Freyung-Grafenau. Ist das jetzt eine „große Folie“ oder nicht? Muss sie also in den Container für die Folien „größer DIN A4“ oder in den mit „sonstige Verpackungen“? Und warum steh ich hier auf dem Recyclinghof mit meinem Plastikmüll überhaupt vor mehreren verschiedenen Containern und muss ihn feinsäuberlich sortieren? Der Zweckverband Abfallwirtschaft Donau-Wald (ZAW) macht es mir nicht gerade einfach, Kunststoffe los zu werden…
Noch vor Kurzem habe ich in Freising gewohnt. Da kam alles in den Gelben Sack: Egal ob Shampoo-Flasche, Joghurtbecher oder Plastikfolien jeglicher Größe. Und aus meiner Zeit in München weiß ich, dass sich dort sowieso die Wenigsten die Mühe machen, irgendwas zu trennen. Schließlich stehen im Hinterhof riesige Restmülltonnen, die man sich mit 100 anderen Mietern teilt – da fällt’s sowieso nicht auf, wenn man alles in die Restmüllonne kloppt…
Jetzt bin ich wieder daheim im Bayerischen Wald und stehe also mit dem Plastikzeug auf dem Recyclinghof. Fragen über Fragen drängen sich auf. Warum gibt es hier keinen Gelben Sack? Warum gibt es kein einheitliches System? Macht dieses ganze Trennen überhaupt irgendeinen Sinn – oder werfen die am Ende eh wieder alles zusammen? Wird das dann überhaupt recycelt oder sowieso verbrannt?
Die Bereitschaft dazu sei viel höher als in größeren Städten
Mal schauen, was die ZAW Donau-Wald dazu sagt. Ich überfalle Karin Gegg von der Pressestelle mit meinen Fragen. Ihr ist das Thema wichtig, das merkt man. Sie nimmt sich viel Zeit, mir alles zu erklären.
- Warum gibt’s hier keinen Gelben Sack?
Laut Karin Gegg sind die Leute bei uns in der Region fast alle mobil und daher auch bereit und in der Lage, ihren Müll zum Wertstoffhof zu bringen. Die Bereitschaft dazu sei viel höher als in größeren Städten, wo viele kein Auto haben.
Die Gemeinden im Gebiet der ZAW Donau-Wald haben sich daher darauf geeinigt, keinen Gelben Sack einzuführen und stattdessen die bestehenden Wertstoffhöfe mit dem Einsammeln und Weitergeben des Verpackungsmülls an das Duale System Deutschland zu beauftragen.
Aber stimmt es wirklich, dass die Leute hier in der Region brav zum Recyclinghof fahren mit ihrem Plastikmüll? Ich habe eher den Eindruck, dass ich eine vorbildliche Ausnahme bin. Gelbe Säcke hat in Freising dagegen jeder genutzt – und die Straßen quollen über davon an den Tagen, an denen sie abgeholt wurden.
2015 waren’s rund elf Kilogramm pro Einwohner
Diesen Eindruck bestätigt mir Norbert Völl vom Grünen Punkt – und liefert mir konkrete Zahlen: Im Bundesdurchschnitt sammelt das Duale System etwa 30 Kilogramm Leichtverpackungsabfälle (Verpackungen aus Kunststoffen, Metallen und Verbundstoffen) pro Einwohner und Jahr ein. Im Gebiet des ZAW waren es 2015 dagegen nur rund elf Kilogramm pro Einwohner.
Karin Gegg vom ZAW kontert: Klar werde im Gelben Sack mehr gesammelt als auf den Wertstoffhöfen. Aber viele Leute missbrauchten den Gelben Sack auch als Restmüll-Sack. In den Säcken würde sehr viel Müll landen, der da gar nicht hingehört. Oft auch ganz unabsichtlich: In den Gelben Sack gehören nämlich nur Verkaufsverpackungen. Kunststoffe wie zum Beispiel alte Kleiderbügel, ein alter Eimer oder Blumentöpfe gehören nicht rein. Außerdem sei das Plastik im Gelben Sack oft sehr stark verschmutzt.
Das mit dem Restmüll im Gelben Sack stimmt, gibt Norbert Völl zu. Aber es ist längst nicht so schlimm und das Duale System gehe gegen diesen Missbrauch der Gelben Säcke gezielt vor. Verschmutzung des Kunststoffes sei dagegen überhaupt kein Problem. Denn vor dem Recycling muss sowieso alles gereinigt werden.
- Was sind die Vorteile vom Sammeln auf dem Wertstoffhof gegenüber dem Gelbem Sack?
Für den ZAW Donau-Wald hat das Ganze einen klaren Vorteil: Er bekommt das Geld, das vom Dualen System für das Einsammeln des Verpackungsmülls gezahlt wird.
