Regen. Mythen und Sagen kennt unsereins meistens nur vom Hörensagen. Erzählungen aus fernen Ländern, etwa über die Azteken in Lateinamerika oder die alten Ägypter und die Griechen, sind uns nur allzu gut bekannt. Heimatforscher Sepp Probst weiß: Wer sich fürs Mystische begeistern kann, braucht nicht weit zu gehen – ein kurzer Spaziergang vor der eigenen Haustür reicht meist völlig aus. Denn Kelten und Germanen haben bereits vor Tausenden von Jahren ihre Spuren im Bayerischen Wald hinterlassen. Spuren, die auch heute noch sichtbar sind.
Eine keltische Opferschale ist eine künstlich angelegte Vertiefung in einem Stein. Dort hatten die Kelten einst den Göttern ihre Opfergaben dargebracht. Die Schale ist sehr schön, fast gleichmäßige rund geschliffen. So, wie man sie nur selten findet. Sie hat einen Durchmesser von etwa 18 oder 19 Zentimeter und ist zirka fünf Zentimeter tief.
Viechtacher Keltenschalen sind rund 5000 Jahre alt
Die Kelten waren von etwa 800 bis 150 vor Christus im bayerisch-böhmischen Raum angesiedelt. Erst um Christi Geburt wanderten dann die Germanen in unser Gebiet ein und vertrieben die Kelten nach Westen. Die keltischen Kerngebiete der damaligen Zeit erstreckten sich von Augsburg bis nach Böhmen – der Bayerische Wald lag demnach ungefähr im Zentrum. Der Bayerwald war laut Forschern ein sakraler Ort für die Kelten, mit vielen heiligen Plätzen, die von der Donauebene aus im Rahmen von Wallfahrten besucht wurden. Eine großflächige keltische Besiedlung des Bayerischen Waldes gilt jedoch als unwahrscheinlich.
Auch eine Art Wegenetz musste sich damals schon durch den Bayerischen Wald gezogen haben, da sich im böhmischen Siedlungsraum keine Salzvorkommen befanden, jedoch die Menschen mit Salz aus dem bayerischen Raum versorgt werden mussten. So ist es denkbar, dass der sogenannte Böhmweg viel älter ist als bisher angenommen – viel älter als 1.000 Jahre also. Es muss daher auch befestigte Burgställe gegeben haben, wo die Händler eine gut schützte Übernachtungsmöglichkeit vorfanden und sich verpflegen konnten.
Bis heute sind im Landkreis Regen „Keltenschalen“ nur im Raum Viechtach entdeckt worden. Der mittlere Bayerische Wald ist dahingehend noch weitestgehend unerforscht. Die Entstehung der sogenannten Keltenschalen von Viechtach kann auf zirka 3.000 vor Christus datiert werden. Daher stellt sich natürlich die Frage: Wer erbaute einst jene als „Keltenschalen“ bezeichnete Opferschalen, wenn 3.000 v. Chr. von den Kelten noch lange nichts zu sehen war?
Der Arber galt als heiliger Berg der Kelten. Dort hatte auch ihre oberste Göttin ihren Sitz. Von der Keltenschale am Teufelstisch hat man freien Blick auf den Arber. Hinter der Schale befindet sich ein tiefer Abgrund, die Bäume die darunter wachsen, haben bis heute nicht die Größe erreicht, um die Aussicht zu verdecken. Schon damals konnte man wahrscheinlich die gleiche Aussicht genießen wie heute. Ob dies ein Zufall ist oder die Opferschale bewusst deswegen dort angelegt wurde, wird man nie mehr mit Sicherheit sagen können. Eines ist jedoch gewiss: Die Steinformationen auf dem Teufelstisch haben die Menschen sicher damals genau so beeindruckt wie sie uns heute noch zum Staunen bringen. Vielleicht war auch dies ein Grund dafür, um diese Opferschale an einem solch besonderen Ort zu errichten.
Name „Teufelstisch“ stammt wohl von Missionaren
Der Name des Berges „Teufelstisch“ bei Bischofsmais leitet sich von folgender Sage ab: Einmal wollte der Teufel auf diesem Berg zu Mittag essen. Er schichtete sich Steine aufeinander, um sich einen Tisch zu machen.
Genau in diesem Augenblick läutete der Mönch Hermann das erste Mal die Glocke seiner an diesem Ort errichteten Zelle. Vor Wut platzend und tobend vor Ärger über das Glockengeläut, fuhr der Teufel scheltend zurück in die Hölle. Die Überreste des „Tisches“ kann man heute noch sehen.
Sucht man aber nach den Namen Teufelstisch im Internet, erscheinen viele Orte, welche den gleichen Namen tragen. Das Faszinierende: Alle haben etwas gemeinsam, denn sie sind übersät mit Opferschalen oder keltischen Sakralsteinen. Als die christlichen Missionare damals sahen, dass die Heiden an bestimmten Orten ihren Göttern Opfer darbrachten, diffamierten sie diese Orte als Gabentische für den Teufel – als Teufelstische. Man nimmt an, dass der Name des Berges Teufelstisch auf ähnliche Art entstanden ist – die heute bekannte Sage dichtete man wohl erst später dazu.
Kräuterkundige Frauen traten an Stelle der Druiden
Typische Opfergaben der Kelten waren unter anderem Sachopfer (Schmuck, Waffen etc.) und Lebensmittel wie Obst und Gemüse. Aber auch Blutopfer (Tiere und sogar Menschen) wurden den Göttern gespendet. Als die keltischen Gebiete von den Römern erobert wurden, sahen sie, dass die Druiden bei vielen Gelegenheiten Menschen opferten. Wenn ein reicher und angesehener Kelte todkrank war, ließ dieser einen Gefangenen oder Untergebenen opfern. Diese Opfergabe, so die Vorstellung, sollte ihn am Leben erhalten. Auch lasen die Druiden die Zukunft aus dem Blut der Opfer, sie schnitten ihnen die Kehle auf – und versuchten, je nachdem wie das Blut aus der Wunde spritzte, daraus die Zukunft abzulesen.
An einigen Plätzen fand man Massengräber geopferter Menschen. Die Römer waren von diesen Riten so erschüttert, dass sie alle Druiden verfolgten und töteten. Die Druiden waren zuerst immer männlich – doch als diese verfolgt und vernichtet wurden, traten in manchen Gegenden Frauen an ihre Stelle. Dies waren meistens kräuterkundige Weiber, die die Lücken der fehlenden Druiden füllten und die Menschen von da an beratschlagten. Man kann und will sich heute gar nicht mehr ausmalen, was an diesen Opferorten im Bayerischen Wald alles Schreckliche geschehen sein muss…
Neugierig geworden? Die Opferschalen und Teufelstische gibt’s auch auf einer Wanderroute durch den Bayerwald zu bewundern: hier geht’s zur Wanderroute (einfach klicken)
Sepp Probst/ da Hog’n
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Im Rahmen der Serie „Mystischer Bayerischer Wald“ stellt Heimatforscher Sepp Probst auf hogn.de verschiedene Sagen, Mythen und Brauchtümer des Bayerischen Waldes vor…