Regensburg. Geiler Sound, geile Stimme, geiler Typ. Dass Tilo George Copperfield sein künstlerisches Schaffen, sein Musiker-Leben, ja, sein gesamtes Dasein ganz und gar dem Rock’n’Roll verschrieben hat, dürfte nicht erst seit dem Jahr 2012 bis weit über die Grenzen Regensburgs hinaus bekannt sein. Damals nämlich legte er mit seiner Band „3 Dayz Whizkey„, die das Onlinemagazin da Hog’n bereits zum Interview gebeten hat, auf beeindruckende Weise den Grundstein für seine große Liebe. Nun will er’s erneut wissen – und zwar solo.

Echter Rock’n’Roll, tief verwurzelt im SouthernRock: Mit seiner Band „3 Dayz Whizkey“ befindet sich Tilo George Copperfield (2. v.r.) seit 2012 auf dem Bluesrock-Trip. Foto: Ernst Hofacker
„Jeder, der handgemachte Rockmusik schätzt, ein Faible für Blues und Classic Rock und keine Angst vor Country hat, der wird Spaß an der Platte haben“, kommentiert der Singer-Songwriter, der im vergangenen Jahr medienwirksam und am Ende erfolgreich mit den „Nightlife Defenders“ für den Erhalt der Rock-Vielfalt im Radio kämpfte, sein neuestes Werk im Hog’n-Interview. Ein sehr persönliches Solo-Album, das, wie könnte es anders sein, auch den Namen des Schaffers trägt: T.G. Copperfield.
Tilo: Nach drei Alben mit 3 Dayz Whizkey wandelst du plötzlich auf Solopfaden – wie kommt’s?
Eigentlich sind es mit der Live-Scheibe Live and Let Live sogar schon vier Alben mit 3 Dayz Whizkey – aber eine ganze Menge Output war das schon in den vergangenen fünf Jahren. Die Idee dazu hatte ich Anfang des Jahres, als ich das kommende 3-Dayz-Album fertig geschrieben habe und trotzdem noch sehr viele ungenutzte Songideen rumliegen hatte. Ganz viele Demos, die einerseits nicht ganz hundert Prozent zu 3 Dayz passen und andererseits thematisch einen sehr persönlichen Hintergrund für mich haben. Da wir in dem Jahr mit der Band etwas mehr Zeit hatten, habe ich die genutzt – und kurzerhand zusammen mit Dr. Will, der das Album produziert hat, dieses Projekt gestartet.
„Für mich macht das alles Sinn, meine Einflüsse sind sehr breit“
Das Album trägt schlichtweg Deinen Namen: „T. G. Copperfield“ – warum?

