Berlin/Gilgit. „Am 11. Oktober feiern die Schiiten aus aller Welt das Aschura-Fest – so auch in Deutschland. In Zeiten der Angstmacherei tut Erklärung Not, um was es sich bei diesem muslimischen Feiertag genau handelt – sonst könnten weitere Missverständnisse entstehen“, schreibt unser Pakistan-Korrespondent Gilbert Kolonko. Und ergänzt: „Das Auftreten von 300 Schiiten in schwarzen Kleidern, die sich auf die Brust schlagend durch Berlin bewegen, kann die hiesigen Mitbürger verständlicherweise verängstigen.“ Da aus seiner Sicht zu erwarten ist, dass hinterher auch in den deutschen Medien wieder einzig die Bilder von sich blutig schlagenden Schiiten gezeigt werden, möchte der Autor mit folgendem, aufklärerischem Artikel dazu beitragen, Ängste zu nehmen und sie nicht weiter zu schüren…
Vergangenes Jahr in Berlin-Wedding: Ich höre plötzlich lautes Wehklagen und die Rufe „Imam Husain„. Um die Ecke schreitend, sehe ich einen Umzug von etwa 300 schwarzgekleideten Menschen, die sich klagend auf die Brust schlagen oder schwarze Fahnen schwenken. Ich muss schmunzeln, doch tut mir die ältere Dame neben mir leid. Mit offenem Mund steht sie da und in ihren Augen kann man lesen: Nun ist es so weit, SIE kommen!
Auch Gilgit ist an Aschura gespalten
Gilgit, im Norden Pakistans: Immer wieder schallt die Stimme des Vorbeters aus den Lautsprechern – mal klagend, mal wütend: „Imam Husain“, „Akbar Imam“ und „Kerbela“. Doch unter den Gläubigen auf dem Hof einer Moschee in Gilgit herrscht andächtiges Schweigen; selbst die Tränen des einen oder anderen finden ohne lautes Wehklagen ihren Weg an die Oberfläche. An Aschura, dem 10. Tag im Monat Muharram, gedenken die schiitischen Muslime dem Martyrium des Husain ibn Ali. Im Jahre 680 ritt der dritte Imam der Schiiten auf einem weißen Pferd über ein Feld, auf dem heute die Stadt Kerbela steht, offenen Auges in den Tod. Dieses Ereignis forcierte die Spaltung des Islams in Sunniten und Schiiten.
Auch Gilgit ist an Aschura gespalten: Der östliche Teil der Stadt, in dem überwiegend die sunnitischen Muslime leben, ist wie ausgestorben. Im Westteil drängen sich Schulter an Schulter Zehntausende von Schiiten. Die Sonne im Gesicht, im Rücken schneebedeckte Berge, bewegt sich die feierlich-trauernde Menschenmasse im Einklang voran. Auf den Dächern sind schwerbewaffnete Soldaten postiert, doch im Augenblick scheint es, als sei die einzige Gefahr, durch eines der vielen Löcher im Boden in die Kanalisation zu fallen. Die andere Gefahr ist nur im Unterbewusstsein präsent: Die alljährlichen Bombenanschläge auf die Teilnehmer der Aschura-Prozessionen.
„Ich bete, dass es morgen keinen Anschlag gibt“
Als ich am Vorabend mit ein paar sunnitischen Bekannten beim Fastenbrechen saß – auch für die Sunniten hat Aschura eine feierliche Bedeutung, wenn auch eine andere -, sagte einer von ihnen: „Ich bete, dass es morgen keinen Anschlag auf die Aschura-Prozession der Schiiten gibt.“ Auch er weiß, dass der Eine unter Zehntausend genug sein kann, um die Stadt erneut für Wochen in einen Zustand der Lähmung und des Misstrauens zu versetzen.
In die Prozession in Gilgit mischt sich dumpfes Knallen und Gesang, dann kommt die Menschenmasse zum Stillstand. Auch neben mir erschallt aus einem Lautsprecher die melodische Stimme eines Vorsängers, um mich herum beginnen die Gläubigen sich mit den Händen langsam rhythmisch auf die Brust zu schlagen – dann immer schneller, der eine oder andere schon halb in Ekstase.
