Immer mehr regionale Fußballvereine – selbst im Seniorenbereich – schließen sich zu Spielgemeinschaften (SG) zusammen. Sogenannte Jugendfördergemeinschaften (JFG) – ein Zusammenschluss mehrerer Vereine – zählen mittlerweile ebenso zum Alltag im Fußballkreis Bayerwald. Die Spieler (und somit letztlich auch die Mannschaften) werden weniger, der demographische Wandel macht sich mehr und mehr bemerkbar. Doch: Wie können sich die Sportvereine im Bayerischen Wald auf die Zukunft vorbereiten? Der langjährige Senioren- und Nachwuchstrainer Ludwig Schmalzbauer aus Jandelsbrunn (42), seit 2005 Inhaber der C-Lizenz, hat sich in Zusammenarbeit mit dem Onlinemagazin da Hog’n mit dieser Frage beschäftigt.
Um zu wissen, wie sich Fußballvereine für die Zukunft wappnen können, muss man einen Blick in die Vergangenheit werfen. Warum konnten bzw. können einige „Dorfvereine“ wie etwa der SV Schöfweg, der aktuell in der Bezirksliga-Ost um Tore und Punkte kämpft, derart große Erfolge feiern?
Nicht nur das Sportliche zählt, sondern auch das Miteinander
Das Fundament für diese außergewöhnlichen Leistungen wurde in der Nachwuchsarbeit gelegt, insbesondere durch engagierte und weitsichtige Jugendleiter. Diese Idealisten wurden einfach nicht müde neue Spieler, Trainer und Betreuer zu akquirieren, um die Mannschaften der verschiedenen Altersstufen besetzen zu können. Außerdem haben sie im Hintergrund Rahmenbedingungen geschaffen, die überhaupt erst eine erfolgreiche Jugendarbeit möglich gemacht haben – z. B. kinderfreundliche Trainingszeiten und Übungsinhalte, die jeder Altersstufe gerecht werden.
Entwicklungen, die sich – entgegen aller Störfeuer aus dem Seniorenbereich – durchgesetzt haben. Jene Vordenker wussten aber auch, dass zur erfolgreichen Jugendarbeit nicht nur Meistertitel gehören, sondern auch das Miteinander, der Gemeinschaftssinn. Denn: Neben dem sportlichen Aspekten ist auch das Einbinden der Nachwuchsspieler in das Vereinsleben und in die Vereinsarbeit maßgeblich. Nur so ist es frühzeitig möglich, künftige Seniorenspieler möglichst früh an den Verein zu binden.
Zur Jahrtausendwende habe ich meine erste Nachwuchsmannschaft beim DJK-SV Altreichenau als Trainer übernommen – und durfte dort mit einem jener weitsichtigen Jugendleiter zusammenarbeiten. Seit dieser Zeit war ich als Coach von Spielern verschiedener Altersstufen aktiv – seitdem bin ich eng mit dem Fußballsport verbunden.
Manche Ämter werden nur besetzt, weil es die Satzung so will
Leider habe ich in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass diese engagierten Leute in so manchen Vereinen an der Spitze der Jugendabteilungen fehlen. Diese Ämter werden dann nur besetzt, weil es die Satzung so will – zumeist mit Vereinsmitgliedern, die sich eher mit dem Senioren- als mit dem Jugendbereich identifiziert. Anstatt die Interessen der Nachwuchsabteilung zu vertreten, werden oft nur die Wünsche aus dem Herrenbereich in die Tat umgesetzt – sei es bei den Trainingszeiten oder der Beschaffung von Trainingsmaterial. Zudem werden häufig Ausbildungsräume, in denen die Jugendlichen beispielsweise taktische Grundzüge erlernen sollen, zu Party- oder Fernsehräumen umfunktioniert. Bei Vereinsfeiern werden ohnehin nur die Senioren eingeladen.
Kurz und knapp: Selbst kleine Gesten, mit denen man den jüngeren Spielern das Dabeisein attraktiver gestalten könnte, sind häufig Mangelware. Situationen, wie man sie zum Beispiel beim TSV Schönberg vorfindet, wo Nachwuchsteams von zwei oder gar drei Trainern betreut werden, bilden hier ganz klar die Ausnahme.
Auch wenn die eigene erste Mannschaft jetzt vielleicht noch in Takt ist, sollten die Vorsitzenden nicht so blauäugig sein und die Zukunft außer Acht lassen. Diejenigen Vereine, die sich für das Kommende rüsten wollen, müssen wieder versuchen, ihre Jugendabteilung samt deren Leiter mit mehr Kompetenzen auszustatten. Denn dieser Bereich entscheidet über das Fortleben des Vereins.
Sollten sich die Anforderungen in der Nachwuchsarbeit mit den Ansprüchen und Wünschen der jetzigen Seniorenmannschaften überschneiden, sind alle Funktionäre im Verein gefragt, diese Konflikte möglichst schnell aus der Welt zu schaffen. Mein Appell an alle zurzeit aktiven Funktionäre: Die Zukunft der Vereine führt einzig und allein über die Nachwuchsabteilung – und nicht über die aktuell im Spielbetrieb befindliche Seniorenmannschaft.
Kommentar: Ludwig Schmalzbauer