„Ich liebe einfach diese Musik, ich liebe Gitarren – und ich bin ein leidenschaftlicher Songwriter mit viel Respekt vor der Vergangenheit.“
Die sehr persönlichen Songs sind dafür das ausschlaggebende Argument. Ich wollte dem Album insgesamt sehr viel von mir selbst geben. Charakter, Ausdruck und Rock-and-Roll-Attitüde waren unsere Leitplanken bei den Aufnahmen. Zudem hatte ich während der Sessions soviel Spaß, dass es wohl nicht bei dem einen Album bleiben wird. Die meisten Leute kennen meinen Namen ja auch schon von meiner Arbeit mit 3 Dayz Whizkey – und ich hoffe, dass er einen guten Ruf hat, der dem Album hilft.
Ein bisschen Dire Straits, ein bisschen von The Doors, ein bisschen Eric Clapton und ein bisschen Lynyrd Skynyrd – beim ersten Reinhören hat man das Gefühl: Hier findet gerade ein gemütliches Klassentreffen alter Rock- und Blues-Legenden statt. Wie siehst Du das?
Ja, das würde ich unterschreiben. Ich habe mich da stilistisch im Rahmen der Rock-Roots-Bandbreite schon ordentlich ausgelebt. Für mich macht das alles Sinn, denn meine Einflüsse sind sehr breit. Ich höre Country ebenso wie Heavy Metal oder Blues – und bei 3 Dayz beackern wir sehr stark die Southern-Rock-Schiene. Ich bezeichne mich immer ein wenig als Superfan und Rock-Historiker, weil ich mich im Laufe der Zeit sehr intensiv mit den Wurzeln des Rock and Roll auseinandergesetzt, unzählige Biografien verschlungen und mir eine fette CD-Sammlung zugelegt habe. Ich liebe einfach diese Musik, ich liebe Gitarren – und ich bin ein leidenschaftlicher Songwriter mit viel Respekt vor der Vergangenheit.
Bei so manchem Song erinnert Deine Stimmlage an Jim Morrison, Frontmann der legendären Doors. Ist das Absicht? Oder Zufall?
Das ist interessant. Das ist Euch als erstes aufgefallen. Ich würde mich natürlich selbst nie mit einem Jahrhundertsänger wie Jim Morrison vergleichen. Bestimmte Songs haben aber gesanglich viel Ausdruck erfordert – und dafür war Jim ja bekannt…
„Eine Ehre, mit großen Namen verglichen zu werden“
Der geneigte Hörer mag auch die Power von Kid Rock an der ein oder anderen Stelle Deines Solo-Albums vernehmen. Stimmst Du dem zu?
Ich mag es, wie Kid Rock singt – aber er ist natürlich auch sehr stark beeinflusst von vielen Country- und Southernrock-Sängern. Den Dreck, den er rüberbringt in seinen Songs und mit seiner Stimme, den wollte ich auch unbedingt so drin haben.
Nervt es Dich, wenn man ständig versucht, Dich mit anderen Künstlern zu vergleichen? Dich in gewisse Schubladen zu ordnen?
Nein, überhaupt nicht. Für mich ist es eine Ehre, mit großen Namen verglichen zu werden. Ich habe natürlich bei diesem Album versucht, viel von mir einzubringen – aber der Hörer braucht auch eine gewisse Orientierung. Und wenn Du sagst, das hört sich ähnlich wie die Stones oder Tom Petty an, dann spricht das natürlich auch Fans dieser Künstler an. Die können dann wieder was Neues in mir entdecken.
Singer-Songwriter Tilo George Copperfield mit „Going down fighting“:
Besonders auffällig ist der energiegeladene Groove, der Drive auf der Platte, der einem wellenartig überkommt und mitreißt. Wizards-Bassist Jürgen Reiter ist daran nicht ganz unschuldig, wie’s scheint?
Oh ja! Jürgen ist ein toller Bassist – und zusammen mit Will, der die Drums eingespielt hat, ist das die perfekte Mischung. Jürgen kommt ja eher aus dem Jazzbereich und hat dementsprechend bei ein paar Nummern sehr coole Kontrabass-Parts beisteuern können. Aber er hat auch ein sehr gutes Gespür für Harmonien und Rocksongs. Insgesamt hatten wir alle richtig Bock auf Groove – das merkt man auch, denke ich.
Wir haben Drums, Bass und Gitarre live im Studio eingespielt. Diese Dynamik hört man deutlich. Viele Bands sagen ja immer, dass sie im Studio vieles live eingespielt haben, verwenden dann aber im Mix sehr viele Samples, begradigen dies und das und killen so meiner Meinung nach wieder dieses Feeling. Bei uns wurde alles natürlich belassen – und ein paar Unreinheiten hört man immer noch. Ich finde es cool so. Das hat so was Zeitloses und Organisches.
„Platte ist für jeden, der handgemachte Rockmusik schätzt“
Was denkst Du: Wer hat mit Deiner Solo-Platte am meisten Spaß?
In erster Linie natürlich ich, weil ich die Platte für mich selbst gemacht habe. Aber jeder, der handgemachte Rockmusik schätzt, ein Faible für Blues und Classic Rock und keine Angst vor Country hat, der wird Spaß an der Platte haben. Liebhaber von tollen Hammond– und Pianosounds werden ebenso auf ihre Kosten kommen. Immerhin hat Ludwig Seuss von der Spider Murphy Gang auf Vintage-Equipment alle Parts eingespielt. Für mich eins der großen Highlights der Platte.

„In erster Linie bin natürlich ich es, der Spaß an meiner Musik hat, weil ich die Platte für mich selbst gemacht habe.“
Wie geht’s weiter mit Dir und den 3 Dayz Whizkey? Fließen auch Songs von Deiner Solo-Platte bei den Whizkeys ein? Oder umgekehrt?
Das kommende Studioalbum ist bereits fertig arrangiert, doch wir lassen uns noch Zeit, das Werk zu vollenden. Es kann gut sein, dass mal der eine oder andere Song meiner Soloscheibe auch im 3-Dayz-Programm auftaucht.
Ansonsten habe ich für die Live-Umsetzung ein Rocktrio zusammengestellt, mit dem wir die Songs vor Publikum präsentieren wollen. Man kann dabei ein Powertrio im Stil von Cream oder der Jimi Hendrix Experience erwarten – mit viel Raum für Improvisation und vor allem Rock and Roll.
Vielen Dank für das Gespräch, Tilo. Und weiterhin alles Gute mit Deiner Musik.
Interview: Stephan Hörhammer
Super sympathischer Typ, der Tilo, mit einem gradlinigen, eigenen musikalischen Stil. Weiter so!