Kurz darauf schlüpfe ich hinter eine Absperrung aus bunten Laken. Freudige Gesichter begrüßen mich, dann gibt es Tee und gebratenen Reis. „Wir sind mittlerweile zu alt, um die Qualen Husains in Kerbela körperlich nachempfinden zu können, so versuchen wir unsere Glaubensbrüder auf diese Art zu unterstützen“, teilt mir ein etwa 40-Jähriger in exzellentem Englisch mit einem Augenzwinkern mit.
„Nicht gerade viele Frauen hier“, sagt eine australische Fotografin trocken zu unserem Gastgeber, worauf dieser eilig erklärt, das nur in Gilgit keine Frauen an der Prozession teilnehmen dürfen, da die Situation wegen der religiösen Spannungen hier besonders heikel sei.
Dann wackelt plötzlich die bunte Absperrung aus Leisten und Laken und bricht kurz darauf zusammen; eine Wand aus vorrückenden Menschenleibern erscheint. Schnell eilen ein paar Helfer unseres Gastgebers der herannahenden Masse mit großen Töpfen und Bechern entgegen und reichen den nun lachenden Gläubigen gesüßte Milch.
„Das mache ich nicht. Ich bin doch nicht verrückt“
Kurz darauf hat die Prozession einen ersten Höhepunkt erreicht: Etwas erhöht, an eine Mauer gequetscht, kann ich von weitem die blitzenden Klingen der eisernen Geißeln ausmachen, die über der zusammengepressten Menschenmasse schweben. Unaufhörlich krachen sie auf die Rücken ihrer Besitzer. Um mich herum höre ich des Öfteren das Wort „pagal“ (verrückt).
Eine Stunde später machen die Prozessionsteilnehmer Pause. Um mich herum: ein Dutzend Jugendlicher. „Was heißt es für Dich, ein Schia zu sein?“, frage ich einen von ihnen. „Warum schlagt ihr euch selber blutig?“ Woraufhin der junge Mann eilig in gebrochenem Englisch antwortet: „Nein, nein, das mache ich nicht. Ich bin doch nicht verrückt.“
Dann fügt er euphorisch hinzu: „Jedes Jahr gedenken wir der zehn letzten Tage im Leben unseres Imam Husain. Eingeschlossen von den Truppen des Yazids erlitt er Hunger, Durst, Hitze und Kälte. Am letzten Tag hat sich Husain für uns geopfert. Um uns daran zu erinnern, das man auch im Angesicht des Todes nicht das Falsche für das Richtige anerkennt.“
Kurz darauf spreche ich einen älteren Bärtigen an, der aus einem der zahlreichen Zelte kommt, in denen man sich zum Blutspenden melden kann. „Nein, ich geißle mich nicht“, antwortet er lachend. „Auch viele Muslime sind im 21. Jahrhundert angekommen – und wenn wir leiden, um an das Martyrium Husains zu gedenken, sollen auch die Lebenden davon profitieren.“
Gilbert Kolonko
Sehr schoener und aufschlussreicher artikel!
Mich erinnert diese relation immer an ein fussballstadion und den kleinen haufen hooligans. Macht beides nicht die masse aber findet sich massig in den medien.
Na ja, es sind doch nicht immer die Medien schuld, sondern vielmehr das kollektive Gedächtnis, das zusehends von Alzheimer befallen ist. Selbstgeißelung gibt und gab es schließlich in allen Religionen. Im Christentum heißen sie Flagellanten, und bis auf ein paar regionale Inseln in Andalusien, wo heute noch hin und wieder Selbstgeißeler unterwegs sind, ist deren große Zeit natürlich vorüber. So ein Flagellantenzug im Mittelalter dauerte sage und schreibe 33 1/2 Tage. Die Teilnehmer wollten – orientiert an den Lebensjahren Jesu – das Martyrium des Herrn am eigenen Leib nachempfinden. Die erschreckte Dame aus Berlin-Wedding hätte also nicht denken müssen: „Oh, Gott, sie kommen!“ Sondern vielleicht: „Oh Gott, sie kommen wieder.“ Ein bisschen martialisch sieht es vielleicht schon aus, auch beim Aschura-Fest. Aber keine Angst: Die tun nichts, die wollen nur leiden.
Kopfschüttel…
wenn ich lese „die tun uns nichts, die wollen nur leiden“ dann sollen die bitterschön es gefälligst in ihrer Heimat tun, aber nicht in Berlin!
