München/Bayerischer Wald. Die Sommerferien in Bayern sind fast eine Woche alt, Schüler und Lehrer genießen ihre (wohlverdiente) Freizeit. Während die Klassenzimmer leer sind und sich die Liegeflächen an den Badeseen immer mehr füllen, wird ein schulisches Thema weiterhin heiß diskutiert: Soll das achtjährige Gymnasium bleiben oder ist eine Rückkehr zum G9 sinnvoll? Nach der Kabinettsklausur am Tegernsee wurde nun deutlich, dass diese Frage Wahlkampfthema wird, wie SPD-MdL Bernhard Roos in einer Meldung mitteilt. Diese „Generalentscheidung“, wie es Ministerpräsident Horst Seehofer nennt, soll jedoch erst mit Beginn des Schuljahres 2018/19 fallen.
„Seit der überstürzten Einführung des G8 werden immer mehr Beschwerden laut“, wird Roos in der Pressemitteilung zitiert. „Die Bevölkerung tendiert sehr stark zum neunjährigen Gymnasium.“ Das zeige auch das Pilotprojekt „Mittelstufe Plus“, das im kommenden Schuljahr in die zweite Runde geht. An den teilnehmenden 47 Gymnasien in Bayern, darunter das Gymnasium Leopoldinum Passau sowie drei Schulen im Landkreis Rottal-Inn, haben sich etwa zwei Drittel der Schüler für die um ein Jahr verlängerte Mittelstufe angemeldet.
„Wir müssen die Kinder wieder Kinder sein lassen“
Mehr Freizeit, weniger Unterricht. „Wir müssen die Kinder wieder Kind sein lassen“, fordert der Passauer Landtagsabgeordnete und reiht sich damit unter den G9-Befürwortern ein. Die Wahlmöglichkeit zwischen acht- und neunjährigem Gymnasium sieht Roos problematisch. Nicht nur, dass Schulen mit einem enormen organisatorischen und finanziellen Aufwand konfrontiert seien, auch die Schüler würden unter dem „Zwei-Klassen-Gymnasium“ leiden. „Jetzt steht nach der vierten Klasse neben der Frage, welchen Bildungsweg die Kinder einschlagen wollen, auch die Entscheidung an, ob sie in acht oder neun Jahren ihr Abiturzeugnis in der Hand halten wollen.“
Hier würden oft nicht die Bedürfnisse der Kinder selbst eine Rolle spielen, sondern vielmehr äußere Einflüsse wie Entscheidungen der Freunde oder die Wünsche der Eltern. Gerade in ländlichen Regionen kämen dann noch die geographischen Gegebenheiten dazu. Denn nicht jeder Ort verfüge laut der Mitteilung über ein eigenes Gymnasium. Um dann eine Schule mit der gewünschten Bildungsstruktur zu erreichen, müssen die Kinder und Jugendlichen unter Umständen weite Strecken zurücklegen, erklärt MdL Roos.
Fehler der Vergangenheit wieder gutmachen
Während bei der Einführung des G8 wenig Zeit für Überlegungen geblieben sei, wundert sich der SPD-Abgeordnete nun über die Ruhe des Ministerpräsidenten. Schließlich habe man sich eine Entscheidung bereits ein Jahr früher, also für das Schuljahr 2017/18, erhofft. Roos fordert nun die Regierung auf, die gewonnene Zeit zu nutzen, um die Entscheidung für eine gespaltene gymnasiale Bildungsstruktur zu überdenken und die Fehler aus der Vergangenheit wieder gutzumachen.
da Hog’n