen, die in aller erster Linie Individual- oder Kapitalinteressen haben. So muss sich die SPD aufstellen.
Es ist mir völlig wurscht, was ein Pronold oder eine Kohnen machen, wenn sie dann nicht mehr im Vorstand sind. Den Rest erledigt dann die Mitgliederschaft, weil ein Landesvorsitzender bestimmt ja nicht den Landesvorstand.
„Ein Neuanfang muss echt sein, eine echte Veränderung“
Wie stark ist die von Ihnen mitgegründete Basisinitiative „Zeit für die Mutigen“ ?
Wir können’s nicht genau sagen, weil wir kein organisierter Verein sind. Wir wissen, dass wir selbst aus Nordrhein-Westfalen oder aus Bremen Anhänger haben. Von dort sind Leute auf uns zugekommen und haben uns gefragt: Könnt Ihr bei uns auch einen Stammtische machen? Diese Initiative fußt auf einem wichtigen Satz: Du sollst selbst die Alternative sein, die Du forderst. Auch ein Satz, der charakteristisch für meine Kandidatur ist. Jedenfalls: Wir erfahren ganz viel Zuspruch, wie wir immer wieder auf Veranstaltungen rückgemeldet bekommen. Wir wissen, dass wir in dieser diffusen Wolke einer Basis-Initiative sehr viele sind – aus ganz Bayern und aus allen möglichen Ecken.

Und wie sehen die Mandatsträger und Funktionäre die Bewegung „Zeit für die Mutigen“?
Die werden merken, dass sie weniger sind als wir. Es geht darum, mitzuteilen, dass es außerhalb des Interesses eines Mandatsträgers noch Leute gibt, denen es um Themen geht. Denen es nicht darum geht, dass Du als Mandatsträger in fünf oder in sechs Jahren wieder im Landtag sitzt. Ich kenne viele Funktionäre, die glauben, sie hätten Kontakt zur Basis, aber…
Ihr Wahlkampf-Motto lautet: „Echter Neuanfang geht nur von unten“. Was ist Ihrer Meinung nach ein „echter Neuanfang“?
Ein echter Neuanfang ist: Wenn wir dieses Kartell der Mandatsträger innerhalb der SPD durch eine Stärkung der Basis ablösen können. In diesem Satz steht alles drin, was ich sagen will – alles, was uns im Ursprung bewegt hat. Es muss ein echter Neuanfang sein, ja. Nicht das Urwahl-Verfahren allein macht einen Neuanfang aus. Wir sind nämlich nur dann eine Mitmach-Partei, wenn auch hinten eine Mitmach-Partei herauskommt.
Wenn einer 20 Jahre lang im Parteivorstand war, kann er das soziale Gewissen per se sein. Doch ich kann mich nicht nach langer Zeit hinstellen und behaupten: Jetzt mache ich aber alles anders! Ich kann auch nicht acht Jahre lang Generalsekretärin sein und dann ebenso meinen: Jetzt mache ich alles anders. Da geht’s um Glaubwürdigkeit. Ein Neuanfang muss echt sein, eine echte Veränderung.
„Politische Talente wie Michael Adam sind selten“
Schwingt bei Ihren Ausführungen auch ein gewisses revolutionäres Moment mit?
Alte Zöpfe gehören abgeschnitten. Man weiß ja: Die SPD war schon immer eine gute Mischung aus Revolution und staatstragenden Eigenschaften (schmunzelt).