Ich möchte mal sehen, ob eine (absolut nicht martialische) christliche Prozession in ihren Heimatländern geduldet wäre? (die Antwort ist selbsterklärend)
Wenn ich nur den Fernseher einschalte, bekomme ich und unsere Kinder schon genug schreckliche Bilder aus ihren Ländern zu sehen, da brauche ich es bestimmt nicht noch auf unseren Straßen.
Wieder so ein Ablenkungsbeitrag.
Von mir aus können sie sich die Köpfe einschlagen, aber nicht auf unseren Straßen und das hat auch nichts mit Religion zu tun.
Naja das eigentliche Problem sitzt tatsächlich in Berlin! Mittlerweile wandern viele Rentner nach Ungarn aus, dort lässt man so etwas eben nicht zu.
Auch wenn es jetzt vom Thema abweicht…. nun wirft man der Orban Regierung vor, Faltblätter und Werbermaterial an alle Bewohner zuschickte und beeinflussen wollte. Ich erinnere an dem Tag vor der Bundestagswahl als die Bildzeitung in 42 Millionen Haushalten kostenlos verteilte wurde, was war das denn damals anderes als Wählerbeeinflussung. Obendrein gab es noch die in Folie eingeschweißte Merkel- Werbung der Post, ebenfalls 40 Millionen mal die Briefkästen verstopfend. Mir tun heute noch die Bäume leid die deswegen ihr Leben aushauchen mussten. Das wird aber nächstes Jahr (zum Glück) nicht mehr funktionieren.
Zum Glück schaue ich nicht nur Fernsehen, sondern bekomme auf meinen vielen beruflichen Reisen durch Deutschland mit, dass gerade in kleinen Gemeinden im Süden der Republik, engagierte Intergrationsarbeit geleistet wird. Oft ist man sogar weiter ist, als die Politik.
So wundert es mich überhaupt nicht, ein Stück Verständigung wie diesen Artikel in ihrem Magazin zu lesen.
Dass es sich noch nicht überall rumgesprochen hat, das unser „christliches“ Deutschland im letzten Jahr der 3. größte Waffenverkäufer der Erde war, ist bedauerlich und führt wohl zu unten stehenden Kommentaren.
@ Herr Andreas,
die Kommentatoren unter dem Artikel sind mit Sicherheit alles, nur nicht unwissend!
Denen zu unterstellen, dass es sich bezogen auf die Rüstungslieferungen, nur wenig darüber zu wissen scheinen, spiegelt nicht mehr als Ihre oberflächliche Meinung über andere Menschen dar.
Genau so verhalten sich auch unsere geschätzten Politiker in Berlin.
Übrigens, aus beruflichen gründen habe ich mehrfach einen Wohnungswechsel vornehmen müssen und glauben Sie mir, es ist ein unterschied, ob man in einem Ost wohnt oder ob man sich dort nur für wenige tage beruflich aufhält. Meist ist man dann noch im Hotel untergebracht, da bekommt man wirklich nicht viel vom wirklichen Alltagstreiben in den Sidlungen mit.
Wie tatsächlich das Leben in Deutschland abläuft, kann ich Ihnen gerne zeigen und lade Sie gerne mal nach Duisburg ein. Da können Sie Stadtteile erleben, wo absolut kein christliches Lebewesen mehr wohnt. Zigeunerklans und Pakistani beherrschen die Straßen. In Berlin, Hamburg, Frankfurt oder Nürnberg schaut es nicht viel besser aus. Ja, die christlichen Bürger mit denen ich dort gesprochen hatte berichteten mir, dass sie jetzt die Ausländer im eigenen Land sind. Das ist die Realität in deutschen Großstädten.
Glauben Sie mir, die EU Nachbarländer sehen ganz genau hin was bei uns abgeht und sie sorgen vor, dass es zu solchen unhaltbaren zuständen in ihrem Land nicht kommt.
Was aber die Waffenlieferungen betrifft, da stimme ich Ihnen voll zu, denn die deutschen Waffenexporte sind völlig außer Kontrolle geraten.
Das Jahr 2015 hatte einen neuen Rekord bei den Genehmigungen für Rüstungsexporte aufgestellt. Diese sind in diesem Jahr noch weiter angestiegen..
