Grafenau. „Wo steht denn bitteschön geschrieben, wie viele Tage vorher ein Maibaum gestohlen werden darf?“ Die Burschen, die am vergangenen Wochenende (Samstag um 1 Uhr nachts) den Maibaum der Stadt Grafenau entführt haben, verstehen die Welt nicht mehr. Mit einer derart „uncoolen“ Reaktion aus dem Rathaus hätten sie nach der ihrer Meinung nach brauchtsumskonformen „Geiselnahme“ nicht gerechnet. Denn nachdem Bürgermeister Max Niedermeier der Baum-Klau gemeldet wurde, forderte dieser von den Baum-Räubern, das „Diebesgut“ umgehend wieder an Ort und Stelle, den alten Bauhof, zurückzubringen. Der PNP gegenüber hat er dies mit den Worten begründet, dass der Maibaum „nicht zwei Wochen vor dem 1. Mai“ gestohlen werden dürfe.
„Wenn der Baum nicht bald zurück ist, gibt es eine Anzeige“
„Eine Woche davor, das gibt das Brauchtum her. Es könne nicht sein, dass man die Bäume schon kurz nach Ostern bewachen müsse“, kann der „richtig sauere“ Niedermeier, der sich persönlich (immer noch) nicht gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n äußern möchte, in der PNP rezitiert werden. Eine Ansicht, die die Entführer, die aus dem Raum Hohenau/Grafenau kommen und sich altersmäßig zwischen 17 und 20 Jahren bewegen, freilich nicht teilen. Immerhin sei das „Diebesgut“ ganze drei Wochen nach Ostern entwendet worden. Und außerdem: „Es gibt keine Regelung, die besagt, wie viele Tage oder Wochen vorher der Baum gestohlen werden darf bzw. nicht gestohlen werden darf“, sagt ein der Hog’n-Redaktion bekannter Sprecher der Maibaum-„Diebe“.
Eine kurze Internet-Recherche bestätigt diesen Eindruck: Weder das Portal „Brauchwiki“ noch „Die goldenen Regeln beim Maibaumstehlen“ beinhalten etwaige Angaben zum „richtigen“ Zeitpunkt des Klaus. Auch „das Einmaleins für Maibaum-Strategen“ gibt mit „Ende März bis Ende April“ keine konkrete, sondern eine nur grobe Richtung vor. „Der Kreuzberger Baum und auch der in Schönberg sind schon gestohlen worden“, unterstreicht der Sprecher die Richtigkeit des Vorgehens.
Zwei telefonische Verhandlungsgespräche habe es seit Samstag zwischen den „Tree-Jackern“ und dem Grafenauer Rathaus bereits gegeben, wie der 17-jährige Maibaum-Sprecher dem Hog’n mitteilt. Eins am Montag und eins am Dienstag. Beide Male hieß es: Der Maibaum muss wieder zurück. Und beim letzten Gespräch sogar: „Wenn der Baum nicht bald zurück ist, gibt es eine Anzeige.“
Wie ist diese vertrackte Situation noch zu retten?
Die Androhung einer Anzeige wegen Diebstahls kann Michael Pradl, geschäftsführender Beamter der Stadt, auf Hog’n-Nachfrage bestätigen. Es könne nicht sein, dass der Baum derart frühzeitig vor dem 1. Mai entwendet werde. Dies sei „unangemessen früh“ und somit nicht brauchtumsgerecht, bekräftigt auch Pradl nochmals die Worte Niedermeiers. Hinzu komme, dass das Grafenauer Exemplar ja bereits seit Weihnachten am alten Bauhof, also seit seiner Umlegung, gelagert werde. „Wir können den Baum dort nicht permanent bewachen lassen. Wir sind deshalb nicht bereit, die Auslöse zu zahlen.“ Diese würde sich auf 100 Liter Bier und „a g’scheide Brotzeit“ für jeden der „Diebe“ belaufen, so deren Forderungen.
