Philippsreut. „Ich finde es eine Frechheit. Alle regen sich auf, aber keiner macht was!“ Ein Hog’n-Leser hatte seinem Unmut kurzfristig Luft verschafft, sich mit wütenden Worten an die Redaktion des Onlinemagazins gewandt. Grund dafür ist der Philippsreuter Skilift („Hausörterlift“), der laut dem Haushaltskonsolidierungskonzept des Landkreises Freyung-Grafenau geschlossen werden soll. Eine von mehreren Einsparmaßnahmen. „Den Kindern im Dorf wird der Lift zum Skifahren und Austoben weggenommen“, beklagt sich der Leser. Das Argument, dass sich nur wenige Kilometer entfernt das Skizentrum Mitterdorf befinde, wolle er nicht gelten lassen. Es gehe ihm darum, dass es auch weiterhin einen Lift vor Ort gebe. Wir haben bei Philippsreuts Bürgermeister Helmut Knaus und dem Landratsamt Freyung-Grafenau nach dem aktuellen Stand der Dinge beim Hausörterlift gefragt.
„Die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Wintersportzentrum Mitterfirmiansreut-Philippsreut hat in der Sitzung vom 14.07.2016 die Einstellung des Liftbetriebs einstimmig beschlossen. Der Lift wurde komplett stillgelegt und diese Saison auch nicht mehr betrieben“, teilt die Pressestelle des Landratsamts mit. Dies kann auch Bürgermeister Helmut Knaus bestätigen: „Der Lift war den ganzen Winter über nicht eingeschaltet.“
Bürgermeister Knaus: „Man muss Prioritäten setzen“
Ihm sei nichts bekannt von vermehrt-kritischen Stimmen aus der Bevölkerung, die die Einstellung des Hausörterlifts beklagen würden. Der Rathaus-Chef sieht die Sache nüchtern: „Man muss Prioritäten setzen und schauen, welcher Lift wirtschaftlich ist und welcher nicht. Im Vergleich zum Skizentrum Mitterdorf, in das sehr viel Geld investiert worden ist, kann man nicht einen Lift mitziehen, der nur Minus macht.“
Er könne die Entscheidung des Landratsamts, den Lift im Zuge der Haushaltskonsolidierung abzuschaffen, nachvollziehen. Das Skigebiet Mitterdorf diene dem gesamten Landkreis und stehe allen Landkreisbewohnern zur Verfügung. Und die Philippsreuter könnten ja auch nach Mitterdorf zum Skifahren.
Nachgefragt, wie das Landratsamt bzw. die Haushaltskonsolidierungskommission zu dem Urteil gekommen war, der Hausörterlift sei nicht wirtschaftlich, teilt die Behörde mit:
„Der am Ortsrand von Philippsreut errichtete Hausörterlift ist knapp fünf Kilometer vom eigentlichen Skizentrum entfernt. Ein funktionaler, räumlicher oder technischer Zusammenhang zu den Wintersportanlagen in Mitterfirmiansreut besteht nicht. Für die Benutzung des Skilifts galten ermäßigte Preise. Im Verlauf der Wintersaison 2014/2015 entfiel von der Saisoneröffnung bis zum 15.03.2015 nur ein Anteil von 0,8 Prozent (9.339 Fahrten) auf den Hausörterlift. ln der Wintersaison 2014/2015 hat der Zweckverband insgesamt 68.783 Skipässe, davon wiederum nur 626 am Hausörterlift ausgegeben. Andererseits verursacht die Unterhaltung der Liftanlage einen erhöhten Aufwand, da z.B. die Pistenraupen regelmäßig von Mitterfirmiansreut nach Philippsreut bewegt werden müssen.
Angesichts der vor Ort angetroffenen Rahmenbedingungen ist davon auszugehen, dass der laufende Personal- und Sachaufwand am Hausörterlift keinesfalls durch Benutzungsentgelte gedeckt werden kann. Ohne Beschneiungseinrichtung ist ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich.“
Verpachtung, Vermietung – oder Verschrottung
Doch was passiert nun mit der Liftanlage? Bürgermeister Knaus: „Wahrscheinlich wird er abgebaut – das wird noch in diesem Jahr entschieden.“ Es habe einen Interessenten gegeben, der den Lift privat betreiben möchte, doch dabei sei nichts Konkretes rausgekommen, so Knaus. Das Landratsamt gibt hierzu folgende Auskunft:
„Da angesichts der bestehenden Rahmenbedingungen davon auszugehen ist, dass der laufende Personal- und Sachaufwand am Hausörterlift keinesfalls durch Benutzungsentgelte allein gedeckt werden kann, wäre für einen privater Betreiber eine Pacht oder Miete dieser Anlage nur sinnvoll und möglich, wenn anderweitige Deckungsbeiträge (z.B. aus Gastronomie oder Skischulbetrieb) zur Quersubventionierung des Liftbetriebs generiert werden könnten.
Da ein derartiges Modell für die bisherigen Akteure nicht erkennbar ist und auch private Anbieter bisher nicht aktiv geworden sind, war eine entsprechende Prüfung bisher auch nicht möglich. Eine Verbreiterung der Einnahmebasis für alle Zweckverbandsanlagen und damit evtl. auch die Einbeziehung Privater zum Betrieb des Hausörterlifts, ist eine der künftigen Aufgaben für den neuen Zweckverbandsgeschäftsführers.
Die technischen Vorrichtungen sind nicht abgebaut und nach wie vor vorhanden. Der Lift wäre jederzeit einsatzbereit, falls sich ein privater Betreiber finden würde. Möglich wäre eine Verpachtung oder Vermietung – alternativ: Verschrottung, um zumindest noch den Altmetallwert zu bekommen.“
da Hog’n
Wer regt sich denn auf? Die Mehrheit der Bevölkerung sicher nicht. Mittlerweile fahre ich nicht mehr Ski. Als Kind und Jugendliche bin ich sehr oft und gerne Ski gefahren und das natürlich vor Ort am Hausörterlift. Wenn sich der Betrieb nicht mehr rentiert und das tut es einfach nicht, – ich habe die Entwicklung über Jahre mit beobachten können – muss der Lift geschlossen und abgebaut werden. Den Lift kann wenn dann nur jemand Privates mit dem nötigen Kleingeld betreiben. Für keine Gemeinde, keinen Zweckverband usw. ist der Betrieb wirtschaftlich, das ist leider so.