Allein in der ersten Jahreshälfte 2016 habe die Bundesregierung Waffenexporte im Wert von 4,029 Milliarden Euro genehmigt. Im ersten Halbjahr 2015 lag dieser Wert bei rund 3,5 Milliarden Euro. 60 Prozent der im ersten Halbjahr 2016 genehmigten Waffenlieferungen gingen an Drittstaaten.
Leicht zurückgegangen seien dagegen die Kleinwaffenexporte: Davon habe die Bundesregierung in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Ausfuhren im Wert von 11,64 Millionen Euro erlaubt. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres seien es 12,42 Millionen Euro gewesen.
Ist ja auch kein Wunder, denn der Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, legt mehr Wert auf die Interessen der Rüstungslobby als auf Menschenrechte und Frieden. Mich persönlich wundert es aber überhaupt nicht, denn der ist wirklich der letzte in Berlich, dem man glauben kann. Hab in den letzten 40 Jahren keinen Politiker erlebt, der so sehr mit gespaltener Zunge gesprochen hatte wie er.
Und wenn man die Bürger auf den Strassen noch dazu beschimpft, dann darf man sich später auch nicht wundern, wenn die Menschen sich von den etablierten abwenden.
Lieber Peter
Danke für ihre sachliche Kritik.
Mir ist voll bewusst, was in Großstädten wie Dortmund (in Duisburg war ich leider seit 15 Jahren nicht mehr) vor sich geht oder über die Gentrifizierung in meiner „Nachbarstadt“ Berlin (zwei Großstädte mit unterschiedlichen Problemen) und es sind wohl kaum Pakistaner die dafür verantwortlich sind. Die Bewohner Vorort haben die Versäumnisse der Politik auszubaden und die Iraker Afghanen, Syrer und Pakistaner bei ihnen daheim noch viel krasser.
Und ob der Nahe Osten oder Afrika, die Menschen kommen jetzt in Scharen zu uns weil die westliche Welt sich entweder durch unfairen Welthandel, Waffenverkäufen oder dem Unterstützen von Diktatoren aus taktischen Gründen bereichert hat. Vom billigen Orangensaft, über Kaffee bis zu unserer Kleidung (ob Karstadt oder KIK) besteht das System aus Ausbeutung und Umweltzerstörung – und auch das prdoduziert neue Flüchtlinge.
Wenn also die meisten Mitbürger bei uns dies wüssten, würde die Schuld nicht immer mehr bei den Geflüchteten gesucht werden.
Das wir nicht die ganze Welt aufnehmen können, ist mir ebenfalls bewusst.
Aber diejenigen die jetzt hier sind, sollten integriert werden, damit diese von ihnen zu Recht angeprangerten Gegenden nicht weiter voran schreiten. Genauso wenig sollten jetzt in Berlin diese „Ghettos“ der Sozialschwachen entstehen, aber sie sind im Entstehen und das began schon weit vor der Flüchtlingskrise.
(Nicht an sie gerichtet) Wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, plädiert der Autor nicht dafür, dass sich geißelnde Gläubige durch unsere Straßen ziehen sollen, sondern dass sich auch in der muslimischen Welt die Dinge verändern:
Blutspenden statt Geißeln finde ich jut.
Lieber Andreas,
durch Wiederholungen werden Tatsachen nicht richtiger werden…
Sie stellen wiederholt die Mitbürger als unwissend dar!!!
Natürlich wissen die meisten Bürger um die Ausbeutung in der Welt!
Doch genau diese Ausbeutung schafft in ihren Ländern Arbeit für die dort lebenden Menschen. Fragen Sie doch mal die geflüchteten (ich meine nicht die Kriegsflüchtlinge), die bestätigen es ihnen. Es hat sich nämlich besonders in den Afrika. Ländern herumgesprochen dass in Europa und besonders bei uns das Geld quasi per Antrag fließt. Allein das was man hier als Kindergeldleistung erhält, ist mehr als ein Arbeiter in Eritrea im Monat verdient.
Und sobald ein Wirtschaftsflüchtling hier angekommen ist, wird die frohe Botschaft per SMS in ihre Heimat gesendet: „IHR KÖNNT JETZT AUCH KOMMEN“.
Aber nur die Ruhe, auch die geehrte Frau Merkel wird es noch begreifen. Das restliche Europa hatte es schon längst erkannt und auch entsprechend gehandelt.
Selbst das so liberale Schweden und Dänemark hatten bereits die Grenzen dicht gemacht und da regen sich andere über Ungarn auf??? Lächerlich.
