Eine Gruppe interessierter Waldkirchener möchte verhindern, dass das Pfarrhaus abgerissen wird - und hat eine Unterschriftenaktion gestartet.

Waldkirchen. Als besonders gläubig würde sich Anton Süß nicht bezeichnen. Dennoch liegt ihm das im Schatten der Stadtpfarrkirche befindliche Pfarrhaus im Zentrum von Waldkirchen sehr am Herzen. Der 62-Jährige hat sich deshalb dazu entschlossen, für den Erhalt des altehrwürdigen Gebäudes, dessen Gewölbe bereits im 16. Jahrhundert entstanden sind, zu kämpfen. Mit einer Unterschriftenaktion, die er gemeinsam mit Optiker Andreas Pietzsch und weiteren Mitstreitern ins Leben gerufen hat, will er nun den Abriss dieses „baulichen Juwels“ verhindern. „Es kann nicht sein, dass man ein Haus mit einer derartigen Geschichte einfach so verschwinden lässt und durch einen modernen, neuen Verwaltungsbau ersetzt.“

Das denkmalgeschützte Pfarrhaus – direkt neben dem „Bayerwalddom“ St. Peter und Paul gelegen – soll einem modernen Verwaltungsbau weichen. Gegen den Abriss des altehrwürdigen Gebäudes formiert sich Widerstand in der Bevölkerung.

Süß, ehemaliger Geschäftsmann, der am Waldkirchener Marktplatz lange Jahre eine Bäckerei betrieben hatte, möchte seinem Widerwillen Ausdruck verleihen. Bewusst hat er sich für den Schritt in die Öffentlichkeit entschieden, nachdem er in der Tageszeitung erfahren hatte, dass das Pfarrhaus abgerissen werden soll. Als „interessierter Bürger“, wie er sich selbst bezeichnet, sieht er sich zum Handeln veranlasst. „Dass in einem alten Gebäude einige bauliche Wehwehchen sichtbar sind, dürfte klar sein“, erklärt er. „Dennoch darf man solche Bauwerke nicht einfach abreißen.“ Schnell fand er Gehör in Teilen der Bevölkerung – nach Rücksprache mit der zuständigen Denkmalschutzbehörde weiß er nun, wie er in der Angelgenheit vorzugehen hat, um gegen die Abrissabsichten vorzugehen.

„Letztlich liegt die Entscheidung bei der Denkmalschutzbehörde“

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Am 16. März will Anton Süß bei einer Ortsbesichtigung durch die Stadtverwaltung, die Pfarrei Waldkirchen sowie dem Landesamt für Denkmalschutz eine Unterschriftenliste überreichen. Mit ihrer Eintragung sollen die Waldkirchener Bürger signalisieren: „Wir, die Unterzeichner dieser Liste, fordern Sie (Stadtpfarrer Bruno Pöppel – Anmerk. d. Redaktion) auf, für Ihr Vorhaben eine andere, verträgliche Lösung zu finden!“ Der 62-Jährige möchte mit der „gebündelten Stimme der Bevölkerung“ erreichen, dass die Denkmalschutzbehörde das Pfarrhaus nicht aus seiner Liste nimmt – und das Gebäude in der Folge nicht mehr abgerissen werden kann. „Der Bauausschuss hat sich bereits für einen Neubau entschieden. Doch letztlich entscheidet das Landesamt für Denkmalschutz darüber, ob das Schmuckstück verschwindet“, weiß der im Waldkirchener Ortsteil Schiefweg beheimatete Süß.

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Hat in vielen Geschäften in Waldkirchen Unterschriftenlisten ausgelegt – und dabei viel Zuspruch erhalten: Anton Süß.

Das Argument der Kirchenverwaltung um Stadtpfarrer Bruno Pöppel, das Gebäude sei baufällig, will Anton Süß nicht gelten lassen. Sein Gegenargument: „Das Pfarrhaus wurde vor 30 Jahren aufwendig saniert – und ist seitdem bewohnt. Dann kann es doch nicht sein, dass es plötzlich nicht mehr nutzbar ist.“ Aus diesem Grund ging er zunächst davon aus, es handle sich um einen Faschingsscherz, als er von den „irrealen“ Plänen der Pfarrgemeinde erfahren hatte. Gemeinsam mit der Stadtkirche „St. Peter und Paul“ bilde das Pfarramt seiner Ansicht nach ein „wundervolles, bewundernswertes Ensemble“, das es auch weiterhin bleiben soll. Süß gibt sich kämpferisch: „Das Haus wird nicht abgerissen. Davon bin ich überzeugt – und dafür werde ich mich einsetzen“

Helmut Weigerstorfer


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