Regensburg. „Volksmusik ist doch einfach nur öde, langweilig und altbacken“ – eine Aussage, die Markus Fryzel so ganz und gar nicht teilen kann. Teilen will. Denn der 38-jährige Regensburger ist fest davon überzeugt, dass Volksmusik viel mehr ist als nur Humptata, Bierzelt und Caroline Reiber. Weshalb er Anfang des Jahres die Seite musikantenstammtisch.com ins Leben gerufen hat. Eine Plattform, mit der Fryzel Musikanten aus der Region zusammenführen, seine Begeisterung für die „echte“ Volksmusik zum Ausdruck bringen – und zeigen will, dass diese Art zu musizieren „nichts Uraltes ist, sondern etwas, das sich stets fortentwickelt“.
Nicht weniger als 37 Jahre mussten ins Land ziehen, bis der gelernte Energie-Elektroniker, Zeitungsredakteur, Mediengestalter und Webseiten-Entwickler zu dieser Erkenntnis gelangte. Auslöser dafür war „eine tragisch-schöne Geschichte“, wie Markus Fryzel erklärt. „Mein Vater Ewald wollte immer das Ziach spielen lernen – und hat immer gesagt: Irgendwann kauf ich mir noch eine.“ Doch soweit kam es nicht. Fryzels Vater schied mit 59 Jahren bereits früh aus dem Leben. Sein Tod inspirierte ihn jedoch dazu, ein Musikinstrument zu erlernen. Welches? Freilich die Ziehharmonika.
Denn mit ihr kann man „auf sehr einfache Weise die Leute unterhalten“, sagt der Regensburger, der sich selbst bis zu diesem Zeitpunkt als eher unmusikalisch betitelte. Bis auf einen kurzen und von wenig Erfolg gekrönten Ausflug in die Welt des Keyboards in seiner Jugendzeit hatte er somit in Sachen musikalischer Handwerkskunst nichts vorzuweisen. Doch seit gut einem Jahr ist er nun mit Feuereifer dabei, der Ziach Herr zu werden, sie zu studieren und sich die tonerzeugenden Knopf-Kombinationen einzuprägen. Nicht autodidakt, sondern unter professioneller Anleitung. Er ist fest davon überzeugt: „Wenn man ein Instrument spielen lernt, muss man das selbst wollen.“ Gezwungenermaßen geht’s meist in die Hose.
„Jeder, der Lust hat, kann bei uns mitschreiben“
Und um seine neu entdeckte Leidenschaft zu teilen, hat Markus Fryzel beschlossen, sie nicht nur für sich zu Hause, im stillen Kämmerlein, sondern auch virtuell auszuleben. „Dein Kalender für handgemachte Musik im Wirtshaus & Onlinemagazin für Volksmusik“, ist da auf seiner Seite musikantenstammtisch.com zu lesen. Dabei dreht sich alles um Volks-, Wirtshaus- und Blasmusik. Etwa in Form eines Kalenders, in den Musikanten, Mitglieder von Blaskapellen sowie alle Wirtshausvirtuosen – egal ob Profi oder Anfänger – über ein einfaches Formular kostenlos ihre Termine für die nächsten Auftritte eintragen können.
Ein weiteres Feature: Musikanten, die ihre Musik und ihre Band gerne mal auf musikantenstammtisch.com vorstellen möchten, haben die Möglichkeit, sich im Blog-Bereich der Seite verewigen zu lassen. Und das auf professionell-redaktionelle Weise – entweder von Markus selbst, oder einen seiner beiden Mitstreiter: ein Musikwissenschaftler sowie eine junge Blasmusikerin aus Regensburg, die sich ehrenamtlich und aus Spaß an der Freude an Fryzels Projekt schreiberisch beteiligen. Sein Team soll künftig weiter wachsen. „Prinzipiell kann jeder, der Lust hat, bei uns mitschreiben – egal, ob das ein Student am Salzburger Mozarteum ist oder jemand, der gerne auf Konzerte geht“, erklärt der 38-Jährige. „Sie brauchen also keine journalistische Ausbildung vorweisen, sondern einfach nur Bock am Schreiben und an der Volksmusik haben.“
Positives Feedback: „So etwas hat bislang gefehlt“
Seit dem Livegang seiner Homepage, die von der Hausbrennerei Penninger unterstützt wird, erfährt Markus Fryzel viel Zuspruch – und erntet durchwegs positives Feedback für sein Projekt, „zum Beispiel auch von professionellen Musikanten, die mir schreiben, dass so etwas bislang gefehlt hat“. Aktuell zählt seine Seite etwa 50 Besucher am Tag. Eine Zahl, die mit der Zeit weiter anwachsen soll – und auch wird. Davon ist der bärtige Harmonikaspieler fest überzeugt.
Ziel im redaktionellen Blog-Bereich des Magazins ist es, künftig drei Artikel pro Woche zu veröffentlichen. Auch Videopodcasts mit Video-Interviews aus der Volksmusik-Szene, direkt vor Ort auf Festivals wie dem „drumherum“ oder der „Brass Wiesn“ aufgenommen, schweben ihm außerdem vor. Sein Traum wäre es, unter der Ägide von musikantenstammtisch.com einmal einen „Offline-Musikantenstammtisch“ auszurichten, bei dem viele Freunde und Anhänger der Blas- und Volksmusik zusammentreffen. „Die Motivation ist da“, sagt Markus Fryzel. Und wer weiß, vielleicht wird sein Traum ja schon bald Wirklichkeit…
Stephan Hörhammer
Vielen Dank für das schöne Interview über http://www.musikantenstammtisch.com. Habt Ihr super gemacht! Wir freuen uns sehr!