Nicht die zu uns kommenden sind schuld, sondern die Regierung in Berlin.
@“Blutspenden statt Geißeln finde ich jut“ 100% Jaaaaaaaa…. ICH BIN DABEI!!!
Liebe Annabella
Im Gegenteil zu Peter bezweifele ich, dass sie wissen, worüber sie schreiben. Da braucht man sich nur ihre zwei Beiträge durchlesen.
Die Flüchtlinge kommen nicht erst nach Europa, seitdem sie Frau Merkel „herbeigerufen“ hat, das wissen zum Beispiel die Italiener begünstigt durch ihre geographische Lage schon lange – und schon sehr lange ertrinken Flüchtlinge auf dem Mittelmeer (Ohne das es die Masse in Kerneuropa interessiert hat). So ist ihr Glaube, das mit einer Abwahl von Merkel alles gut wird, ein Irrglaube.
Und ich habe nicht wiederholt sondern fortgesetzt und nun gehe ich in Sachen Welthandel mal kurz ins Detail. Unsere subventionierte Milch geht als Milchpulver in Massen nach Afrika und genauso wie unsere Hühnerabfälle zerstören sie vor Ort ganze Industrien. Dass dort Arbeitsplätze geschafft werden, in dem Produkte unter Umgehung von Umwelt- und Arbeitsschutz für den westlichen Markt Produziert werden, sorgt schon mittelfristig für noch mehr Flüchtlinge. Sogenannte aufstreben Länder der dritten Welt wie Indien und Bangladesch, bezahlen jedes Prozent Wirtschaftswachstum (entstanden durch Billigproduktion) mit Umweltzerstörung- und gesundheitlichen Schäden für die eigene Bevölkerung. Wenn das wirklich der Mehrheit bei uns bewusst wäre, gebe es nicht dieses gedankenlose Kaufverhalten, denn Alternativen gebe es bei uns und wie GEA oder Waldviertler zeigen, sind sie nicht wirklich teurer.
Und was unsere vorbildlichen Nachbarn angeht: Sie erinnern sich an den Brexit? Der Grund für viele Engländer waren nicht die Flüchtlinge die England „überfluten“, sondern die vielen Arbeitnehmer aus Osteuropa, die die Vorteile eines europäischen Arbeitsmarkt nutzten. Genau die Länder sind es jetzt die vorzügliche Abschottung betreiben. Aber genau diese Abschottung, dieses Einzelkämpfertum (sich nur das beste rauszupicken) ist es, dass es den Konzernen so einfach macht, die Länder Europas gegeneinander auszuspielen. Deshalb ist nicht die von ihnen propagierte Abschottung die Lösung, sondern ein Europa, dass mit einer Stimme spricht. Denn nur dieses Europa könnte die Flüchtlingsursachen bekämpfen und den Konzernen die Bedingungen diktieren.
In Zeiten des Internets brauch es übrigens keinen Anruf aus Europa: „Hier ist es aber schön“.
Wenn der Autor mit diesen „aufklärerischem“ Artikel dazu beitragen möchte, Ängste zu nehmen und sie nicht weiter zu schüren, dann hat er mich damit nicht überzeugen können.
Vor vielen Jahren hatte ich die Möglichkeit dem Thaipusam-Fest in Malaysien vor den großen Batu Höhlen beizuwohnen. Dort hatten gläubige Hindus sich die Zunge oder die Gesichter mit fingerdicken Speeren durchbohrt. Andere zogen mit Fleischhacken im Rücken Wägen hinter sich her. Ein blutrünstiges Spektakel, welches in den Nachtstunden sich ins unberechenbare steigerte.
Derartige blutige, religiöse Spektakel brauchen wir in unserem Land nicht, denn diesen Irrsinn haben wir Gott-sei-Dank seit dem Mittelalter hinter uns. Hören wir auf Rückschritte mit Toleranz zu verwechseln.
Genau!
Oktoberfest, Karneval, Herrentag und Halloween verbieten! Und Shopping Malls, Ballermann und Schlagermusik noch dazu. Danach alle rein in die Theatermuseen und Opernhäuser, jeden Tag zwei Bücher lesen, montags Politpädagogik, mittwochs Feinkost und freitags Interkulturelles Training.
Vielleicht wird dann alles besser?