München/Freyung. Starke Stimme, starke Frau – mit diesen Worten lässt sich Josepha Hanner wohl am trefflichsten beschreiben. 16 Jahre ist es nun her, dass sie ihre Heimatstadt Freyung verlassen – und die Beschaulichkeit des Bayerwalds gegen das mondäne Treiben der Münchener City eingetauscht hat. Gleich nach dem Abitur zog es sie, die bereits mit fünf Jahren klassische Querflöte und Klavier gelernt hat, hinaus in die Welt, damit sie ihrer größten Leidenschaft nachgehen und sie gleichzeitig zum Beruf machen kann: die Musik. „Sie gehört einfach zu meinem Leben“, sagt die heute 35-Jährige, die als selbstständige Querflöten- und Gesangslehrerin in Schwabing wohnt und arbeitet. Den Kontakt zur Heimat hat die alleinerziehende Mutter zweier Kinder nie abreißen lassen – und tritt auch noch ab und an in Freyung auf, etwa mit dem argentinischen Musiker Daniel Contrini oder dem von ihr geleiteten Münchener Frauenchor „Selma, Ruth & Caroline“. Dabei geht’s von „jazzig bis brasilianisch, von beschwingt bis leise“ zu…
Josepha Hanner hat nach ihrem Staatsexamen an der Münchener Hochschule für Musik und Theater, wo sie erfolgreich Lehramt Musik für Gymnasien studiert hat, ein Jahr in der brasilianischen Millionenstadt Rio de Janeiro verbracht. „Ich habe in einer Favela in Rio an einer Musikschule unterrichtet“, blickt sie gerne zurück auf eine ereignisreiche Zeit in Südamerika.
„Das alles hat mich bis heute nicht losgelassen“
Seitdem ist sie vom „Brasilien-Virus“ infiziert. „Ich mag das Klima und die Lebensfreude dort – obwohl’s manchmal sehr schwierig ist für die Menschen, ihren Alltag zu bewältigen.“ Besonders fasziniert ist sie von der Fähigkeit der Leute, wie sie ihr Leben mittels häufigem Improvisieren zu meistern gelernt haben. „Sie machen aus nichts irgendetwas.“ Live-Musik an nahezu jeder Ecke, dazu singende und tanzende Menschen sowie deren melödios-klingendes Portugiesisch tun ihr Übriges. Besonders hat es ihr der Bossa Nova angetan, eine Stilrichtung, die sich aus brasilianischem Samba und jazzigen Akkorden zusammensetzt. „Das alles hat mich bis heute nicht losgelassen“, erzählt sie und gerät dabei ins Schwärmen.
Und warum Budapest? Das hat etwas mit dem von ihr mitinitiierten a-capella-Frauenensemble „Selma, Ruth & Caroline“ zu tun, wie Josepha Hanner erklärt. Der Chor, der am Ende ihres Studiums in einem Keller der Messestadt-Ost gegründet wurde und bis heute unter ihrer Leitung steht, hat unter anderem den George-Ezra-Hit „Budapest“ im Repertoire, der auch in Freyung präsentiert wird. Ebenfalls mit im Gepäck haben die 15 Laien-Sängerinnen, die vier Stimmlagen beherrschen, bekannte Popsongs wie „Sweet Dreams“ von Annie Lennox oder den Soul-Klassiker „Son of a Preacher Man“ von Dusty Springfield.
„Doch es lässt sich auch hier ganz gut leben“
Nach ihrem zweijährigen Referendariat war Josepha Hanner für weitere zwei Jahre im Schuldienst tätig – bis sie schließlich gemerkt hat, „dass der Lehrerberuf nichts für mich ist“. Ihr Entschluss stand sogleich fest: raus aus der Schule – und hinein ins Berufsleben als selbstständige Gesangs- bzw. Musiklehrerin (Schwerpunkt: Querflöte). Mittlerweile hat sie sich als zertifizierte Gesangslehrerin (Ausbildung am Institute for Vocal Advancement) im Raum München etabliert. „Ich gelte zwar immer noch als Newcomer, aber das Geschäft läuft ganz gut“, zeigt sich die 35-Jährige zufrieden.
In den Bayerwald kommt die Wahl-Münchenerin nur noch gelegentlich – zu Besuch bei Opa und Oma (Künstlerin Gabi Hanner), wo sich ihre beiden Kinder vor allem am großelterlichen Garten erfreuen. Kontakt zu Musikerin aus dem Bayerwald hat sie nur spärlich – so etwa zum Freyunger Tobi Weber, ihrem ehemaligen Schulkollegen und aktuellen Percussionisten der Band „LaBrassBanda„. Sie selbst würde sich auch nach mehr als 15 Jahren in München nicht als Großstadtmensch bezeichnen – „doch es lässt sich auch hier ganz gut leben“.
Stephan Hörhammer