Walter Adam galt bei der letzten Wahl um den SPD-Vorsitz in Bayern (2015) als Underdog, schaffte jedoch, wie bereits von Ihnen angesprochen, aus dem Stand mehr als 30 Prozent. Wie viel Walter Adam steckt in Ihnen?
Das ist eine sentimentale Frage. Ohne Walters damalige Kandidatur, ohne seinen Mut, wäre ich nicht da, wo ich mich gerade befinde. Der eigentliche Hauptkern seiner einstigen Motivation zu kandidieren, war ja Pronolds Aussage, dass dieser auch mit der CSU koalieren würde. Das geht nicht! Wir sind immer noch die Alternative in Bayern. Walter Adam hat dieses Selbstverständnis – und ist damit 2015 angetreten. Er hat mich mit seiner ganzen Art sehr bewegt.
Walter Adam ist kein typischer Politiker, der fünf, sechs Interviews hintereinander geben muss. Der sagt halt dann auch mal, dass er jetzt gerne nach Hause möchte und Lust auf ein Weißbier hat. Doch solche Dinge hatte man ihm nach seiner Kandidatur übel genommen, ihm vorgeworfen, er sei nur ein Spaßkandidat gewesen. Doch: Er hat’s allen einmal deutlich mitgeteilt, was Sache ist – und ist dann heimgefahren. Damit hat er mir imponiert.
Landrat Michael Adam hatte jüngst seinen Rückzug von einer erneuten Kandidatur um das Amt des Regener Landrats bekanntgegeben. Sie haben Ihn vor Kurzem erst gefragt, ob er sich – im Falle Ihrer Wahl zum Landesvorsitzenden – vorstellen könne, aktiv in Ihrem Team an der notwendigen Erneuerung der BayernSPD mitzuarbeiten. Adam bejahte.
Ich habe Verständnis für seine Situation und für seinen Plan, wieder studieren zu wollen. Er hatte keine Jugend, war möglicherweise nie jung. Er ist hineingerutscht in sein Amt. Ich kenne das, stehe auch schon länger in der Öffentlichkeit, weiß, dass Du irgendwann Angst hast, in der Öffentlichkeit einen Kaugummi wegzuschmeißen, weil Du unter ständiger Vollbeleuchtung stehst. Jedoch wünsche ich mir, dass er zurückkehrt auf die politische Bühne, denn es gibt selten solche Talente wie ihn.
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Typen von seinem Kaliber gibt es nicht viele, aber doch einige – wie zum Beispiel Sina Trinkwalder, Unternehmerin aus dem öko-sozialen Bereich. Sie sind das Gegenteil von diesen Abzieh-Figuren, die sich hinstellen und meinen, sie müssten ein perfektes Politiker-Leben leben. Das sind aber genau die, die für nichts und niemanden irgendwann einmal ein Risiko eingehen und mit denen Du überhaupt nichts reißen kannst. Die zahlt der Wähler im Prinzip dafür, dass sie irgendwo den Grüß-August machen. Dafür sind sie aber zu teuer…
„Glaube nicht, dass ich der typische Politiker bin“
60.000 Mitglieder sind noch bis zum 11. Mai in ganz Bayern dazu aufgefordert, ihren Favoriten für das Amt des SPD-Landesvorsitzenden anzugeben. Warum sollen die Mitglieder gerade Sie zum Vorsitzenden wählen? Was ist Ihr wichtigster Trumpf?
Die politische Herkunft, mein Werdegang. Für mich war immer der Begriff des Machens wichtig. Ich habe mich immer schon mit dem Machen auseinandergesetzt – das begann in meiner Zeit als Schülersprecher, wo ich Anleitungen für das Organisieren von Faschingsfesten geschrieben habe. Es ging mir dabei nie um den Schnellschuss, sondern stets um die Erschaffung nachhaltiger Strukturen.

Ich habe in Pfaffenhofen ein Jugendparlament aufgebaut, das es heute noch gibt und den Status einer Fraktion hat. Ich habe das Jugendzentrum mit aufgebaut, ebenso das Rufbus-System. Wir haben den Energie- und Solarverein gegründet, wofür die Stadt u.a. mit dem Bundesnachhaltigkeitspreis ausgezeichnet worden ist.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich glaube nicht, dass ich der typische Politiker bin, denke aber, dass ich dieses Spiel recht gut mitspielen kann. Ich kenne diese beiden Welten, versuche sie zu verbinden und opfere mich dafür auf. Das ist mein Trumpf.
Letzte Frage: Wie wollen Sie die scheinbar so übermächtige CSU aushebeln, sollten Sie das Rennen um den SPD-Landesvorsitz für sich entscheiden?
Meine Regel lautet: Gemeinwohl vor Kapitalinteresse. Das heißt: Ich möchte mit einem klaren Thema eine Alternative abbilden – mit einer breiten Klaviatur und einem eigenen Führungsanspruch. Ich möchte kein Juniorpartner in einer Koaltion sein, sondern eine ernstzunehmende, eigenständige politische Alternative. Entsprechend gilt dies auch für die personelle Aufstellung. Hier geht’s um eine echte Alternative – wobei es ohnehin nicht sonderlich schwierig ist, eine echte Alternative zu Seehofer und Söder zu finden…
Vielen Dank für Ihre offenen Worte – und alles Gute für die Zukunft.
Interview: Stephan Hörhammer und Helmut Weigerstorfer