Würde eine Gemeinde sich für die Einführung des Gelben Sackes entscheiden, gäbe es im Anschluss eine Ausschreibung – also Wettbewerb unter den Entsorgern. Ein Unternehmen bekäme den Zuschlag für das Einsammeln der Gelben Säcke. Das wäre nicht unbedingt der ZAW- in den meisten Gemeinden mit Gelbem Sack ist es ein Konkurrenzunternehmen, das sich um die Abfuhr der Gelben Säcke kümmert.
Unterschied zwischen hoch- und minderwertigen Kunsstoffen
Für uns Verbraucher hat es einen klaren Vorteil, dass der ZAW das Geld vom Dualen System bekommt: Er kann es in den Betrieb der Wertstoffhöfe investieren. Andernorts zahlen die Verbraucher höhere Müllgebühren, da sie damit den Betrieb der Wertstoffhöfe mitfinanzieren.
Dem Dualen System ist es grundsätzlich egal, ob eine Gemeinde den Plastikmüll auf Wertstoffhöfen sammeln lässt oder ob sie an die Bürger Gelbe Säcke ausgibt, die dann regelmäßig abgeholt werden. Sammeln auf dem Wertstoffhof hat allerdings einen weiteren Vorteil: Hier wird bereits getrennt nach der Qualität der Kunststoffe gesammelt. Im Gelben Sack dagegen landen die unterschiedlichen Kunststoffe bunt gemischt. Der Verpackungsmüll aus den Gelben Säcken muss maschinell sortiert werden. Wird der Verpackungsmüll wie bei uns auf den Wertstoffhöfen bereits getrennt gesammelt, kann das Duale System ihn direkt verwerten, ohne ihn noch einmal sortieren zu müssen.
- Apropos sortieren: Warum diese seltsame Trennung auf dem Wertstoffhof? Und mal ehrlich: Wird am Ende dann nicht sowieso alles wieder zusammengeworfen und verbrannt?
Es gibt hochwertige und minderwertige Kunststoffe. Die hochwertigen können recycelt werden, die minderwertigen nicht. Sie werden verbrannt, dadurch entsteht wiederum Energie. Letztendlich ist Kunststoff ja verarbeitetes Erdöl und liefert daher beim Verbrennen viel Wärme.
Recycelbare Kunststoffe werden eingeschmolzen
Früher hat man die Kunststoffe nach ihren Bezeichnungen getrennt: PET, PP, PS usw. Das war vielen Verbrauchern aber zu kompliziert. Daher jetzt die Einteilung nach Formen: Flaschen, Becher und große Folien bestehen aus Kunststoff, der recycelt werden kann; kleine Folien und andere dünne Plastikverpackungen sind aus Kunststoffen hergestellt, die sich nicht wiederverwerten lassen.
Die recycelbaren Kunststoffe werden eingeschmolzen und es wird ein Granulat hergestellt. Daraus wiederum kann man zum Beispiel Fleece-Pullover machen. Aus Shampoo-Flaschen und Bechern entstehen zum Beispiel Blumentöpfe oder Kleiderbügel. Verpackungen für Lebensmittel dürfen aus hygienischen Gründen nicht aus recyceltem Kunststoff hergestellt werden.
- Ist es egal, ob ich minderwertige Kunststoffe sammle oder in den Restmüll werfe?
Die „sonstigen Kunststoffe“ können nicht recycelt werden, sie werden daher verbrannt. Genau wie der Restmüll. Aus umwelttechnischer Sicht ist es also tatsächlich ziemlich unerheblich, ob ich all die kleinen Folien, mit denen zum Beispiel das Obst und Gemüse im Supermarkt leider immer häufiger ummantelt wird, zum Wertstoffhof bringe oder in die Restmülltonne werfe.
Aber: Das Sammeln und Wegfahren spart mir bares Geld! Denn die Verwertung der Kunststoffe, die am Wertstoffhof gesammelt werden, zahlt ja das Duale System. Ich kann sie also kostenlos in die Container werfen. Wenn ich sie dagegen in die Restmülltonne stopfe, ist diese schneller voll, als mir lieb sein kann. Und wenn ich eine größere Tonne brauche, dann kostet das mehr Müllgebühren…
Das Sammeln von Joghurtbechern, Flaschen und großen Folien macht am meisten Sinn: Sie werden recycelt und das schont die Umwelt. So gesehen werde ich auch in Zukunft all meinen Plastikmüll brav zum Wertstoffhof bringen.
Sabine Simon
Sehr gute Artikel!!! umweltbewusster Umgang mit Müll ist sehr wichtig!
Grüße Uwe