Teisnach. Die Elektromobilität setzt sich immer mehr durch. Zwischen die früher ausnahmslos dominierenden Verbrennerfahrzeuge auf den Straßen haben sich inzwischen auch einige E-Autos gesellt. In einigen Gemeinden sind die zur Verfügung gestellten Fahrzeuge ausgebucht. Dennoch gibt es weiterhin viele Kritiker was diese technische Neuerung betrifft, wie E-Wald-Geschäftsführer Otto Loserth erklärt. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht der 54-Jährige über den aktuellen Entwicklungstand „seines“ Unternehmens, über die Psychologie, die in diesem Zusammenhang sehr wichtig ist, und über das Ende des E-Wald-Projektes.
„Der technische Fortschritt wirkt sich auf den Preis aus“
Herr Loserth, blicken Sie bitte auf den aktuellen Entwicklungsstand der E-Wald GmbH.
Wir haben die 2012 gesetzten Projektziele mehr als übererfüllt. Damals hatten wir die Vorgabe, in den sechs Landkreisen 100 Ladesäulen zu installieren und 100 E-Autos auf die Straßen zu bringen. Inzwischen sind wir bei 200 Fahrzeugen und 150 Ladestationen angelangt.
Eine durchwegs positive Bilanz also?
Was diese Infrastruktur betrifft, ja. Aber auch die initiierten Forschungsprojekte konnten wir erfolgreich gestalten. So haben die Forscher der Technischen Hochschule Deggendorf, unter deren Federführung das Projekt läuft, einige Dinge entwickeln – zum Beispiel das oft zitierte Reichweiten-Modell. Als Fahrer bekommt man dabei ziemlich exakt anzeigt, wie weit man mit dem Auto überhaupt fahren kann. Das Problem, dass diese Angaben in den Bordinformationssystemen nicht immer zuverlässig anzeigt und meist vom Höhenprofil abhängig waren, konnte gelöst werden. In einigen Fahrzeugen der Flotte haben wir diese Technik bereits verbaut.
Zusammengefasst kann man also sagen: Das große Ganze ist erledigt, es werden nur noch letzte Feinheiten ausgearbeitet?
Genau. Auch wenn das Projekt ein stetig fortdauernder Prozess ist, der wohl nie aufhören wird. So sind inzwischen auch neuere Ladesäulen entwickelt worden, an denen mehr Fahrzeuge gleichzeitig „tanken“ können. Der technische Fortschritt wirkt sich indirekt auch auf den Preis aus. 2012 hat eine derartige Station mit weniger Technik mehr gekostet als jetzt. Ähnlich ist es übrigens auch bei den Fahrzeugen.
„Wir das Angebot nicht genutzt, wird es wegfallen“
Viele Autos der E-Wald-Flotte stehen bei den beteiligten Kommunen bereit. Wie werden diese angenommen?
Es stehen im gesamten Bayerischen Wald knapp 100 eCarsharing-Fahrzeuge zur Verfügung. Die Nutzung ist nach wie vor sehr unterschiedlich. In manchen Gemeinden werden die Autos sehr oft gebucht, weil die Verantwortlichen hinter diesem Projekt stehen. Die Stadt Freyung ist hier eines Vorzeigebeispiele. Leider gibt es aber auch Kommunen, in denen aufgrund der niedrigen Nachfragen nach Abschluss des Projektes wohl kein Fahrzeug mehr stehen wird. In diesem Zusammenhang ein Appell an alle Bürger: Wird das Angebot nicht genutzt, wird es wieder wegfallen.
Wie hat sich das Gefühl für Elektromobilität innerhalb der Bevölkerung gewandelt?
