Regen. Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist ein Thema, das die Kommunen und Landkreise beschäftigt. Im Rahmen seiner Haushaltskonsolidierung hat der Landkreis Freyung-Grafenau im Sommer vergangenen Jahres beschlossen, sein öffentliches Verkehrsangebot zu überarbeiten. Der Landkreis Regen ist da bereits einen Schritt weiter: Seit Mai 2016 soll das Rufbussystem dafür sorgen, dass leere Linienbusse der Vergangenheit angehören. Im Hog’n-Interview spricht Regens Landrat Michael Adam über den „ÖPNV 2.0“ und erklärt, welche Rolle dabei die Reaktivierung der Bahnstrecke Viechtach-Gotteszell spielt.
Herr Adam, warum hat sich der Landkreis Regen entschlossen, das Rufbussystem einzuführen?
Die tägliche Erfahrung zeigt, dass der Öffentliche Personennahverkehr immer wichtiger wird. Die Menschen wollen immer mobiler sein – bis ins hohe Alter. Zugleich sind wir ein Flächenlandkreis mit relativ wenigen Einwohnern. Hier hat der Alltag gezeigt, dass es Buslinien gibt, die unterschiedlich stark genutzt werden. Manchmal sind große Busse leer oder mit nur einem Passagier unterwegs. Hier bieten die Rufbusse eine bedarfsgerechte und für die öffentliche Hand bezahlbare Alternative.
Maximal acht Personen können mit dem Rufbus mitfahren
Wie wird dieser „ÖPNV 2.0“ inzwischen angenommen?
Ganz unterschiedlich. Wir stellen fest, dass gerade der Rufbus in den Orten, in denen wir die Bevölkerung – und hier insbesondere die Senioren – intensiv aufgeklärt haben, gut angenommen wird. Zudem macht sich der Tourismus bemerkbar. Viele Gäste nutzen das GUTi, das kostenlose Umweltgästeticket, das in Bahn und Bus – auch in den Rufbussen – gilt. Insofern wird in touristisch starken Monaten auch das Angebot gut angenommen. Positiv zu bewerten ist auch die Bahnstreckenreaktivierung zwischen Gotteszell und Viechtach.
Wie kann man sich das Rufbussystem genau vorstellen? Nehmen wir an eine Gruppe von zehn Personen steht an einer Bushaltestelle.
Dann hoffe ich, dass diese nicht Rufbus fahren will (lacht). Denn diese Fahrzeuge verkehren auf den Strecken, an denen normalerweise wenige Fahrgäste unterwegs sind. Deswegen sind die Rufbusse auch Kleinbusse, das heißt: Es können nur acht Personen mitfahren. Ich verstehe aber, worauf Sie hinaus wollen: Das Rufbussystem ist einfach erklärt: Wer mit dem Bus mitfahren will, der muss spätestens 60 Minuten vor Fahrtbeginn bei der Fahrtwunschzentrale unter der Rufnummer 09921/9499964 anrufen oder im Internet unter arberland-verkehr.de die Fahrt anmelden. Der Anrufer bekommt seine nächstgelegene Haltestelle und die Abfahrtszeit mitgeteilt. Er muss dann nur noch zur rechten Zeit vor Ort sein, bezahlen und einsteigen. Die Fahrtkosten sind die Regelkosten im ÖPNV und richten sich nach der Fahrtstrecke. Eine Rufbusfahrt kostet also genauso viel wie eine normale Busfahrt.
„Wir wollen mehr Menschen auf die Schiene bringen“
Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang der von Ihnen bereits angesprochene Schienenverkehr?
Eine sehr große, denn das Rufbuskonzept, sprich: die Linienführung, ist so ausgelegt, dass am nächsten Bahnhof ein Zug erreicht werden kann. Wir wollen so auch mehr Menschen auf die Schiene bringen. Der ÖPNV muss übergreifend funktionieren, da nicht jedes Ziel mit dem Bus erreicht werden kann.
Wie wird sich der ÖPNV in den kommenden Jahren auf dem Land generell entwickeln?
Ich gehe davon aus, dass der ÖPNV immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Dies zeigen auch alle Umfragen. Regionen ohne ÖPNV werden es schwerer haben, die Menschen in der Region zu behalten. Insofern wird der Personennahverkehr für uns eine wichtige Zukunftsaufgabe sein.
Vielen Dank für das Gespräch.
Interview: da Hog’n