München/Fürstenstein. Der Amateurfußball nimmt in der öffentlichen Wahrnehmung eine immer größere Rolle ein. „Schuld“ daran ist vor allem ein verstärktes Interesse der Medien an dieser breiten Masse an Hobbysportlern. War das Feld der Berichterstattung lange Zeit der Tageszeitung und deren „Heimatsport“ überlassen, hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere das regionale Fußballportal FuPa einen Namen gemacht, wenn es um Ergebnisse, Tabellen und Mannschaften fernab des Profisports geht. Und auch der Bayerische Fußballverband (BFV) selbst hat inzwischen erkannt, welch großes Potenzial der Amateurfußball bietet. Mit einer neuen App möchte die Organisation nun auch im fußballerischen „Klick-Geschäft“ mitmischen.
„Neue App, neue Funktionen – Liveticker für Alle“ – so preist der Bayerische Fußballverband sein im innovativen Kleid daherkommendes Online-Angebot auf der verbandseigenen Homepage an. Die App soll dabei künftig die Arbeit der Vereinsfunktionäre erleichtern. Gleichzeitig entstehen durch detaillierte Spielinfos wie Aufstellungen, Spielberichte und – ergebnisse sowie einer Live-Ticker- und einer Video-Funktion erhebliche Mehrwerte für die Endabnehmer, heißt es. Viele nette Spielereien für Hobbyfußballer und deren Fans – die jedoch nur auf den ersten Blick Neuland sind. Denn das regionale Fußballportal FuPa, gegründet von Michael Wagner aus Fürstenstein im Landkreis Passau, hat genau mit diesen Gadgets bereits vor einiger Zeit für eine regelrechte Revolution im Amateursport gesorgt.
„Wir sind meistens Vorreiter was neue Technologien betrifft“
Mit dem Motto „Aus Liebe zum Fußball“ hat FuPa, das 2010 den Grimme-Preis gewann, inzwischen deutschlandweit zahlreiche namhafte Franchise-Partner mit ins Amateurfußball-Boot holen können – und heimst somit natürlich jede Woche unzählige Seitenaufrufe und Klicks ein. Irgendwie logisch, dass auch andere ein Stück von diesem Kuchen abhaben möchten. Doch in diesem Zusammenhang rückt die Online-Offensive des Bayerischen Fußballverbandes in ein völlig neues Licht. Es drängen sich Fragen auf wie: Ist der Fußballverband nicht imstande, eigene Entwicklungen auf den Markt zu bringen? Kupfert der BFV die FuPa-Ideen ganz bewusst ab?
„Ja – aber so ist eben das Leben“, beantwortet FuPa-Gründer Michael Wagner diese Fragen kurz und trocken. „Das ist ja auch total legitim. Wir sind sehr innovativ und meistens Vorreiter, was neue Technologien betrifft.“ Ein gewisser Wettbewerb sei für das Fürstensteiner Unternehmen elementar. Nur so könne man sich stetig weiterentwickeln, gibt sich Wagner ehrgeizig. „Das Ganze muss aber natürlich fair ablaufen – doch das bezweifle ich manchmal. Der Verband macht aus meiner Sicht den Fehler, sich selbst zu sehr als Medium zu sehen.“ Vielmehr sei es den Aussagen des FuPa-Gründers zufolge Aufgabe des BFV, den Spielbetrieb so gut wie möglich zu organisieren. „Und dazu gehören eben auch neutrale Medien und Portale.“
„Vereine sollen Tools nicht annehmen, weil sie es müssen“
Wie Michael Wagner deutlich macht, treiben Plattformen wie FuPa oder Sportbuzzer den Amateurfußball voran. Deshalb gehöre die Vielfalt solcher Medien unterstützt und gefördert, da sie vorrangig die Hobbykicker in den Mittelpunkt rücken. „Das passiert aus meiner Sicht viel zu wenig“, macht der 26-Jährige im Gespräch mit dem Hog’n deutlich. Zwar benötige der Fußball in den unteren Klassen seiner Meinung nach diese mediale Bühne („Das, was in den vergangenen Jahren passiert ist, ist erst der Anfang. Es gibt immer bessere technische Möglichkeiten und diese müssen wir nutzen, um den Amateurfußball bestmöglich darzustellen“) – dennoch sei die Vielfalt der neuen Angebote durchaus ein Problem für die ohnehin schon raren ehrenamtlich Engagierten in den Vereinen. „Wir müssen es schaffen, dass Vereine solche Tools gerne annehmen, weil sie davon wirkliche Mehrwerte haben – und nicht, weil sie es müssen“, verdeutlicht Michael Wagner. Dabei spielt er auf das Vorgehen des BFV an, Vereine auf Bezirksebene mit einer Gebühr zu bestrafen, die nicht freiwillig ihre Daten in das Portal des Bayerischen Fußballverbands einpflegen, worüber der Passauer Bürgerblick 2014 berichtete.
Natürlich sollen auch die Vertreter des BFV zu diesem Thema zu Wort kommen. Wir lassen dem Verband deshalb folgenden Fragenkatalog zukommen:
- Bitte erklären Sie uns kurz die Inhalte der neuen Online-Angebote des Bayerischen Fußballverbandes.
- Live-Ticker, Video-Mitschnitte – glauben Sie nicht, dass gerade kleinere Vereine, bei denen Ehrenamtliche sowieso Mangelware sind, da ein bisschen überfordert sind?