Wie ist diese vertrackte Situation also noch zu retten? Wenn die Entführer den Baum wieder zurückbringen und ihn dann mindestens eine Woche vor dem 1. Mai nochmals stehlen würden, wäre nach Meinung des Grafenauer Rathauses alles korrekt und durch das Brauchtum abgedeckt. Dann würde die Auslöse auch bezahlt werden, so Pradl. „Der Baum soll auch noch in dieser Woche zurückkommen“, ist ihm seitens der Baum-Klauer bereits zugesagt worden.
Diese wollen sich Hog’n-Informationen zufolge jedoch noch intern beraten – zumindest ein Teil von ihnen. „Einige möchten es auf eine Anzeige ankommen lassen – andere würden ihn gerne wieder zurückgeben“, äußerte sich der Maibaum-Sprecher am Dienstagnachmittag. Wie die Grafenauer Maibaum-Affäre ausgeht? Wir bleiben an der Geschichte dran.
da Hog’n
Also ich muss sagen bei uns in der Umgebung, ich bin selbst bei uns im Ort im Burschenverein, (ca Süd- Osten von München) ist es üblich den Maibaum 6 Wochen zu bewachen, sprich der Baum kann prinzipiell schon ab Mitte März geklaut werden und theoretisch bis Ende April, allerdings herrscht weitgehensd eine stille Übereinkunft das man ihn nicht mehr klaut sobald er weis gestrichen ist.
Also sollen sich die Herrschaften aus dem Rathaus von Grafenau nicht so haben weil sie den Baum vielleicht 3 Wochen bewachen müssen!
Ich arbeite in Oberbayern, und unser Dorf-Maibaum steht bei uns auf dem Betriebsgrundstück. Das ist alle vier Jahre eine Aktion, bei der sämtliche 15 Vereine im 700-Einwohner-Dorf mitmachen.
Wir Vereinsvorstände beginnen bereits ein halbes Jahr vorher mit den Planungen: Wesentlicher Bestandteil ist, dass der Maibaum-Stifter den Baum spätestens (!) Anfang März fällt, solange der Boden noch fest und gut befahrbar ist.
Sobald der Baum dann geschlagen und an den Straßenrand gerückt ist, geht die gesamte Holzfällermannschaft erst mal bieseln und Brotzeit machen irgendwo.
Wenn sie dann zurückkommen, ist der Baum weg, und wir können in der Lokalzeitung eine Suchanzeige aufgeben.
Diese lange Vorlaufzeit ist sehr wichtig: Immerhin müssen wir uns mehrfach mit den Maibaum-Dieben auf ein Bier und eine Brotzeit treffen, um die Rückgabe-Konditionen auszumachen.
Beispielsweise müssen die Diebe den Baum entrinden, sauber vorstreichen und ordentliche Rauten draufmalen, bevor sie ihn schmücken. Da hat unser Obst-und-Gartenbauverein-Vorsitzender schon ein Auge drauf, dass nicht geschlampt wird mit Billig-Lack…
Und das dauert nun einmal seine Zeit – wer einen schönen Maibaum will, muss das einkalkulieren.
Dafür haben die Burschen, die uns den Maibaum gestohlen haben, auch wirklich gut zu tun, und die Mädchen im Dorf der Diebe helfen auch gern mit, die Kränze zu basteln :-)
In dieser langen Zeit der Vorbereitung lernen sich die Menschen aus unserem Dorf und dem Nachbardorf schon ein bisschen kennen, sodass dann beim Maibaumaufstellen ein wirklich schönes und friedliches Fest unter Freunden stattfindet.
Das sind die Vorteile, wenn man nicht unter Zeitdruck das Hudeln anfängt – es ist UNSER Brauchtum, dass das Maibaumaufstellen bei uns langsam, Schritt für Schritt und in bester Freundschaft voran geht.
Also ich weiß auch nicht! Ich war immer der Meinung ab dem 1. April darf der Maibaum ‚gestohlen‘ werden! Und ob es jetzt eine oder zwei Wochen vor dem 1. Mai ist, ist doch auch schon egal! Warum man jungen oder auch älteren Leuten so einen tollen Brauchtum vermiesen möchte kann ich mir nicht erklären! Auf der einen Seite wollen Sie du Kultur fördern und auf der anderen Seite sowas.. Blödsinn ist das!
