Alteglofsheim. Drei Personen, ein Mensch – eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Robert Ehlis aus Alteglofsheim (Landkreis Regensburg) schafft es jedoch, mehrere Charaktere auf und in sich zu vereinen. Nein, der 37-Jährige leidet nicht an paranoider Schizophrenie. Im Gegenteil. Der Oberpfälzer ist Kabarettist und verkörpert bei seinen Auftritten oft mehrere Individuen – vom Feuerwehrmann über die Metzgereifachverkäuferin bis hin zur Parfümberaterin. Im Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n spricht Robert Ehlis, der seit seiner Kindhei auf den Spitznamen „Bobbe“ hört, über seine Bühnenbilder und die Rückmeldungen des Publikums, die nicht immer positiv ausfallen. Außerdem blickt er auf das aktuelle Weltgeschehen und den Begriff „Heimat“, der oftmals überstrapaziert bzw. missbraucht wird.
Bobbe, welche Meinung hast Du über Bürgermeister?
Da geht es wohl um den Regensburger Bürgermeister… (lacht). Im Ländlichen bin ich eher der Freund von Politikern – da sind sie nahbarer und bodenständiger. Umso größer die Kommune wird, desto eigenartiger wird auch deren Oberhaupt.
Aktuell blickt ja ganz Deutschland nach Regensburg – mit der Verhaftung von OB Joachim Wolbergs jedoch nicht gerade im positiven Sinne.
Amtsinhaber in dieser Größenordnung haben wohl alle eine Leiche im Keller liegen. Deswegen möchte ich auf die jüngsten Vorfälle auch nicht näher eingehen. Jeder muss für das geradestehen, was er angerichtet hat. Punkt. Aus.
„Manche können Wirklichkeit und Kabarett nicht unterscheiden“
Kommen wir zu etwas lustigeren Angelegenheiten. Robert, Bobbe oder Muk: Wie möchtest Du gerne angesprochen werden?
Bobbe – ganz klar. Robert nennen mich nur meine Mama und meine Oma. Und Brandlhuber Muk ist eine reine Bühnenperson.
Woher kommt Dein Spitzname?
Mein Bruder, ein Nachzügler, konnte in jungen Jahren meinen Namen nicht richtig aussprechen. Haben meine Freunde nach mir gefragt, hat er nicht „Robert“, sondern „Bobbe“ gesagt. Und so war mein Spitzname geboren, den ich nun schon seit 25 Jahren habe. Inzwischen ist es soweit gekommen, dass mich meine Mutter auch so nennt, wenn wir unter Leuten sind, weil ich auf „Robert“ fast nicht mehr reagiere…
Viele Kabarettisten verkörpern auf der Bühne lediglich eine Person. Du hingegen hast mehrere Gesichter – Bobbe, Brandlhuber Muk, eine Metzgereifachverkäuferin etc. Kommst Du da nicht ab und zu mal durcheinander?
Nein. Nein (lacht). Da habe ich keine Probleme. Im Gegenteil. Verschiedene Rollen lockern das Programm auf. Die unterschiedlichen Stimmen und Dialekte, die überspitzt dargestellten Alltagssituationen gefallen mir – und sind sowas wie mein Markenzeichen.
Wie viel Robert Ehlis steckt in den Bühnenfiguren?
Bobbe ist zu 90 Prozent meine Persönlichkeit, ich verstelle mich fast gar nicht. Natürlich spreche ich über manche Themen vor dem Publikum anders als im Privatleben. Meine Inhalte sind mit Alltagssituationen angefüllt, aber auf der Bühne freilich überspitzt dargestellt. Generell bin ich eher der Gesellschafts- als der Politik-Kabarettist.
Deine bekannteste Karikatur ist sicherlich der Brandlhuber Muk von der Feuerwehr Facklberg. Sind Deine Darstellungen nicht ein Affront gegenüber dem Ehrenamt?
Auf keinen Fall. Die Arbeit der Feuerwehren ist sehr, sehr wichtig. Ich bin selber aktiv und war auch schon zweiter Kommandant. Das wissen viele gar nicht. Hört man mir genau zu, merkt man sehr schnell, dass ich durchaus Ahnung von der Materie habe. Der Muk ist ein alter Wehrler aus den 60er- und 70er-Jahren. Damals ist vieles noch anders gelaufen als heute.
