Regen/Wasserburg am Inn. Sie kommen nach Regen. Und sie sind viele. Elf Männer im fortgeschrittenen Alter – eine eingeschworene Truppe, die bei einer Geburtstagsfeier im Jahr 2004 zusammentraf und einen musikalisch-verwegenen Plan fasste – bilden „Wasserburgs beste und einzige Ska-Band“, als die sich bescheidenerweise selbst gerne anpreisen. „Max Hurricane & the eSKAlataors“ – ein Name wie Donnerhall. Sieben Bläser (zwei Posaunisten, vier Saxophonisten, ein Trompeter), dazu ein Schlagzeuger, Bassist, Gitarrist und ein Conga-Spieler werden am Samstag, 19. November, den Postkeller in eine große Ska-Höhle verwandeln und das Publikum zum eSKAlieren bringen. Baritonsaxophonist Helmut Schedel hat dem Hog’n im Vorfeld erklärt, warum man dieses Konzert nicht verpassen darf.
„Ich mache schon mein Leben lang Musik“, sagt der 65-Jährige Fachoberschullehrer (Fächer-Kombi Englisch-Wirtschaft) – von der Volksmusik bis zum klassischen Jazz. „Doch am liebsten ist mir der Ska“, fügt Helmut Schedel, gebürtiger Regener, mit einem Lächeln hinzu. „Do riaht se wos“, wie man im Woid sagt. Musik, die vital, die mal schnell, mal langsam ist, zu der man sich unweigerlich bewegen muss. Chillig, cool, gelassen. „Ska ist einfach strukturiert, Ska ist lustig. Ska ist Ausdruck von Lebensfreude. Da kann man schön improvisieren. Uns Musikern macht’s Spaß – und dem Publikum auch. Wir machen nahezu alles instrumental – gesungen wird bei uns fast nicht.“
„Ska ist quasi der Großvater der Reggaemusik“
In Regen ist der vor 35 Jahren nach Wasserburg am Inn (Landkreis Rosenheim) „ausgewanderte“ Waidler mit seiner Truppe bereits zum dritten Mal zu Gast. Über seine Schwester und seine Nichte, beide Mitglieder bei den Postkellerfreunden, ist der Kontakt zur Heimat nicht abgerissen. Von der Location waren er und seine Bandkollegen sogleich beeindruckt. So stand auch der Entschluss schnell fest, dort aufzutreten, um zu proben und gemeinsam vor Publikum zu jammen. Die Gage war auch schnell ausgehandelt: „Wir haben freie Kost und Logis – im Gegenzug gibt’s von uns ein Konzert für die Regener und alle, die Lust auf Ska haben.“
Wer ist eigentlich Max Hurricane? Hat das was mit Bob Dylan’s Hurricane zu tun? „Nein, das ist der Spitzname von unserem Band-Chef Manfred Moritz.“ Es war reiner Zufall, dass die Band nach ihm benannt worden ist, macht Helmut Schedel kein großes Aufheben um die Namensgebung. „Auf besagter Geburtstagsfeier, als die Band gegründet wurde, hat Moritz in die Runde geschmissen: Ich bin Max Hurricane. Uns hat’s gefallen – und wir haben’s dabei belassen.“ Über seinen Frontmann und Posaunisten weiß er nur Gutes zu berichten – vor allem in musikalischer Hinsicht: „Er spielt auch so wie ein Hurricane – er hat eine Lautstärke drauf, das ist Wahnsinn.“
Und warum ausgerechnet Ska-Musik? „Einige von uns haben schon in Ska-Bands gespielt. Und in Wasserburg hat Ska eine lange Tradition.“ Seit mehr als 50 Jahren ist er dort verwurzelt, wie Schedel weiß. Das große Vorbild der Band: The Skatalites, eine 60er-Jahre Ska-Band aus Jamaika, von wo aus Ska seinen Siegeszug einst gestartet hatte – und sich über den Rocksteady und Bluebeat bis hin zum Reggae weiterentwickelte. „Ska ist quasi der Großvater der Reggaemusik“, erklärt der Fachoberschullehrer.
Cover-Songs neu eingespielt und „auf Ska getrimmt“
Die „eSKAlators“ versuchen, ihre Idole auf der Bühne möglichst originalgetreu umzusetzen. „So, wie sie damals eben gespielt haben.“ Die Truppe aus Oberbayern covert in erster Linie Stücke von den Skatalights sowie anderen Ska-Bands, wandelt diese jedoch nach eigenem Geschmacksempfinden ab. „Das ist auch Teil der alten Ska-Tradition: Damals in den 60er Jahren, als die Jamaikaner ihre Unabhängigkeit feierten, haben sie amerikanische Schlager genommen und sie nach ihrer Facon verändert – das ist das Besondere am Ska.“ Max Hurricane & the eSKAlators spielen ihre Skatalight-Songs so, wie sie meinen, dass sie gespielt werden müssen.
Die meisten Auftritte der Band finden in Wasserburg statt – „da ist die Hütte immer voll“, sagt Schedel. Doch allzu häufig treten die Bandmitglieder, von denen der Großteil im Schnitt an die 60 Lenze zählt, aufs Jahr betrachtet nicht (mehr) öffentlich in Erscheinung – schwierig sei es, die elf Leute stets unter einen Hut zu bringen. Weshalb der Gig am Samstag im Postkeller umso höher einzustufen ist. Dann nämlich, wenn Regen zu Kingstontown mutiert…
Stephan Hörhammer
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War ein super Konzert, tolles Puplikum, hübsche Tänzerinnen, ihr habt uns so richtig zum grooven gebracht, vielen Dank dafür an alle, vor allem an die Post Keller Freunde!
Max Hurricane and the Eskalators