Es is doch a schöne sach! So ziemlich jedes Dorf nimmt das in Kauf! Es ist ja auch lustig und mein Gott dann gibt Ma ihnen hald Bier und a Brotzeit! Sie helfen ja für gewöhnlich auch beim herrichten und aufstellen!
Meiner Meinung nach sollten Sie des a bisschen lockerer sehen! Sie bringen ja den Baum eh wieder zurück!
Und wenn es ihnen nicht passt, dann sollen sie sich doch einen Ort dafür aussuchen, an dem nicht in einer Woche 10 Feuerwehren stehen und darüber Bescheid wissen ;)
Jedes Jahr gibt es wieder irgendeinen Politiker der meint, einen Maibaum aufstellen zu müssen und dann wenn er zu doof ist um ihn zu bewachen wedelt er mit dem Gesetzbuch. Es gibt überhaupt keine Zeitangaben zu diesem Brauchtum. Wenn das Ding im Februar im Dorf liegt, dann kann er auch im Februar geklaut werden. Fertig aus. Wichtig is schlicht und einfach, das er innerhalb der Stadt- oder Dorfgrenzen liegt, denn sonst könnte man ihn auch nicht über das Ortsschild rausziehen. Wenn jemand zu faul ist, den Baum zu bewachen dann muss er ihn eben bis eine Woche vor dem Aufstellen im Wald liegen lassen denn das läuft dann unter Holzdiebstahl.
Was der Bürgermeister da vorhat ist unter aller Sau. Er verdreht alles zu seinen Gunsten nur damit er sich seinen Fehler nicht eingestehen muss. Ich wünsche dem Kerl das er nach Ende seiner Wahlperiode nie wieder ein politisches Amt bekleidet. Wenn er alle Probleme mit dem Holzhammer löst hat er in der Politik überhaupt nichts verloren.
So eine S****** macht mich rasend.
Also ich mein auch, das der Bürgermeister a seltsame Einstellung hat.
Ich würd ihm den Baum wieder geben, aber ich würd ihm den Maibaum aufs Rathausdach legen. Und nochmal würd ich ihn auch nicht klauen / dann ist der Witz weg.
Wer altes Brauchtum mit Füßen tritt, soll seinen Baum dann auch selber aufstellen.
Scheiss auf die Brotzeit
Wo samma denn?!?
Bürokraten halt! Dies stellt mit Sicherheit nicht die Meinung der Bevölkerung dar, für die ein Bürgermeister normal stehen sollte. Oder weiß man das nicht mehr.
Spießiger geht’s nimmer! Leben und leben lassen!
Ich finde die Vorgehensweise vom Grafenauer Bürgermeister eher schäbig.
Bei Brauchtum, das es seit Jahrzehnten gibt, mit dem Gesetzbuch wedeln…
Und gestohlen werden darf er, sobald er liegt.
Es kann doch niemand was dafür, wenn die Grafenauer ihren Maibaum bereits im Herbst umlegen!
Deshalb lässt man den Maibaum für gewöhnlich auch so lange wie möglich stehen, damit er nicht gestohlen wird.
Es gilt ja auch, wenn die Bestohlenen den Maibaum nich auslösen, wird daraus Brennholz gemacht. Ich würde schon mal die Motorsägen warmlaufen lassen.
Wahrscheinlich wird jetzt auch das Wasservögelsingen verboten.
Ist ja Ruhestörung an einem Feiertag..
Armes Bayern.
Langsam san mia nimma mia…
Also, es ist scho traurig, wenn das Brauchtum so mit Füßen getreten wird. Wenn um eine Brotzeit und entsprechend Bier dazu, schon so a Gaudi gemacht wird, dann müsst’ma für den armen Bürgermeister vielleicht mal sammeln gehen… Spaß beiseite, des ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Armutszeugnis für den Grafenauer Bürgermeister. Junge Leute leben das Brauchtum und werden dabei so ausgebremst! Armes Bayern….Aber eine Anzeige wäre ganz interessant, vielleicht holt der Richter den Herrn Bürgermeister von seinem hohen Ross!!!