Grafenau. Einsam steht es da, das Waldschmidthaus am Rachel. Umgeben von kahlen Wiesen- und Berghängen – und von den vom Borkenkäfer befallenen Bäumen, die nur noch als dürre, teils umgefallene, teils noch aufrecht stehende Baumskelette auszumachen sind. Wahrlich kein schöner Anblick, den die Luftaufnahme vom Mai 2016 auf der vierseitigen Broschüre da zeigt, die vor gut vierzehn Tagen der hiesigen Tageszeitung anbeilag. „Kaputtgeschützt!“ ist zudem in dicken Lettern auf der Titelseite zu lesen. Der Herausgeber der Broschüre: Die Bürgerbewegung zum Schutz des Bayerischen Waldes.
Der Tenor der „Anklageschrift“, als solche man das Infoblatt durchaus bezeichnen kann, ist eindeutig: Der Borkenkäfer hat die Natur des Bayerischen Waldes zerstört – dies wurde sehenden Auges zugelassen, ohne dass der Mensch eingegriffen und dies verhindert hätte. Auf der Anklagebank: die Nationalparkverwaltung. Diese, so der Vorwurf der Bürgerbewegung unter Vorsitz von Hubert Demmelbauer, „beschloss im Jahr 1983 mehr als 60 Quadratkilometer Wald im Rachel-Lusen-Gebiet frei zu halten von jeglichen forstlichen Maßnahmen. In der Folge kam es zur massenhaften Vermehrung des Borkenkäfers“, heißt es im Text. So seien heute vom ursprünglichen Hochwald nur noch spärliche Reste übrig. Die Nationalparkverwaltung habe es geschafft, den Hochwald „auf den Nullpunkt“ zu setzen, ab dem sich die Natur dann von selbst entwickeln solle.
Franz Leibl: „Formulierung ist reißerisch und polarisierend“
Und weiter steht geschrieben: „Die für diese Entwicklung Verantwortlichen loben den Großen Fichtenborkenkäfer als den ‚eigentlichen Architekten des Nationalparks‘. Durch sein Wirken entstehe der Urwald von morgen, behaupten sie. Um die ständige Zunahme an Totholzflächen zu dokumentieren, führt die Nationalparkverwaltung alljährlich eine Luftbildbefliegung durch. Die Ergebnisse werden aber seit mehreren Jahre unter Verschluss gehalten. Deshalb hat die Bürgerbewegung zum Schutz des Bayerischen Waldes e.V. am 18. Mai 2016 das Gebiet überflogen und Luftaufnahmen gemacht.“ Diese wurden auf der Homepage der Bürgerbewegung veröffentlicht.
Die Formulierung „Kaputtgeschützt“ ist laut Dr. Franz Leibl einem mehrere Jahre zurückliegenden Stern-Artikel entnommen. „Sie ist reißerisch und polarisierend und hat mit der Wirklichkeit nur wenig zu tun“, wehrt sich der Chef der Nationalparkverwaltung. Die von der Bürgerbewegung aufgeworfene „Nullpunkt-These“ erwidert Leibl mit den Worten: „Der Hochlagenwald ist geprägt von großen Sturm- und Borkenkäferereignissen der vergangenen Jahrzehnte. Hier hat sich zwischenzeitlich auf großer Fläche eine bemerkenswerte Naturverjüngung eingestellt. Damit haben diese natürlichen Störereignisse den Hochlagenwald nicht auf einen Nullpunkt gesetzt, sondern eine flächige Waldverjüngung eingeleitet.“ Verschiedene Parameter wie zum Beispiel die Artenvielfalt, Waldstruktur, Totholzvorräte lassen Leibl zufolge bereits jetzt Anklänge an urwaldartigen Waldbeständen erkennen.
„Uns ist nich bekannt, dass Einsicht verweigert worden wäre“
Auch den Vorwurf, die Nationalparkverwaltung gebe den Anteil an Totzholzflächen in der sogenannten Naturzone nicht bekannt, will Leibl nicht unkommentiert lassen: „Die Behauptung der Bürgerbewegung, die Nationalparkverwaltung würde Daten der Luftbildbefliegung – aus dieser erschließen sich Störungsflächen wie Borkenkäfernester oder Windwürfe – unter Verschluss halten, ist eine unwahre Tatsachenbehauptung, da die Bilder und die hieraus gewonnenen Daten tatsächlich nicht unter Verschluss gehalten werden. Uns ist auch nicht bekannt, dass der Bürgerbewegung bzw. einem Mitglied dieses Vereins die Einsichtnahme in die Befliegungsaufnahmen verweigert worden wäre.“ Das Gegenteil sei der Fall. Zum einen würden die ausgewerteten Daten regelmäßig bei öffentlichen Vorträgen der Nationalparkverwaltung gezeigt und thematisiert. Zum anderen habe der stellvertretende Leiter der Nationalparkverwaltung, Professor Müller, in einem persönlichen Gespräch den Vorsitzenden der Bürgerbewegung explizit darauf hingewiesen, dass er jederzeit die Daten bei der Nationalparkverwaltung abrufen könne, so Leibl.
Ihm bleibt abschließend festzustellen: „Die reißerische und teilweise falsche bzw. tendenziöse Darstellung der Waldentwicklung im Nationalpark durch die Bürgerbewegung ist kein neues Thema.“ So wurde etwa in einem Schreiben der Bürgerbewegung an örtliche Politiker bereits 2002 darauf hingewiesen, dass in den Hochlagen des Alt-Nationalparkgebietes nach aller forstwirtschaftlichen Erkenntnis eine natürliche Erneuerung schlichtweg ausgeschlossen sei. „Jeder, der heute eine Lusenwanderung macht, sieht einen vital heranwachsenden Hochlagenwald. Von daher ist eine weitere Kommentierung des Faltblattes der Bürgerbewegung entbehrlich.“
Stephan Hörhammer
Was wollen eigentlich diese sogenannten „Naturschützer“ Waldsterben gab es laut Reisebericht einiger Kreistagsmitglieder von 1982 nach Böhmen, Isergebirge, Mähren und die Slowakei dort schon 1947 Bei mir können diese Leute den Reisebericht noch einsehen. Darin steht wörtlich:1947 bis 6000 ha betroffen. 1982 schon 40.000 bis 50.000 ha vollständig vernichtet. Isergebirge schon mehr als 100.000 ha geschädigt. Von 45.000 ha des Nationalparks Riesengebirge sind über 40.000 ha geschädigt! Starke Schäden wurden schon 1979 im Altvatergebirge im Adlergebirge und in den Beskiden beobachtet. Als Schadursachen wurden damals schon Luftverschmutzung und Abgase aus Kohlekraftwerken und Industrie festgestellt. Warum geben diese
so gescheiten Leute nun immer den Nationalpark die Schuld?