Waldkirchen/Frankfurt. „Im fußballerischen Bereich ist er um ein Hauseck besser als ich“, erkennt Jürgen „Charly“ Herzig neidlos an. Der Waldkirchener, früher Teil der Landesliga-Elf des heimischen TSV und als Klasse-Torhüter bis über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt, ist stolz, wenn er über seinen Sohn Marius spricht. Der 16-Jährige wechselte Anfang Juli vom FC Ingolstadt zu Eintracht Frankfurt. Dort hütet er hauptsächlich das Tor der U19, darf aber auch immer wieder mit den Profis um Stürmerstar Alex Meier trainieren. Obwohl Marius Herzig bereits in jungen Jahren im Konzert der Großen mitmischt, tritt sein Vater – rechtzeitig und besonnen – sogleich einmal gehörig auf die Euphoriebremse: „Er hat sicherlich den Traum, irgendwann Profi werden zu wollen. Dazu gehört aber auch sehr, sehr viel Glück. Deshalb darf er auch die berufliche Schiene nicht außer Acht lassen.“

Großes Potenzial: Der gebürtige Waldkirchener Marius Herzig (rechts) ist nach einer Zwischenstation beim FC Ingolstadt bei der Eintracht Franfurt um Stammkeeper Lukas Hradecky (links) gelandet. Foto: Eintracht Frankfurt
Großes Potenzial: Der gebürtige Waldkirchener Marius Herzig (rechts) ist nach seiner Zwischenstation beim FC Ingolstadt aktuell bei Eintracht Frankfurt um Stammkeeper Lukas Hradecky (links) unter Vertrag. Foto: Eintracht Frankfurt

Davon, dass das 16-jährige Torwart-Talent die Bodenhaftung verlieren könnte, ist er jedoch weit entfernt. Im Gespräch mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ wirkt Marius Herzig sehr fokussiert. Er weiß, worum es geht, worauf es ankommt. Und er weiß auch, welch steiniger Weg noch vor ihm liegt. „Ich muss diszipliniert und fleißig sein“, gibt sich der Teenager professionell.

„Heimweh habe ich nicht – dafür bleibt keine Zeit“

Noch vor einem Jahr kickte er gemeinsam mit Gleichaltrigen in der B-Jugend des TSV Waldkirchen. Und während seine ehemaligen Mitspieler dahoam im gewohnten Umfeld ihren altersentsprechenden Interessen nachgehen können, lebt und wohnt Marius Herzig im Internat von Eintracht Frankfurt – weit weg von seiner Heimat im Bayerischen Wald. Die Schule und der Fußball bestimmen sein Leben – für anderweitige Hobbys bleibt wenig bis gar keine Zeit. Kein Problem für den 16-Jährigen. Er will es so. „Heimweh habe ich nicht. Ich bin einfach glücklich, wenn ich Fußballspielen darf.“

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Torhüter-Dynastie: Sowohl Vater Jürgen „Charly“ Herzig als auch Sohn Marius Herzig sind Meister ihres Fachs.

Die Jagd nach dem Ball, der unbedingte Wille, gewinnen zu wollen – das runde Leder ist Marius Herzigs Lebensmittelpunkt, seitdem er denken kann. Zunächst hatte er sich noch als Feldspieler versucht, später trat er dann in die nicht allzu kleinen Fußstapfen des Vaters, der lange Jahre erfolgreicher TSV-Keeper war. „Das war aber keinesfalls so gewollt“, macht Herzig junior, der vor allem die spanische Torwart-Legende Iker Casillas zu seinen Vorbildern zählt, deutlich. „Mein Vater wäre sicher nicht böse gewesen, wenn ich zum Beispiel Mittelfeldspieler geworden wäre.“

Rückblickend war es jedoch die richtige Entscheidung, ins Tor zu gehen. Denn sein Talent blieb nicht lange im Verborgenen. Vom TSV Waldkirchen wechselte der Schüler zur Spvgg Deggendorf. Da er dort bereits bei seinem ersten Einsatz vom FC Ingolstadt gescoutet wurde, blieb er nur kurz in der Donaustadt. Bei den „Schanzern“ machte er dann den größten Schritt in den vergangenen Jahren, wie Vater Jürgen Herzig erklärt. „Das hätte ich selber nicht geglaubt, dass er sich dort so schnell weiterentwickelt.“

(Fotos: Herzig/6, Eintracht Frankfurt/2)

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Neben seinem Torwart-Geschick liegen seine Stärken vor allem im Duell „Mann gegen Mann“. Darüber hinaus ist er Herzig senior zufolge beidfüßig und somit auch „fußballerisch-technisch“ sehr beschlagen. Diese Fähigkeiten stellten nach einem Jahr in Ingolstadt auch die Scouts der Frankfurter Eintracht fest: Nach einem Probetraining schloss sich Filius Marius der U19 des Hessen-Teams an, trainiert vom früheren Profi Alexander Schur.

„Die lachten, weil ich ihr Sohn sein könnte“

Beim Saisonstart der Bundesliga-Mannschaft durfte er dann sogar bei der von Niko Kovac gecoachten Truppe eine ganze Woche mitspielen. „Ich war der Ersatz für Heinz Lindner, der nach seiner Teilnahme mit Österreich bei der EM noch im Urlaub war“, erzählt Marius Herzig in einer Mischung aus Hochdeutsch und waidlerischem Dialekt. Man merkt ihm an, wie ihn sein derzeitiges Umfeld bereits geprägt hat. „In der Kabine durfte ich dann zwischen Makoto Hasebe und Szabolcs Huszti sitzen. Die lachten darüber, weil ich ihr Sohn sein könnte.“

Früh übt sich: Bereits als 13-Jähriger hat sich Marius Herzig ganz profi-like vorgestellt:

Kurz gerät der Waldkirchener ins Schwärmen – doch schnell kehrt er wieder zurück zur geforderten Bodenständigkeit. „Das war aber nur eine Zwischenstation. Ich möchte dauerhaft zu den Profis gehören – diese Chance muss ich nutzen.“ Dass Fußball für ihn mittlerweile mehr ist als nur ein Hobby, ist dem 16-Jährigen sehr bewusst. Und obwohl ihm sein Torhüterdasein sehr viel Spaß bereitet, verspürt er „schon ein bisschen Druck“, wie er offen zugibt. „Die Erwartungen sind sehr hoch. Ich gehöre nicht mehr zu den kleinen Buben.“ An seinen Worten wird deutlich, dass das Nachwuchstalent nicht nur aufgrund seiner Körpergröße von über 1,88 Meter schon recht reif wirkt. Er hat seine Chance wahrgenommen – und will diese nutzen. Auch wenn er sich eingestehen muss, dass er „schon ein bisschen gebraucht hat, um zu realisieren, wo ich gelandet bin“. Doch inzwischen ist es für ihn Alltag, wie er schnell hinzufügt.

Helmut Weigerstorfer


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