Passau/Tiefenbach. Man kann und will sich oftmals gar nicht vorstellen, was in den Minuten vor der Ermordung eines Menschen vor sich geht. So auch im Falle von Peter Loibl, bisher ungesühntes Opfer eines mysteriösen Blutbades in Tiefenbach (Landkreis Passau) im Jahr 1948. Den Fall des 46-Jährigen hat Franz Hartl im Rahmen seines Buchs „Wie können Menschen nur so etwas tun?“ dokumentiert. Der Raubmord, der sich vor fast 70 Jahren ereignet hatte, ist der siebte Teil der Hog’n-Serie „Mord verjährt nie“, die wir in Zusammenarbeit mit dem Passauer Autoren ins Leben gerufen haben.

Im Buch „Wie können Menschen nur so etwas tun?“ hat der Passauer Autor Franz Hartl spektakuläre Kriminalfälle zusammengetragen.

„Am 12. Januar 1948 wurde von Waldarbeitern südlich des ehemaligen Sportplatzes in Tiefenbach der 46-jährige Volksdeutsche Peter Loibl mit schweren Kopfverletzungen aufgefunden. Der Inhalt seiner Taschen lag 20 Meter entfernt, ausgestreut vor einer großen Blutlache. Loibl wurde vom BRK in das Städtische Krankenhaus Passau gebracht, in dem er, ohne das volle Bewusstsein wiedererlangt zu haben, bald nach seiner Einlieferung starb.

Mordwaffe war eine 80 Zentimeter lange Eisenschraube

Werbung
       

Für ein dunkles Kleiderbündel hielten zwei Waldarbeiter, die sich in den Morgenstunden des Januar-Tages auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz befanden, das schwarze Etwas, das sie 50 Meter südlich des ehemaligen Tiefenbacher Sportplatzes entdeckten. Erst beim Näherkommen erkannten sie auf dem sanften Abhang einer Wiese einen blutüberströmten Mann, barfüßig in hockender Stellung, der zeitweilig ein leises Stöhnen von sich gab. Unter den auf dem Boden verstreuten Gegenständen fanden sie außer Mütze, Schal, Handschuhen und einer Brillenhülle unter anderem auch ein Gebetbuch in ungarischer Sprache, eine leere Geldbörse und die Mordwaffe in Form einer 80 Zentimeter langen Eisenschraube.

Werbung
   
Mordopfer Peter Loibl. Foto: Archiv Hartl

Weiter wurde eine Schere gefunden, mit der der Raubmörder seinem Opfer die Schnürsenkel durchtrennt hatte, um sich seiner Schuhe zu bemächtigen. Ausweispapiere fand man nirgends, dafür – von dem Schauplatz etwas weiter entfernt – blutbesudelte Briefe in ungarischer Sprache. Neun kleinere und größere Blutlachen den ganzen Hang entlang ließen darauf schließen, dass ein Kampf zwischen Mörder und Opfer stattgefunden haben musste.

Als der Überfallene vom BRK auf die Bahre gehoben wurde, krallte er sich mit aller Kraft in die Erde, wahrscheinlich weil er fürchtete, erneut misshandelt zu werden. Peter Loibl muss mit der stangendicken Mordwaffe mehrere schwere Schläge auf den Kopf erhalten haben, denn die Schädeldecke wies größere Zertrümmerungen auf.

Seine Frau und Tochter warteten vergeblich

Der am 14. September 1901 in Weißenkirchen (Banat) geborene Loibl arbeitete als Subingenieur bei der rumänischen Eisenbahn in Semeria. Dort lebten auch seine Frau und Tochter, die ihn aus Deutschland zurück erwarteten. Noch am 27. Dezember 1947 hielt er sich in einem Berliner Flüchtlingslager auf, wo er einen guten Leumund besaß. Er führte außer seinen Ersparnissen keinerlei Wertsachen bei sich. Unter seinen Papieren befanden sich eine Einreiseerlaubnis nach Ungarn und ein Staatsbürgerausweis.

Es ist nicht bekannt, ob der oder die Mörder des Auslandsdeutschen Peter Loibl jemals gefunden wurden.“

Franz Hartl/ da Hog’n

_______________

Mehr zum Thema:


Dir hat dieser Artikel gefallen und du möchtest gerne Deine Wertschätzung für unsere journalistische Arbeit in Form einer kleinen Spende ausdrücken? Du möchtest generell unser journalistisches Schaffen sowie die journalistische Unabhängigkeit und Vielfalt unterstützen? Dann dürft ihr das gerne hier machen (einfach auf den Paypal-Button klicken).


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert