Passau/Freyung-Grafenau. Die Suche nach den „besten Köpfen“ ist längst keine saisonale Angelegenheit mehr, sondern in vielen Betrieben das ganze Jahr über von Belang. Weiterhin gibt es mehr Ausbildungsplätze als potenzielle Lehrlinge, sodass nicht wenige Firmen um die Schulabgänger regelrecht kämpfen müssen. 1,57 Ausbildungsstellen pro Bewerber hat die Agentur für Arbeit Passau im Beratungsjahr 2015/16 registrieren können. Die Veranstalter der 10. Ausbildungsmesse haben sich einmal mehr zum Ziel gesetzt, am 17. und 18. März künftige Azubis mit ihren möglichen Ausbildern zusammenzuführen. Dabei stehen erneut der Informationsaustausch sowie ein erstes Kennenlernen im Mittelpunkt. Im Hog’n-Interview berichtet Barbara Jaschke, Sprecherin der Agentur für Arbeit Passau, über die Erfolgsveranstaltung und die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt.
Frau Jaschke, ein Jubiläum steht an: Heuer wird die Ausbildungsmesse zum zehnten Mal ausgetragen. Wie voll wird die Dreiländerhalle in diesem Jahr werden?
Stimmt, wir organisieren zusammen mit unseren Kooperationspartnern die Ausbildungsmesse nun bereits zum zehnten Mal. War es anfangs noch so, dass die Dreiländerhalle nicht vollständig mit Ausstellern gefüllt war, gibt es aktuell sogar eine Warteliste für die nächsten Jahre. Mittlerweile haben wir das Luxusproblem, dass wir nicht genügend Ausstellerflächen für alle anfragenden Betriebe anbieten können. Die 2.300 Quadratmeter in der Dreiländerhalle sind bis auf den letzten Platz belegt.
Im Laufe der vergangenen Jahre haben wir dafür gesorgt, dass auf der Ausbildungsmesse nur regional agierende Unternehmen auf unsere hiesigen Jugendlichen treffen. Konkret heißt dies, dass jeder Aussteller auch vor Ort ausbildet. Damit unterscheiden wir uns von sogenannten Bildungsmessen. Dies ist meiner Meinung nach auch das Geheimnis dieser Erfolgsveranstaltung: Die Jugendlichen bleiben in der Region.
Olympia-Medaillengewinnerin Monika Karsch ist zu Gast
Was erwartet die Besucher der diesjährigen Auflage?
Die Jugendlichen erhalten auch heuer wieder viele verschiedene Informationen über zahlreiche Ausbildungsberufe. Wir wollen, dass sich die potenziellen Azubis nicht auf einige wenige, ohnehin bekannte Ausbildungsberufe konzentrieren, sondern ihren Blick öffnen – hin zu unbekannten, aber nicht zwingend uninteressanten Berufen. Viele Firmen nehmen ihre derzeitigen Azubis zur Messe mit, um den Jugendlichen die Scheu zu nehmen. Alle sollen die Chance nutzen, an diesem Tag ihre Fragen loszuwerden. Wer schon genau weiß, was er einmal werden will, kann sich gezielter informieren und vielleicht schon erste Kontakte in Richtung Ausbildungsvertrag knüpfen. Wer möchte, kann seine Bewerbungsmappe gleich mitbringen und von Fachleuten der Arbeitsagentur prüfen lassen. Speziell für die 10. Ausbildungsmesse hat sich eine Olympiateilnehmerin angekündigt: Sportschützin Monika Karsch, die in Rio die Silbermedaille gewann, wird zum Thema „Olympia hautnah – ein Blick hinter die Kulissen“ am Freitagmittag über ihre Erfahrungen berichten.
Welche Unternehmen und Berufsfelder präsentieren sich?
An der diesjährigen Messe nehmen 111 Ausbildungsbetriebe teil. Den Besuchern steht damit ein breites Angebot an mehr als 220 Ausbildungsberufen und Studiengängen zur Verfügung. Vom kleinen, regionalen Handwerksbetrieb angefangen, ist bis zum internationalen, überregional-agierenden Konzern alles vertreten. Die Unternehmen stammen überwiegend aus den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau sowie der Stadt Passau.
Ausbildung ist und bleibt weiterhin ein großes Thema in der Wirtschaftswelt. Wie gestaltet sich die aktuelle Lage bei den Lehrlingsplätzen in den Betrieben?
Während des Beratungsjahres 2015/2016 haben sich 2.118 Ausbildungsplatzbewerber bei der Agentur für Arbeit Passau gemeldet. Die Ausbildungskapazitäten in den Betrieben werden unverändert auf hohem Niveau angeboten. Die Agentur für Arbeit Passau konnte den Jugendlichen 3.326 Ausbildungsstellen anbieten, 290 mehr als vor einem Jahr. Aktuell sind im Berufsberatungsjahr 2015/2016 rein rechnerisch 1,57 Ausbildungsstellen pro Bewerber vorhanden. Somit kann jeder Bewerber einen für sich passenden Ausbildungsplatz finden.
Arbeitsagentur bietet assistierte Ausbildung an
… und wie ist es um die „Qualität“ der Schulabgänger bestellt?
Aus meiner Sicht hat sich die „Qualität“ der Schulabgänger nicht geändert. Aufgrund der demographischen Entwicklung sind es aber weniger geworden. Daher haben Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten, ihre angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Ich rate den Betrieben, auch Bewerbern eine Chance zu geben, die auf den ersten Blick keine Wunschkandidaten sind. Um eventuelle Defizite auszugleichen, bieten wir als Arbeitsagentur verschiedene Hilfen an, wie zum Beispiel die assistierte Ausbildung.
Die Rechnung scheint relativ einfach: über die eigene Ausbildung führt der Weg zu den Fachkräften von morgen. Ist dieser Weg für junge Schulabgänger realistisch?
Um die mangelnde Bekanntheit vieler Ausbildungsrichtungen zu ändern und das Interesse von Jugendlichen für bestimmte Fachrichtungen zu gewinnen, können die Betriebe die jungen Erwachsenen bereits in der Phase der Berufsorientierung abholen – und sie anschaulich über ihre Ausbildungsberufe und Chancen im Betrieb informieren. Dies können Unternehmen vor allem dadurch erreichen, indem sie sich auf der Ausbildungsmesse entsprechend präsentieren. Durch den direkten und persönlichen Kontakt können die Firmen Informationen an die Schüler weitergeben – und so ihren Fachkräftebedarf langfristig decken. Für die jungen Menschen ist eine berufliche Ausbildung immer der Einstieg in die berufliche Karriere.
Vielen Dank für das Interview – wir wünschen gutes Gelingen.
Interview: da Hog’n
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–> Mehr Infos zur 10. Ausbildungsmesse der Agentur für Arbeit Passau gibt es hier (einfach klicken)