Manche Leute können Wirklichkeit und Kabarett leider nicht unterscheiden. Das ist mir durchaus bewusst. Im Gegensatz zu früher bin ich in dieser Hinsicht resistent geworden. Ich sage immer: Wenn man den Kopf aus dem Fenster streckt, kommt von irgendeiner Seite immer Gegenwind. Kritik gehört zum Geschäft dazu.
Robert Ehlis spielt den „Brandlhuber Muk“ auf einer inszenierten Beerdigung:
Kannst Du da mal näher draufeingehen?
Der Großteil findet meine Auftritte lustig und kann darüber lachen. Anderen ist es einfach egal. Und einige wenige kritisieren mich. Sie finden, ich schädige das Ehrenamt. Ein kleines Beispiel: Manche kommentieren Videos und Bilder und unterstellen mir, ich würde suggerieren, dass der Feuerwehrler immerzu trinkt. Dabei spiele ich eben einen Feuerwehr’ler von vor über 50 Jahren. Damals war Alkohol bei den Wehr’lern keine Seltenheit – es ging anders zu als heute. Ich würde nie einer modernen Feuerwehr so etwas unterstellen. Daran sieht man, wie gesagt, dass manche Leute keinen Spaß verstehen, alles brühernst nehmen und auf die Gegenwart ummünzen. Aber naja. Allen kann man es nie recht machen…
„In manchen Situationen bin ich aber Traditionalist“
Ist diese Ernsthaftigkeit, die Du ansprichst, eine Charaktereigenschaft der Niederbayern?
Im Gegenteil. Das Publikum auf dem Land, egal ob Waidler oder Rottaler, lassen sich einfach begeistern. In größeren Städten ist die Stimmung etwas verhaltener. Ohne diesen Menschen nahetreten zu wollen, aber sie wissen einfach nicht, wie es in einer Freiwilligen Feuerwehr oder in der kleinen Metzgerei zugeht.
Themawechsel: Welche Rolle spielt Musik in Deinem Leben?
Eine sehr große. Ich bin ein sehr musikalischer Mensch. Bei mir läuft Rock und Chartmusik genauso wie Volks- und Blasmusik. Zur bayerischen Gemütlichkeit gehört einfach a Quetsch’n, a Heandl oder a Tuba. Das soll aber nicht heißen, dass ich kein moderner Mensch bin. Ich bin technisch auf dem neuesten Stand. In manchen Situationen bin ich aber Traditionalist.
Tradition und Heimat sind wieder modern – und werden von so manchem Populisten leider auch für ihre dumpfen Parolen missbraucht.
Die Leute wissen mittlerweile, wo die Unterschiede zwischen Heimatnähe und blödsinniger Propaganda liegt. Uns geht es nach wie vor sehr gut – und deshalb müssen wir auch über den Tellerrand hinausschauen.
„Egal, ob schwarz oder weiß – bei mir sind alle gleich“
Wie politisch bist Du als Privatmensch?
Ich bin kein Fan der großen Parteien. Gerade am Beispiel Regensburg sieht man aktuell ja: Je größer das Konstrukt, desto mehr Vetternwirtschaft steckt dahinter. Es soll mehr Politik für die Bürger gemacht werden. Mich selber kann man als heimatverbunden, aber gleichzeitig weltoffen bezeichnen. Egal, ob schwarz oder weiß, Christ oder Moslem – bei mir sind zunächst einmal alle Menschen gleich. Ich mache mir selber ein Bild von den jeweiligen Charakteren und urteile erst dann.
Mehr als 55.000 mal wurde Bobbes Hit „Da bine dahoam“ geklickt:
Keine leichte Kost. Wie schafft man es, diese auf der Bühne außen vor zu lassen?
So hart es klingt, aber: Ich ziehe trotzdem mein Ding durch. Würde ich diese Gedanken mit auf die Bühne nehmen, wäre kein Kabarett möglich. Auch, wenn etwas Schreckliches passiert ist, darf man nicht vergessen, auch mal wieder zu lachen.
Ist es vielleicht sogar Deine Aufgabe, in schwierigen Zeiten abzulenken?
Durchaus. Lachen ist in vielerlei Hinsicht die beste Medizin.
Schönes Schlusswort. Danke für das Interview – und alles Gute für die Zukunft.
Interview: Helmut Weigerstorfer
Da Bobbe is Beste wos uns passiert is.Lachgarantie vom Feinsten.Oamoi gseng dann host an Suchtfaktor.Hob jetzt scho wieder Karten fürn November.Des sogt ois, oder?