Perlesreut. Was Bibiana Steinhaus in der Fußball-Bundesliga, ist Josefa Putz auf regionaler Ebene. Beide Frauen leiten Spiele im Herrenbereich. Beide haben sich in der sportlichen Männerwelt Respekt erarbeitet. Die Perlesreuterin Josefa Putz ist als Schiedsrichterin bei den Herren-Teams bis hinauf zur Bezirksliga im Einsatz – bei den Damen wird sie auch schon mal mit Zweitliga-Partien betraut. Im Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n spricht die 22-Jährige vom FC Ruderting über ihr Referee-Hobby, über blöde Sprüche auf dem Sportplatz und die Reaktionen von Fußballspielern gegenüber weiblichen Schiris.
Josefa: Warum hast Du Dich dazu entschlossen, Schiedsrichterin zu werden?
Weil einer meiner Brüder bereits Schiedsrichter war und ich bei ihm gesehen habe, dass unter den Schiedsrichtern ein tolles Miteinander herrscht. Mein kleiner Bruder und ich wollten deshalb ein Teil davon werden. Also haben wir uns gemeinsam zum nächsten Neulingslehrgang angemeldet.
Das Miteinander, das Gemeinsame, spielt eine große Rolle
Pfeifen Schiedsrichter schlecht, werden sie beschimpft. Pfeifen Schiedsrichter gut, werden sie ignoriert. Dennoch bist Du mit Leidenschaft als Unparteiische im Einsatz. Warum?
Man kann oft selbst am besten einschätzen, wie gut man pfeift. Von daher gebe ich da gar nicht so viel drauf, ob jemand schimpft oder nicht. Schiedsrichter können bei einem Spiel ebenso gewinnen – auch wenn das ein bisschen komisch klingt. Es macht Spaß, wenn man eine Partie und schwierige Spieler im Griff hat, verzwickte Szenen gut bewerkstelligt. Außerdem bin ich gerne Schiedsrichter, weil wir eine sehr intakte Schiedsrichtergruppe haben. Wir unternehmen sehr viel gemeinsam.
Schiedsrichter wird nur, wer zwar den Fußball liebt, aber kein Talent hat. Was entgegnest Du diesem Vorurteil?
Mit diesem Vorurteil kann ich nur bedingt etwas anfangen. Bei mir selber war es zum Beispiel so, dass ich in der Landesliga Fußball gespielt habe. Also ein klein wenig Talent hatte ich schon. Aktuell haben wir viele sehr junge Schiedsrichter. Diese können aufgrund ihres Alters oft noch nicht wissen, wie weit sie es als Fußballer bringen können. Man muss aber auch klar und deutlich sagen: Im Vergleich zu Fußballern ist für Referees der Weg nach oben einfacher.
Hast Du es als Frau im Männersport Fußball einfacher oder schwerer als Deine männlichen Kollegen?
Dies muss man zweigeteilt sehen. Als Frau hat man schnellere Aufstiegsmöglichkeiten, da die Konkurrenz nunmal nicht so groß ist. Auf dem Spielfeld hat man es als Frau anfangs schwerer, weil viele denken: Das Mädchen kennt sich bestimmt nicht aus. Solche Aussagen sind für mich aber eher ein Anreiz, das Gegenteil zu beweisen.
„Man wird selbstbewusster und lernt, mit Konflikten umzugehen“
Bei wem ist es schwieriger, ein Spiel zu leiten – bei den Frauen oder bei den Männern?
Schwieriger ist es bei den Männern. Frauen spielen ganz einfach nicht so hart – und das Spiel ist insgesamt etwas langsamer. Jedoch hat man manchmal das Gefühl, dass – nach dem Gejammer zu urteilen – manche Männer beim Frauenfußball besser aufgehoben wären… (lacht).
Findest Du es richtig und wichtig, dass Frauen Spiele bei den Männern leiten dürfen?
Auf jeden Fall. Die Herausforderung ist in einem Männer-Spiel einfach höher. Nur so kann ich als Schiedsrichterin etwas dazu lernen und mich dann auch für höhere Frauenligen qualifizieren.
Gibt es oft blöde Sprüche, weil Du eine Frau bist?
Eine Anfeindung hatte ich noch nicht. Aber so manchen blöden Spruch hört man schon ab und zu.
Welche Eigenschaften aus der Schiedsrichterei nimmst Du mit in Dein „normales“ Leben?
Man wird selbstbewusster und lernt, mit Konflikten umzugehen. Außerdem hält mich die Schiedsrichterei fit. Auch fällt es mir leichter, frei vor anderen zu sprechen oder auf fremde Personen zuzugehen. Natürlich habe ich auch auf dem Platz gelernt, Männer etwas lautstärker zurecht zu weißen. Das kann ich bei meinem Freund zuhause auch gut einsetzen (lacht).
Zuhause wird über strittige Szenen diskutiert
Dein Freund ist Schiri, mit Deinen beiden Brüdern Matthias und Jakob hast Du bereits als Gespann Partien geleitet. Hat in Deinem Leben alles etwas mit Fußball und dem Pfeifen zu tun?
Freilich habe ich auch noch andere Hobbys. Aber die Schiedsrichterei nimmt einen wichtigen Teil in meinem Leben ein. Klar, wir diskutieren zuhause oft noch länger über gewisse Szenen und darüber, wie unsere Spiele gelaufen sind. Für mich ist es schön, dass wir alle das gleiche Hobby haben.
Welche Ziele verfolgst Du in Deiner weiteren Referee-Karriere?
Aktuell darf ich in der zweiten Damen-Bundesliga als Assistentin mit dabei sein. Mein Ziel ist es, selbst ein Gespann als Schiedsrichterin in dieser Liga zu leiten. Ein weiteres Ziel ist es, noch mehr Mädchen für das Schiedsrichterwesen zu begeistern und hoffe daher, dass sich für den kommenden Neulingslehrgang, der am 15. Juli in Erlauzwiesel beginnt, auch weitere Frauen anmelden.
Interview: Helmut Weigerstorfer