Es gibt immer noch Diskussionen rund um dieses Thema. Auch wenn es ein bisschen komisch klingt, aber das E-Wald-Projekt hat viel mit Psychologie zu tun. Unter Umständen möchten viele das, was sie bisher immer hatten – also die Verbrennungsmotoren – weiterhin behalten. Es liegt in der Natur des Menschen, dass sich viele nicht verändern wollen. Man muss aber auch ein bisschen weiterdenken. Wir fordern von der Politik, dass der CO2-Ausstoß vermindert wird. Gleichzeitig sind wir aber nicht bereit, selber was dafür zu tun. Das stimmt nicht zusammen.
… ist in diesem Zusammenhang die Elektromobilität das Allheilmittel?
Nein, sicherlich nicht. Aber es ist eine wesentliche Komponente, gerade in unserer Region, um an dieser Veränderung was die Umwelt betrifft teilzunehmen. Für uns ist Elektromobilität ein Gesamtkonzept, das dazugehörige Fahrzeug ist nur ein Teil davon. Man muss beachten: Die unabhängige Mobilität ist gerade im ländlichen Raum eine wichtige Sache. Dennoch muss – wie vorher bereits angesprochen – ein Umdenken stattfinden.
„Die Politik muss klare Regeln aufstellen“
Inwiefern ist man dabei von großen Automobilkonzernen abhängig?
Man kann nicht erwarten, dass die Industrie einen Sinneswandel innerhalb der Gesellschaft herbeiführt. Warum ist zum Beispiel der Katalysator eingeführt worden? Weil es ein entsprechendes Gesetz gegeben hat. Die Politik muss klare Regeln und Vorschriften hinsichtlich der Elektromobilität aufstellen.
In Sachen regenerative Energie ist man da schon weiter.
Ja, das stimmt. Es ist gut und richtig, dass es hier die Einspeise-Vergütungen gibt. Was passiert allerdings, wenn diese Einnahmen mal wegfallen? Was wird sein, wenn es für den erzeugten Strom keine Festvergütung mehr gibt? Mit jedem Liter Benzin verlässt Geld unsere Region. Fährt man ein E-Auto, tankt man Strom, der hier in der Region erzeugt worden ist – ein wichtiger Wirtschaftskreislauf für uns.
Themawechsel: Die Aufbauphase von E-Wald ist abgeschlossen?
Ja. Das Forschungsprojekt läuft definitiv zum Ende des Jahres aus. Die Infrastruktur ist aufgebaut. Nun müssen wir sie erhalten und betreiben. Das, was wir in den vergangenen Jahren gelernt haben, muss nun umgesetzt werden. Ab 2017 muss sich die E-Wald GmbH selber tragen. In dieser Hinsicht sind wir auf einem sehr guten Weg. Wir tragen die Idee nach außen, bereits ein Drittel unseres Geschäftes liegt außerhalb Bayerns. Uns beauftragen andere Regionen, die gerne ein ähnliches Netz wie im Bayerischen Wald hätten. Diese unterstützen wir beim Aufbau – und werden dafür auch bezahlt.
„Wir müssen künftig Geld verdienen“
Unsere Aufgaben werden sich in drei Zweige aufteilen. Erstens: Der Erhalt und der Betrieb der Infrastruktur im Bayerischen Wald. Zweitens: Die Durchführung ähnlicher Projekte in ganz Deutschland. Drittens: Es wird weiterhin Forschungen hinsichtlich der Elektromobilität geben, die wir übernehmen werden. Das alles wird aber nicht kostenlos geschehen. Wir werden künftig in diesen Geschäftsfeldern Geld verdienen und uns selbst tragen.
Wichtiger Schritt dabei ist die jüngst abgeschlossene Kooperation mit dem Bayernwerk. Wie sieht diese Zusammenarbeit aus?
Ziel der Kooperation ist die Förderung und der Ausbau der Elektromobilität. Das Bayernwerk hat uns auf Grund unserer Erfahrungen beim Thema Elektromobilität als ausführenden Partner gewählt. In den Kommunen, in denen der Stromversorger aktiv wird, werden zum Beispiel die Ladesäulen von uns geliefert, aufgestellt und betrieben.