- Das Portal fupa.net gilt als Vorreiter, was den Amateur-Fußball betrifft – sei es Live-Ticker, Video-Mitschnitte oder persönliche Vorstellung der Amateur-Fußballer. Welche Rolle spielt der Erfolg dieser Plattform bei den jüngsten Neuerungen des BFV?
- Wird es irgendwann Pflicht für die Vereine sein, die Angebote des BFV zu nutzen?
BFV: Interview-Freigabe nur in ungekürzter Form
Unsere Redaktion erreicht daraufhin eine äußerst umfassende, mehrseitige Beantwortung dieser Fragen durch BFV-Vizepräsident Max Karl, verbunden mit der Freigabe einer Veröffentlichung – jedoch ausschließlich unter der Bedingung, dass das Interview in ungekürzter Form abgedruckt werde. Eine Bedingung, auf die wir nicht eingehen wollen – immerhin sollen alle Beteiligten in einem ausgewogenen Maße zu Wort kommen. Zudem sehen wir es als unsere journalistische Pflicht, Recherchematerial leserfreundlich aufzubereiten und auf den Aussagenkern herunterzubrechen. Genau das teilen wir BFV-Pressesprecher Thomas Müther mit. Woraufhin uns dieser folgende Zeilen zur Verwendung im Rahmen dieser Geschichte frei gibt:
„Je mehr über Amateurfußball in Bayern berichtet wird, umso besser. Deshalb sind Portale, wie sie zum Beispiel FuPa, die PNP oder Anpfiff.Info bereitstellen, gut und wichtig. Manche Arten der Berichterstattung können wir als Verband gar nicht abdecken. Dass aber auch der BFV unabhängig von anderen Anbietern selbst attraktive Online-Angebote für seine Vereine entwickelt, ist nicht nur legitim, sondern ein klarer Verbandsauftrag.“
da Hog’n
Liebe Amateurfußball-Freunde,
wir haben die Fragen des Magazins – wie oben korrekt dargestellt – selbstverständlich ausführlich beantwortet. Da entgegen unserer ursprünglichen Annahme kein Interview, sondern einen Fließtext geplant wurde, können wir nachvollziehen, dass die Antworten dafür natürlich zu lang sind. Wir haben deshalb darum gebeten, uns die verkürzten Zitate von Max Karl, die Da Hog’n gerne in seinem Fließtext verwenden möchte, kurz zur Freigabe durchzuschicken – ein ganz normaler Vorgang. Insofern hätte Da Hogn – anders als oben dargestellt – anschließend selbstverständlich auch Zitate im Fließtext verwenden können.
Zur Klarstellung: Sowohl die Angebote des BFV als auch von FuPa haben parallel Ihre Berechtigung und sind gut für den Amateurfußball. Aus unserer Sicht gibt es keinen Konkurrenzkampf.
Thomas Müther, BFV-Pressesprecher
Sehr geehrter Herr Müther,
vielen Dank für Ihren eiligst eingereichten Kommentar.
Kurz zur Aufklärung: Wir hatten unsere Fragen mit der Bitte um Beantwortung am 19. Juli per Email an Herrn Philipp Roos (BFV-Koordinator Online-Promotion) gesandt, der diese freundlicherweise an Sie weitergeleitet hat. In unserer Email-Anfrage war weder die Rede davon, dass wir bei einer Veröffentlichung die journalistische Darstellungsform des Interviews verwenden, noch dass wir unsere Fragen vom BFV-Vizepräsidenten Max Karl beantwortet haben möchten. Für diese Variante hatten schlussendlich Sie selbst sich entschieden.
Wir hatten lediglich darum gebeten, unsere Fragen zu beantworten. Nicht mehr und nicht weniger.
Weshalb wir nicht nochmals auf Ihr Angebot eingegangen sind, Ihnen gewisse Zitate von Max Karl zur ERNEUTEN Freigabe zuzusenden? Uns erschließt sich offen gestanden nicht so recht der Sinn dieser Vorgehensweise. Wieso sollten wir etwas bereits von Ihrer Seite Freigegebenes nochmals, wenn auch in „verkleinerter/verkürzter Form“, freigeben lassen?
Ihren vorhin eingereichten Kommentar mit den Antworten von Max Karl in voller Länge, wie Sie schreiben, werden wir deshalb nicht veröffentlichen.
Stephan Hörhammer
Hog’n-Redakteur
„Aus unserer Sicht gibt es keinen Konkurrenzkampf.“
Eine kühne Behauptung – wer in der aktuellen Zeit nicht versucht, bestmögliche Click-Zahlen zu erreichen (ggf. durch Abwerbung von etwaigen Konkurrenten), der lügt sich entweder selbst an oder ist nicht up to date.
Für Zweiteres spricht, dass der BFV seit Jahren FuPa medial hinterher hinkt und schon zwangsweise versucht hat, diesen Rückstand wegzumachen (Pflichtliveticker ab Bezirksliga).
Es liegt jedoch wohl an Ersterem. Ein bisschen Ehrlichkeit beim BVF würde oft nicht schaden, v.a. sind Konkurrentenverhältnisse ja nichts Negatives i.S.d. Co-Evolution. FuPa hingegen geht mit dieser Situation offen und ehrlich um: „Ein gewisser Wettbewerb sei für das Fürstensteiner Unternehmen elementar.“
Und gerade deswegen wird FuPa auch in den nächsten Jahren den Amateursport weiter dominieren.