Freyung. „An Blanger“ auf unternehmerisches Handeln schafffen – unter diesem Motto stand der zuletzt stattgefundene Existenzgründertag, organisiert vom Regionalmanagement Freyung-Grafenau für die weiterführenden Schulen der Region. Zur aktuellen Runde hatte Regionalmanager Stefan Schuster mehrere hundert Schüler der Realschulen Freyung und Grafenau sowie der Berufsfachschule „Hotel und Tourismus“ in Grafenau eingeladen.

Ausgangsidee der Veranstaltungsreihe ist die Feststellung des Wirtschaftsreferats des Landkreises, dass sich die Region wirtschaftlich gesehen aus sich selbst heraus entwickelt. Kreative Menschen haben eine besondere Geschäftsidee, die sie dann mit Beharrlichkeit, Mut und hohem persönlichen Einsatz umsetzen. So ist eine Vielzahl von Unternehmen im Landkreis entstanden, die heute teils sogar als Weltmarktführer auf ihrem Gebiet gelten – und auch viele hochwertige Arbeitsplätze geschaffen haben. Um diesen Trend weiter zu fördern, ist in Abstimmung zwischen Wirtschaftsreferent Ralph Heinrich und Regionalmanager Schuster der Existenzgründertag für die Schulen ins Leben gerufen worden.
„80 Prozent sind Wollen, 20 Prozent sind Können“

Stellvertretende Landrätin Renate Cerny würdigte eingangs die Wichtigkeit regional verwurzelter Unternehmerschaft für den Landkreis Freyung-Grafenau: „Unternehmer, die im Woid dahoam sind und auch erkannt haben, dass die Menschen bei uns in der Region besonders leistungsbereit und loyal sind, tragen in erheblichem Maße zur positiven Weiterentwicklung des Bayerischen Waldes – weit über den wirtschaftlichen Bereich hinaus – bei.“ An die Adresse der teilnehmenden Schüler gerichtet, machte Cerny Mut, eventuell bereits vorhandene berufliche Ideen und Wünsche weiterzudenken und mit Nachdruck und Willensstärke weiterzuverfolgen. Im Zentrum der Regionalmanagementveranstaltung standen Erfahrungsberichte von Unternehmern aus der Region. Dabei ist es Schuster gelungen, einen breiten, für die Teilnehmer interessanten Mix auf die Beine zu stellen: Als Referenten standen einerseits unternehmerische Leuchttürme mit breitem Erfahrungsschatz – andererseits junge Unternehmer, deren Gründungserfahrungen noch ganz frisch sind.
Den Anfang machte Unternehmer und Landkreisbotschafter Max Haidl. In knackigen, prägnanten und kompetenten Worten lieferte er einen kurzweiligen Überblick über die Herausforderungen an junge Gründer und zeigte den Teilnehmern auf, welche Kompetenzen Menschen mitbringen sollten, die planen, unternehmerisch tätig sein zu wollen: „80 Prozent sind Wollen, 20 Prozent sind Können. Ihr könnt wirklich alles erreichen, wenn ihr nur wollt. Das, was man können muss, kann man lernen“, weiß der erfolgreiche Unternehmer aus Röhrnbach.
„Mach das, was du wirklich kannst und willst“

Völlig anders hat der Passauer Manuel Koch seinen Vortrag gestaltet. Der junge Mann hatte auf den Tag genau vor drei Jahren gemeinsam mit einem Studienfreund das Unternehmen wohnraumkarte.de gegründet. Das niederbayerische Start-Up bietet eine Onlineplattform, auf der bundesweit Immobilien zum Kauf oder zur Vermietung angeboten werden. Auf sehr bildhafte und plakative Weise hat Koch den Schülern Höhen und Tiefen in der Gründungsphase beschrieben und aufgezeigt, was aus seiner Sicht das Positive am Unternehmertum ist: „Entschuldigt bitte zunächst mal, wenn meine Sprache und meine Aussagen nicht immer so sind, wie man es sich in Unternehmerkreisen so vorstellt. Wir sind halt jung und wir sind anders. Am Anfang hatte unsere Unternehmer-WG ganz schnell den Spitznamen ‚Kartoffelsuppen-Spart-up‘ weg, weil wir einfach keine Kohle mehr hatten und der Riesentopf Suppe von Montag die ganze Woche reichen musste.“ Inzwischen leiten die „Wohnraumkartler“ ihr Unternehmen längst nicht mehr aus der WG, sondern sitzen im schicken Büro und arbeiten mit großen deutschen Immobilienkonzernen zusammen. Und dennoch ist der Geschäftsführer operativ Manuel Koch eines geblieben: Authentisch!

Als nächster trat Unternehmer Ferdinand Wagner ans Rednerpult. Der Metall-Experte, dessen Unternehmen mit rund 90 Beschäftigten im Gewerbegebiet Prombach daheim ist, verstand es mit seinem Überblick, wie er persönlich zu dem wurde, was er ist und persönlich gehaltenen Tipps, die Teilnehmer zu begeistern: „Ich habe in meinem beruflichen Leben vieles, wenn nicht gar alles probiert. Ich habe an Autos geschraubt, Versicherungen verkauft und Vermögensberatung gemacht. Bis jemand zu mir sagte: Mach das, was du wirklich kannst und willst. Das war und ist der Umgang mit Metall.“ Begonnen hat Ferdinand Wagner vor rund 25 Jahren in einer kleinen Garage – heute ist sein Unternehmen eines, das man kennt im Landkreis. Geschaffen aus Wille, Können und auch dem Rückhalt aus der Familie, wie Wagner betont.
Drei Männer, die erst vor wenigen Monaten gegründet haben
Den Abschluss machten drei junge Männer, die erst vor wenigen Monaten in Freyung ihr Unternehmen gegründet haben. Die Medientechniker Uli Hansel, Tizian Schickram und Markus Konnerth sind die Macher von ULTIMA design. Das Trio hatte gemeinsam an der Technischen Hochschule in Deggendorf studiert und nach Praktika unter anderem auch bei großen Medienkonzernen entschieden, wir wollen unsere eigenen Chefs sein. Dass die Wahl des Unternehmenssitzes auf Freyung fiel, hatte verschiedene Gründe: „Uli, unser Freyunger, verfügte hier bereits über ein richtig gutes Netzwerk – und gleichzeitig sehen wir auch in der Region Bedarf an den Dienstleistungen, die wir anbieten.“ Das Trio hat sich auf hochwertige Filmproduktionen – vom Imagevideo, über Produktvideos bis hin zu Kinospots – spezialisiert.
da Hog’n
Der nächste Existenzgründertag für weiterführende Schulen im Landkreis Freyung-Grafenau – diesmal für die Gymnasien – ist im Herbst geplant.