Demnächst startet zudem die Pendler-Testphase.
Ja, genau. Wir wollen beweisen, dass einige Vorurteile wie die oft als ausbaufähig geltende Akkuleistung im Tagesbetrieb bereits jetzt keine Relevanz hat. Ein Pendler, der täglich zwischen zwei Standorten hin- und herfährt, ist da das Musterbeispiel. Aus diesem Grund werden wir mit dieser Gruppe eine Testphase starten. Es sollen Dinge geklärt werden wie das Zusammenspiel mit eventuellen Zwischenmietern und ob die Standzeit ausreicht, sodass der Akku wieder vollkommen geladen ist. Wir wollen Praxiserfahrungen sammeln. Interessierte können sich auf unserer Homepage informieren oder sich einfach formlos für die Teilnahme bewerben unter info@e-wald.eu.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.
Interview: Helmut Weigerstorfer
Ich muss sagen, das gefällt mir gar nicht, was ich hier lese.
Schon vor mehreren Wochen berichtete der Bayerische Rundfunk in seinen Nachrichten, dass das E-Wald Projekt als gescheitert angesehen werden muss. Zusätzlich wurde auch die Höhe der Fördermittel genann, die wir Steuerzahler dafür aufbringen mussten.
Grund des Scheiterns war die geringe Nutzung der Fahrzeuge, die in manchen Orten oft wochenlang herumstünden. Ebenso konnte so gut wie kein Tourist für die Nutzung gewonnen werden.
In Ballungsräumen werden die Bürger ohne eigenes Auto von Tag zu Tag mehr. Nur interessiert sich keiner dafür.
Mich ärgert, dass hier von allen Verantwortlich zugeschaut wird, wie Steuergeld so einfach versickert und mich ärgert noch mehr, dass hier einmal mehr die Chance vergeben wird, die moderne Mobilität, gerade auch für die ländliche Region voranzubringen.
Mobilität ist wichtig, Mobilität ist ein Grundrecht und das eigene Auto wird mehr und mehr zurückgedrängt werden.
Interssiert im Woid eigentlich keinen, hat ja fast jeder ein Auto. Zumindest jetzt noch.
Ich kenne keine Gemeinde, die auf Ihrer Internetseite das Projekt groß erwähnt, oder sogar unterstützt hätte.
Verantwortliches Handeln und Vorbereitung auf die Zukunft ist von einem modernen Politiker vielleicht zu viel verlangt.
Und Herrn Loserth kann man nur wünschen, dass er ohne echte Menschen, die sich in ein E- Auto hineinsetzen und es nutzen, genügend Geld verdient, damit das E-Wald Projekt nicht auf der Strecke bleibt.
Überraschenderweise habe ich ebenfalls vor ein paar Wochen erfahren, dass bei einer Woche Urlaub in Sankt Englmar das E-Auto kostenlos dazu erhältlich ist.
Haben Sie das gewusst?
[…] E-Wald zieht Bilanz: Mit 200 auf die Straße gebrachten E-Autos und 150 Ladestationen habe das Unternehmen die eigenen Ziele aus 2012 mehr als erfüllt, betont E-Wald-Chef Otto Loserth. Zudem habe man die Technik mit eigenen Forschungsprojekten weiter voran gebracht. Künftig müsse der Anbieter allerdings auf eigenen Beinen stehen – die Förderung laufe definifitv zum Jahresende aus. hogn.de […]
Hallo – wenn man die Energiewende und vernünftige Klimaziele erreichen will, dann müssen mehr solcher Projekte in den Markt.
Mit unseren eAuto Projekten, wie RUHRAUTOe und E-Carflex haben wir seit 2009 über 650 eAutos und Plug-in Fahrzeuge zugelassen.
Wir machen seit 1995 CarSharing und seit 2009 setzen wir eAutos ein. Ob mit oder ohne Fördermittel, hier machen wir weiter.
Freundliche Grüße.